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Krebsinfusionen: Bottroper Apotheker soll Krebs-Medikamente absichtlich verdünnt haben

Krebsinfusionen

Bottroper Apotheker soll Krebs-Medikamente absichtlich verdünnt haben

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    In Bottrop soll ein Apotheker Krebsmedikamente absichtlich falsch dosiert haben.
    In Bottrop soll ein Apotheker Krebsmedikamente absichtlich falsch dosiert haben. Foto: Patrick Pleul (dpa), Symbolbild

    In Bottrop steht ein Apotheker unter Betrugsverdacht. Er soll massenhaft Krebsmedikamente beim Zusammenmischen absichtlich zu niedrig dosiert haben. Patientenschützer fordern nun eine Ausweitung der Ermittlungen gegen den Pharmazeuten. Die Deutsche Stiftung Patientenschutz verlangt Untersuchungen wegen des Verdachts der Körperverletzung und der Körperletzung mit Todesfolge. Das Düsseldorfer Gesundheitsministerium hat sich in den Fall eingeschaltet. Das Landeszentrum Gesundheit NRW unterstütze die Ermittler durch Analysen von sichergestellten Medikamentenproben.

    Apotheker in Bottrop dosierte Krebsmedikamente wohl absichtlich falsch

    In mindestens 40.000 Fällen soll der Apotheker Infusionen zur Krebsimmuntherapie abweichend von den individuellen ärztlichen Verordnungen zu gering dosiert haben. Dabei habe er auch gegen Hygienevorschriften verstoßen. Mit den Kassen habe der Apotheker den vollen Betrag für die angeforderte Dosierung abgerechnet. Der finanzielle Schaden liege bei 2,5 Millionen Euro. Die Staatsanwaltschaft Essen ermittelt gegen den 46-Jährigen - allerdings geht es in den Ermittlungen bislang nur um Verstöße gegen das Arzneimittelgesetz.

    Die häufigsten Krebsarten in Deutschland

    Prostatakrebs: Er ist mit rund 65.000 Neuerkrankungen jährlich der häufigste bösartige Tumor bei Männern. Über 12.000 Männer sterben pro Jahr daran. Die Fünf-Jahres-Überlebensrate liegt zwischen 83 und 94 Prozent. Risikofaktoren: Männliche Geschlechtshormone sind mit dafür verantwortlich; genetische Vorbelastung.

    Darmkrebs nennt man alle Krebserkrankungen, die den Dickdarm, den Mastdarm oder den After betreffen. Mit 16 Prozent ist er die zweithäufigste Krebsart und mit zwölf bis 14 Prozent die zweithäufigste Krebstodesursache. Die Fünf-Jahres-Überlebensrate liegt zwischen 53 und 63 Prozent. Risikofaktoren sind Übergewicht, Bewegungsmangel, ballaststoffarme und fettige Kost, Alkohol, Tabak, erbliche Vorbelastung. Vorsorge ist ab dem 50. Lebensjahr kostenlos.

    Lungenkrebs ist in Deutschland sowohl für Männer als auch für Frauen die dritthäufigste Krebserkrankung. 32.500 Männer und 14.600 Frauen erkranken jährlich daran. Die Prognose für diesen Krebs ist nicht gut: 26 Prozent der erkrankten Männer und zwölf Prozent der Frauen sterben daran. Die Fünf-Jahres-Überlebensrate liegt zwischen 13 und 17 Prozent bei Männern, zwischen 13 und 19 Prozent bei Frauen. Risikofaktoren sind Rauchen, Asbest- oder Radonbelastung. Obst und Gemüse wirken sich schützend aus.

    Brustkrebs (bei Frauen) Über 60.000 Frauen erkranken daran. Im Schnitt sind sie dann 64 Jahre alt. Seit 1990 geht die Zahl der Erkrankten zurück. Die Fünf-Jahres-Überlebensrate liegt zwischen 83 und 87 Prozent. Risikofaktoren sind Kinderlosigkeit, ein höheres Alter bei der ersten Geburt, der späte Eintritt in die Wechseljahre, Einnahme der Pille, Alkohol, Rauchen, Bewegungsmangel.

