Die Polizei nahm ihn nachts fest. Vor der Tonhalle im schweizerischen St. Gallen standen die Ermittler und warteten auf Karl Dall. Es war der 3. November. Bei seinem Stück „Der Opa“ hatte der 72-jährige Komiker zuvor auf der Bühne noch Witze gerissen. Dann traf er sich laut Bild mit der Sängerin Paola, der Witwe von Kurt Felix. Gegen 23.15 Uhr verließ er die Halle. Und die Handschellen klickten.
Journalistin zum Sex gezwungen?
Der Vorwurf: Verdacht auf Vergewaltigung. Das bestätigte gestern die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Zürich, Corinne Bouvard, gegenüber unserer Zeitung. Eine Schweizer Journalistin behauptet, der Komiker habe sie zum Sex gezwungen. 43 Jahre alt soll die Frau Medienberichten zufolge sein.
Karl Dall weist alle Vorwürfe entschieden zurück. In einem offenen Brief an „Freunde und Nachbarn“ beschreibt er seine Sicht der Dinge: Nur ein einziges Mal, am 5. September, habe er die Frau in Zürich getroffen. Nach einem Auftritt in der Talkshow „Aeschbacher“ habe er dort „beruflichen Kontakt“ mit der Journalistin gehabt. Auf Drängen der Frau seien die beiden auf ihr Hotelzimmer gegangen, sagte Dalls Anwalt Marc Engler gestern gegenüber Journalisten. Zu sexuellen Handlungen sei es aber nicht gekommen. „Die Dame war sehr offensiv, aber Herr Dall wollte den Avancen nur ein Ende bereiten.“
Die Frau hingegen behauptet, der Komiker habe sie an jenem Septemberabend in dem Hotelzimmer vergewaltigt. Vier Tage lang sitzt Karl Dall deshalb im Züricher Gefängnis in Untersuchungshaft. Er streitet alles ab. Am vierten Tag befragen die Ermittler ihn und das angebliche Opfer gemeinsam. Nach diesem Gespräch lassen sie Dall frei. Bouvard sagt: „Aus der Haft entlassen wurde er, weil der Haftgrund der Verdunkelungsgefahr nicht mehr bestand. Das Verfahren läuft aber weiter.“
Schon am Abend nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis, am 7. November, stand Karl Dall in Halle vor 500 Zuschauern wieder auf der Bühne.