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Konklave: Kardinal Kasper: Der Andersdenker

Konklave

Kardinal Kasper: Der Andersdenker

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    Kardinal Walter Kasper wurde einst von Kardinal Joseph Ratzinger für einen reformerischen Hirtenbrief gerügt. Nun wird er dessen Nachfolger im Papstamt küren.
    Kardinal Walter Kasper wurde einst von Kardinal Joseph Ratzinger für einen reformerischen Hirtenbrief gerügt. Nun wird er dessen Nachfolger im Papstamt küren. Foto: Fredrik von Erichsen, dpa

    Eigentlich wollte Kardinal Walter Kasper seinen 80. Geburtstag am vergangenen Dienstag ganz anders feiern. Mit einem Empfang in Wangen im Allgäu und seiner Schwester, die dort wohnt. Stattdessen musste er in Rom bleiben: Der Deutsche ist der älteste Kardinal, der den neuen Papst im Konklave wählen darf. Am Tag des Rücktritts von Benedikt XVI. war er gerade noch 79 Jahre alt – wäre er fünf Tage früher geboren, hätte er nicht mehr abstimmen dürfen.

    Walter Kasper war Vertrauter von Papst Johannes Paul

    Seiner Heimat Baden-Württemberg ist Kasper stets treu geblieben: In Heidenheim geboren und in Wangen aufgewachsen, verbringt er Ostern und Weihnachten bis heute im Benediktinerkloster Beuron bei Sigmaringen. In Rom hat er großen Einfluss. Das liegt vor allem am Vertrauen, das Papst Johannes Paul II. in ihn setzte, als er ihn 1999 nach Rom holte, 2001 zum Kardinal erhob und zum Zuständigen für die Ökumene ernannte.

    Das ist der Vatikan

    Der Vatikan (amtlich Vatikanstadt) ist eine Absolute Wahlmonarchie Der Papst ist als Bischof von Rom ex officio Staatsoberhaupt.

    Der Vatikan ist eine Enklave innerhalb des Stadtgebiets Roms. Seine Fläche beträgt 0,44 Quadratkilometer.

    Amtssprache ist Italienisch und Latein. Bei der Schweizergarde ist auch Deutsch offizielle Sprache.

    Die Flagge besteht aus zwei nebeneinander angeordneten Feldern – eines in Gelb, eines in Weiß. Das weiße Feld trägt die Päpstliche Tiara (Krone) und die gekreuzten Schlüssel.

    Nationalfeiertag ist der Jahrestag der Papstwahl, unter Benedikt XVI. der 19. April.

    Die Nationalhymne wurde von Charles Gounod komponiert. 1993 gab es dafür einen neuen lateinischen Text: „Glückliches Rom, edles Rom, du bist Sitz des Petrus, der in dieser Stadt sein Blut vergoss und dem die Schlüssel des Himmelreiches übergeben wurden.“

    Die Schweizergarde sorgt seit 1506 für die Sicherheit des Papstes und ist mit ihren 110 Mann die kleinste und zugleich älteste Armee der Welt. Zudem gibt es eine Vatikan-eigene Polizei, den Corpo della Gendarmeria.

    Der Vatikan verfügt über einen Bahnhof und einige hundert Meter Schienenstrecke, die aber fast ausschließlich für den Transport von Gütern genutzt wird. Zudem gibt es rund 50 Straßen sowie einen Hubschrauberlandeplatz.

    Die Vatikanstadt besitzt ein eigenes Münzrecht und gibt auch eigene Briefmarken heraus, die bei Sammlern sehr begehrt sind. Der Euro ist die offizielle Währung. Das Metallgeld wird beim italienischen Münzamt geprägt.

    Grundlage für die Entstehung des Staates „Vatikanstadt“. Sie wurden am 11. Februar 1929 zwischen dem Heiligen Stuhl und Italiens faschistischem Diktator Benito Mussolini unterzeichnet. Das Abkommen sichert die Eigenständigkeit der Vatikanstadt

    Kaspers wissenschaftliche Karriere begann in Tübingen und München, wo er Theologie und Philosophie studierte – unter anderem bei Papst-Kritiker Hans Küng. Wie Joseph Ratzinger, der spätere Papst Benedikt XVI., machte er sich schnell einen Namen.

    Damaliger Kardinal Ratzinger wies Walter Kasper zurecht

    Stichwort Sedisvakanz

    Mit dem Ende des Pontifikats von Papst Benedikt XVI. beginnt am 28. Februar um 20 Uhr die Zeit der Sedisvakanz.

    Das ist die Zeit, in der das Amt des Papstes nicht besetzt ist - normalerweise vom Tod des Kirchenoberhaupts bis zur Wahl seines Nachfolgers.

    Der Begriff kommt aus dem Lateinischen und heißt wörtlich übersetzt «leerer Stuhl». Nach kirchlichem Verständnis sitzt der Papst auf dem Stuhle Petri.

    Der Glaubenslehre zufolge ist der Papst der Nachfolger des Apostels Petrus, den Jesus von Nazareth nach dem Matthäus-Evangelium als ersten Kirchenführer eingesetzt hatte.

    Während der Sedisvakanz leitet das Kardinalskollegium die Kirche. Seine Befugnisse sind aber auf Aufgaben und Entscheidungen beschränkt, die nicht aufgeschoben werden können.

    Von Päpsten erlassene Gesetze dürfen in dieser Zeit nicht korrigiert oder abgeändert werden. Die zwischenzeitliche Verwaltung der Kirche übernimmt der Kardinalkämmerer (Camerlengo) mit drei Kardinal-Assistenten.

    Das Kardinalskollegium bereitet vor allem die Wahl des neuen Papstes vor. Während der Sedisvakanz werden spezielle Münzen und Medaillen geprägt.

    Schon mit 31 Jahren wurde Kasper in Münster Professor für Dogmatik, 1970 kehrte er zurück nach Tübingen. Dorthin war vier Jahre zuvor auch Ratzinger gewechselt. Ihre Wege ähneln sich, die Denkweisen keinesfalls immer. Zu Kaspers theologischer Überzeugung gehört die Freiheit als Grundgedanke des Glaubens. In einer Rede im August 2006 sagte er: „Der kirchliche Glaube ist keine Linie, er ist eher einem weiten Meer, einem riesigen Ozean zu vergleichen.“

    Als streitbarer Kirchenmann eckte Kasper auch an. 1993 setzte er sich als Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart in einem Hirtenbrief mit dem Freiburger Erzbischof Oskar Saier und Bischof Karl Lehmann aus Mainz dafür ein, wiederverheiratete Geschiedene zur Kommunion zuzulassen. Das missfiel nicht nur Kurienkardinal Joseph Ratzinger, der die drei dafür heftig zurechtwies.

    Kardinal Kasper erwartet "neue Epoche"

    Das Gespräch mit anderen Konfessionen empfindet Kasper als bereichernd. Bis zu seinem Ruhestand im Jahr 2010 war er Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen – und erreichte Annäherungen vor allem zu den Juden und den Ostkirchen.

    Sein Begriff von Freiheit ließ ihn auch klare Worte zu den massiven Missbrauchsfällen finden. In einem Interview sagte er kürzlich, die katholische Kirche stehe nicht so glänzend da wie zur Papstwahl 2005. Trotz seines Alters denkt er moderner als viele seiner Kardinalskollegen. Seine Meinung zum künftigen Papst? „Jetzt erwarte ich eine neue Epoche“, sagte er.

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