    Die Behörde habe das Thema Körperverletzung aber im Blick, sagte Oberstaatsanwältin Anette Milk. Es könne derzeit aber nicht gesagt werden, welche Patienten falsche Rezepturen bekommen hätten. Es werde versucht, das in einem zweiten Schritt herauszubekommen. Es müsse letztlich nachgewiesen werden, ob ein Patient Schaden genommen habe.

    Zu niedrig dosierte Krebsmittel: Folgen für Patienten noch unklar

    NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) rät verunsicherten Patienten, sich an ihre behandelnden Ärzte zu wenden. "Die tatsächliche Dimension ist noch völlig offen", erklärte Steffens. Welchen gesundheitlichen Schaden der Apotheker angerichtet hat, ist offen. Krebsbetroffene und ihre Angehörigen stürze aber allein der Verdacht in eine furchtbare Situation. Es sei voraussichtlich nicht herauszubekommen, welche Patienten von fehlerhaften Infusionen betroffen waren und welche Auswirkungen das gehabt haben könnte, erklärte die Staatsanwaltschaft. Der Apotheker schweige.

    Nach Angaben der Patientenschützer gibt es in Deutschland rund 200 Onkologie-Schwerpunktapotheken. Sie versorgen Hunderttausende schwerkranker Krebspatienten, die schon eine Standardtherapie erfolglos erhalten haben. Dort werden Medikamente individuell hergestellt. "Ohne Zweifel funktioniert die Endkontrolle am Produkt nicht ausreichend", sagte Vorstand Eugen Brysch. 

    "Die derzeitige Informationsstrategie, Hilfesuchende mögen sich an den behandelnden Arzt oder das zuständige Krankenhaus wenden, wirkt unprofessionell", sagte Brysch. Das Ministerium müsse eine Anlaufstelle für die Betroffenen einrichten, forderte er. Die belieferten Arztpraxen und Krankenhäuser seien den Behörden bekannt. dpa

    Was Sie über Krebs wissen sollten

    Statistisch gesehen entwickelt jeder dritte Europäer im Laufe seines Lebens Krebs. In Deutschland erkranken etwa 395.000 Menschen jährlich neu, etwa 210.000 Menschen sterben an der Krankheit.

    Der Ausdruck Tumor wird als Überbegriff für gut- und bösartige Geschwülste verwendet.

    Von Tumoren werden sogenannte Systemerkrankungen unterschieden, wie Blutkrebs (Leukämie) oder Lymphdrüsenkrebs.

    Tumore gehen auf krankhafte Veränderungen zurück, die eine gesunde Zelle in eine unkontrolliert wachsende Zelle umwandeln.

    Gemäß den aktuellen Zahlen der Deutschen Krebsgesellschaft ist bei Männern die häufigste Krebsart mit jährlich rund 63.000 Erkrankungen Prostatakrebs. Bei Frauen ist dies Brustkrebs mit jährlich rund 70.000 Erkrankungen. Danach folgen Darmkrebs, Lungenkrebs, Harnblasenkrebs und Magenkrebs.

    Eine Form der Krebstherapie ist die Operation. Voraussetzung ist die frühzeitige Erkennung des Tumors. Neue Techniken wie Laserchirurgie und Endoskopie ermöglichen schonendere Operationen als noch vor Jahren.

    Die Chemotherapie ist die medikamentöse Behandlung von Krebserkrankungen. Dabei werden Stoffe verwendet, die ihre schädigende Wirkung möglichst gezielt auf bestimmte krankheitsverursachende Zellen beziehungsweise Mikroorganismen ausüben und diese abtöten oder in ihrem Wachstum hemmen.

    Die molekularbiologische oder auch zielgerichtete Krebstherapie ist ein junger Ansatz bei der Behandlung von Krebs. Während die Chemotherapie eher unspezifisch wirkt und auch gesunde Zellen schädigt, können durch neue Wirkstoffe Krebszellen zielgenau angegriffen werden.

    Bei bösartigen Tumoren kommt häufig auch die Strahlentherapie zum Einsatz. Vorwiegend wird Gammastrahlung, Röntgenstrahlung oder Elektronenstrahlung verwendet.

    Etwa zwei Drittel aller Krebserkrankungen werden durch Nikotinsucht, falsche Ernährung und Risikofaktoren in der Umwelt hervorgerufen. Neben gesunder Ernährung und Sport gilt ganz allgemein „bewusstes Leben“ als eine gute Methode der Krebsprävention.

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