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Kommentar: Ist Wacken nur noch ein Metal-Zirkus?

Kommentar

Ist Wacken nur noch ein Metal-Zirkus?

Markus Bär
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    Vom Altenheim zum Heavy-Metal-Festival: Das "Haus am Park" in Heide, in dem die Senioren leben, macht bereits zum sechsten Mal einen Ausflug nach Wacken.
    Vom Altenheim zum Heavy-Metal-Festival: Das "Haus am Park" in Heide, in dem die Senioren leben, macht bereits zum sechsten Mal einen Ausflug nach Wacken. Foto: Axel Heimken, dpa

    Alle Jahre wieder, immer Anfang August, überschlagen sich viele Medien nachgerade vor Begeisterung für ein Musik-Spektakel, das hoch im Norden der Republik stattfindet: Wacken. Wem dieser Begriff nichts sagt, nur soviel: Es ist mit 75000 bezahlten Eintrittskarten das größte deutsche Metal-Festival (nein, es ist entgegen vielen Gerüchten nicht das größte Metalfestival der Welt), es ist in der Regel schon ein Jahr vorher komplett ausverkauft und sein Name leitet sich von der 2000-Einwohner-Gemeinde Wacken ab, wo sich das Ganze abspielt.

    Wacken ist seit Jahren Kult. Nunmehr findet es zum 30. Mal statt. Auch kulturbeflissene TV-Sender wie Arte machen keineswegs einen Bogen um diese sehr dezibellastige Veranstaltung. Und alle Jahre wieder sind Filmbeiträge über Fans zu sehen, die unentwegt den Metalgruß, die sogenannte Pommesgabel recken, „Wacköööön“ grölen, eine Dauersymbiose mit Bier und Spirituosen bilden, sich nackt im Schlamm wälzen und in immer noch bekloppteren Outfits anreisen.

    Wacken-Festival: Fans sehen aus wie Wikinger - sind aber friedlich und tolerant

    Die Hälfte von ihnen stammt aus dem Ausland, in Wacken können problemlos auch brasilianische oder nigerianische Metalfans ausgemacht werden. Viel Zuspruch findet das Festival allerdings vor allem aus (dem relativ nahe gelegenen) Skandinavien, von woher auch sehr viele namhafte Metalbands kommen. Nicht verwunderlich, steht doch vielen Metaljüngern Odin oft wesentlich näher als Jesus.

    Und deshalb sehen viele von ihnen wohl auch aus wie Wikinger. Gleichwohl sind sie nicht ansatzweise so gefährlich wie dereinst Thors Söhne. Metalfestivals gelten als besonders friedlich, trotz zumeist deutlichen Männerüberschusses. Es geht sehr tolerant zu. Selbst wer sich mit Mitte 70 dazu entscheiden würde, ein Schwermetaller zu werden, kann sich sicher sein, dass auch er noch auf einem Festival herzlich mit einem Bierchen und einem „Nimm Platz!“ im Campingstuhl willkommen geheißen wird.

    Was tut etwa NDW-Legende Joachim Witt in Wacken?

    Allerdings ist in der Metal-Community in den vergangenen Jahren immer wieder Kritik am W:O:A (Wacken Open Air, so der korrekte Name) laut geworden. Die Eintrittspreise (2019 liegen sie bei 220 Euro für ein reguläres Ticket) steigen und steigen. Zugleich kauft man die Katze im Sack. Denn man muss schnell sein, wenn man Tickets fürs nächste W:O:A kriegen will. Aber dann stehen die Bands fürs nächste Jahr noch gar nicht fest.

    Manches Jahr kriegt man einen echten Top-Headliner wie etwa Rammstein (2013) oder Iron Maiden (2016) serviert (an dieser Stelle geht es jetzt nicht um Musikgeschmack). Den sucht man aber heuer – immerhin zum 30-Jährigen – wieder einmal vergebens. Sabaton, Slayer, Powerwolf oder Saxon etwa fungieren aktuell als Headliner – aber das sind keine echten Top-Headliner. Zudem sind in Wacken Bands auf der Bühne, bei denen man sich – für ein Metalfestival – schon sehr wundern muss: die Neue Deutsche Welle-Legenden Extrabreit oder Joachim Witt. Oder – wie 2018 – die New Wave-Band Fisher Z.

    Im Publikum finden sich zudem Gäste, die daheim so gar nichts mit Metal zu tun haben und für die Wacken einfach in erster Linie ein exotischer Ausflug ist. Nicht wenige Metalanhänger halten Wacken nur noch für einen Metal-Zirkus. Und suchen Alternativen. Wie etwa das „Summerbreeze“ im fränkischen Dinkelsbühl, sozusagen das süddeutsche Wacken. Da gibt es auch Pommesgabeln. Es kostet aber nur knapp die Hälfte.

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