Tumoren in Gehirn und Hals: Am Samstag überbrachten Ärzte dem Motörhead-Sänger Lemmy Kilmister diese Diagnose. Zwei Tage später war er tot. Prof. Dr. Lars Bullinger ist Spezialist für Onkologie an der Uniklinik Ulm.
Herr Prof. Bullinger, kann ein Hirntumor einen Menschen so schnell töten?
Bullinger: Ja, wenn das ein großer Tumor ist, der plötzlich einblutet oder ein wichtiges Gefäß abdrückt, kann das ein ähnliches Bild geben wie ein großer Schlaganfall, der auch tödlich verlaufen kann.
Kilmister soll in den Wochen vor der Diagnose schon Probleme beim Sprechen gehabt haben. Hätte er womöglich gerettet werden können, wenn er früher zum Arzt gegangen wäre?
Bullinger: Ja, das ist in solchen Fällen leider meist so, dass Patienten länger merken, dass etwas nicht stimmt – und erst zum Arzt gehen, wenn es zu spät ist. So, wie ich die Medienberichte interpretiere, litt Kilmister wahrscheinlich an einem Halstumor, der ins Gehirn gestreut hat. Wenn man das früh erkennt, kann man operieren oder mit Strahlentherapie behandeln. Das kann mehr Lebenszeit verschaffen. Heilung ist in solchen Fällen aber leider meist nicht mehr möglich.
Wie erkennt man, dass man einen Tumor oder Metastasen im Gehirn hat?
Bullinger: Sprachprobleme können ein Anzeichen sein, Kopfschmerzen, Krampfanfälle oder Lähmungserscheinungen. Kilmister sieht auf Fotos aus den letzten Wochen auch sehr abgemagert aus. Das kann ebenfalls ein Zeichen dafür sein, dass der Tumor schon länger aktiv war. Wäre er früher zum Arzt gegangen, könnte er womöglich noch mehrere Monate oder sogar Jahre leben.
Der Motörhead-Sänger war nicht gerade für gesunden Lebenswandel bekannt. Erhöht das das Risiko für Hirntumoren?
Bullinger: Alkohol und Zigaretten erhöhen grundsätzlich das Krebsrisiko. Sie können zu Tumoren auch im Kopf- und Halsbereich führen – und die metastasieren gern ins Gehirn.