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Kommentar: Twitter und Facebook müssen Trumps Profile löschen, um Leben zu schützen

Kommentar

Twitter und Facebook müssen Trumps Profile löschen, um Leben zu schützen

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    Donald Trump wiegelt seine Anhänger auf - auch über Twitter und Facebook.
    Donald Trump wiegelt seine Anhänger auf - auch über Twitter und Facebook. Foto: Evan Vucci, AP/dpa

    Wer am frühen Donnerstagmorgen deutscher Zeit auf das Twitterprofil des amtierenden US-Präsidenten klickt, dem springen zwei Hinweise des Netzwerks entgegen: „Dieser Tweet ist nicht mehr verfügbar, weil er gegen die Twitter-Richtlinien verstoßen hat.“ Unter den gelöschten Botschaften befindet sich auch das Video, in dem Donald Trump seine Anhänger ein bisschen zur Räson aufgerufen, vor allem aber den Vorwurf wiederholt hat, die Wahl Joe Bidens zum US-Präsidenten sei korrumpiert gewesen. Auch Facebook hat das Video mittlerweile gelöscht.

    Twitter hat Beiträge von US-Präsident Donald Trump gelöscht.
    Twitter hat Beiträge von US-Präsident Donald Trump gelöscht. Foto: Twitter

    Nun könnte man sagen: Ist doch toll, dass sich die Netzwerke ihrer Verantwortung bewusst werden und handeln. Nur: Das Handeln erfolgte viel zu spät und viel zu halbherzig. Der Hass hätte viel früher nicht nur markiert, sondern direkt gelöscht werden müssen. So wie der ganze sonstige Hass auch, der seit Jahren im Netz geteilt wird. Gerade Trumps Tiraden und Eskapaden verbreiten sich im Netz schneller, als Facebookchef Mark Zuckerberg das Wort „Verantwortung“ aussprechen kann. Wie ernst er und Jack Dorsey (Twitter) es wirklich mit ihrem Kampf gegen Gewalt meinen, müssen sie schnell unter Beweis stellen. Und die Profile von Trump sperren.

    Wie ernst nimmt Facebook-Chef Mark Zuckerberg den Kampf gegen Hass?
    Wie ernst nimmt Facebook-Chef Mark Zuckerberg den Kampf gegen Hass? Foto: Kay Nietfeld, dpa

    Die USA waren natürlich schon lange vor Donald Trump gespalten. Aber er hat Gewalt gegen Andersdenkende legitimiert. Oft mit 140-Zeilen-Botschaften auf Twitter, oft mit wild ins „Was machst du gerade“-Fenster gehackten Nachrichten auf Facebook. Die Netzwerke haben viele Jahre lang dabei zugesehen, wie Trump sich und seine Anhänger, unter ihnen viele Verschwörungsideologen, die jeden Mist auf YouTube konsumieren, immer weiter radikalisiert hat. Facebook und Twitter sind seine mächtigsten Instrumente zur Mobilisierung. Über sie hatte Trump am Mittwoch auch zum Marsch zum Kapitol aufgerufen. Am Ende des Tages gab es vier Todesopfer zu beklagen. Die Welt spricht von einer „Schande für die USA“.

    Nach Sturm auf Kapitol: Facebook und Twitter sollten Profile von Donald Trump sperren

    Hauptverantwortlicher ist in solch einem Fall immer der Absender der Botschaft. Donald Trump hat Blut an seinen Händen. Das mag martialisch klingen, ist aber keine Übertreibung. Er wusste, zu was seine Anhänger, gerade die Proud Boys, in der Lage sind. Mit verantwortlich sind aber auch die Macher von Twitter, Facebook und Google, die dem Hass aus rein monetären Erwägungen heraus freien Lauf gelassen haben. Die Netzwerke belohnen Beiträge, die geliked, kommentiert und geteilt werden, mit noch mehr Reichweite. Das ist das Wesen ihrer Algorithmen. Deshalb verbreitet sich auch jede Falschnachricht um ein Vielfaches besser als jede Berichtigung.

    Facebook war schon häufig in der Kritik.
    Facebook war schon häufig in der Kritik. Foto: dpa

    Mit Reichweite machen die Netzwerke sehr viel Geld, weil sie sie an Werbetreibende verkaufen. Facebook und Co. sind Profiteure des Hasses. Einige Unternehmen hatten 2020 bereits zum Boykott der Netzwerke aufgerufen - aber auch schnell wieder Werbung geschaltet. Diese Initiative sollte endlich nachhaltig sein. Ein massenweises Ignorieren von Werbetreibenden wäre wahrscheinlich das Einzige, was Zuckerberg und Co. wirklich zum Umdenken bringen würde.

    Facebook und Twitter müssen bei Donald Trump von ihrem Hausrecht Gebrauch machen

    Kritiker werden nun schnell wieder die Zensurkeule schwingen. Das Löschen und Markieren von Botschaften oder das Löschen vor Profilen ist in diesen Fällen aber gar keine Zensur. Es ist erstens das Ausüben von Hausrecht. Und zweitens eine Pflicht, um Menschenleben zu schützen. Das gilt nicht nur im Falle eines verrückten US-Präsidenten. Das gilt für Menschen gleich welcher Couleur, die zu Gewalt aufrufen oder Hass verbreiten. Twitter und Facebook sind an anderer, harmloserer Stelle doch auch schnell dabei, wenn es um die Sperrung von Profilen geht. Bei Trump sollten sie mutig genug sein und endlich ihre eigenen Richtlinien ernst nehmen. Die besagen nämlich: Bei mehrfachen Verstößen werden Profile gesperrt.

    Immer mehr Menschen nutzen Telegram.
    Immer mehr Menschen nutzen Telegram. Foto: Catherine Waibel, dpa

    Natürlich sind die Probleme dieser Welt nicht beseitigt, wenn Facebook und Twitter entschiedener gegen diese Populisten vorgehen. Da darf sich keiner was vormachen. Mobilisierung findet zunehmend auf Telegram oder im Dark Social (in geschlossenen Gruppen und Privatchats) statt. Hass verschwindet nicht, nur weil er auf großen Plattformen nicht mehr sichtbar ist. Und doch wäre es ein wichtiger Beitrag, wenn diesem Feind der Demokratie zumindest seine mächtigsten Instrumente zur Mobilisierung genommen würden. Nicht, weil er unliebsame Botschaften herausposaunt. Sondern weil es gilt, Demokratie und Menschenleben zu schützen.

    Zumindest vorübergehend werden Trumps Profile nun gesperrt: Nach Sturm auf Kapitol: Facebook und Twitter sperren Donald Trump 

    Aktuelle Entwicklungen rund um die Ereignisse in den USA können Sie live in unserem Ticker verfolgen.

    Auf dieser Seite finden Sie unsere Artikel zum Sturm auf das Kapitol in den USA.

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