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Kolumbien: Entführung: Deutsche Rentner sind in Kolumbien ein Faustpfand

Kolumbien

Entführung: Deutsche Rentner sind in Kolumbien ein Faustpfand

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    Video der entführten Deutschen
    Video der entführten Deutschen

    Die Entführung von zwei deutschen Rentnern auf Weltreise in Kolumbien soll nach Einschätzung von einheimischen Experten die Beteiligung an Friedensgesprächen mit der Regierung erzwingen. Video der entführten Deutschen

    Rebellengruppe ELN hat etwa 2500 Kämpfer

    Diese Strategie der linksextremen Rebellengruppe ELN, die sich zu der Entführung der Brüder bekannte, sei aber riskant. Die Nationale Befreiungsarmee (ELN, Ejército de Liberación Nacional) verfügt im 48. Jahr ihrer Existenz über rund 2500 Kämpfer.

    Sie hat derzeit fünf Ausländer in ihrer Gewalt. Außer den beiden Deutschen sind dies zwei Peruaner und ein Kanadier, die für eine Bergbaufirma im Nordosten Kolumbiens tätig waren. Die zweitgrößte Guerillagruppe des südamerikanischen Landes beteuert parallel zu den Entführungen, sie sei bereit, sich an den im November in Kuba begonnenen Friedensgesprächen zwischen der Regierung und der größten Rebellenbewegung, der FARC, zu beteiligen.

    Entführungen sollen Aufmerksamkeit auf Friedensgespräche ziehen

    León Valencia, Direktor des Instituts Nuevo Arco Iris und Experte für den kolumbianischen Bürgerkrieg, ist sich sicher: "Eines der Ziele der ELN ist, Aufmerksamkeit auf die Friedengespräche zu ziehen, an denen sie teilnehmen will. Aber das Mittel der Entführung ist sicher kein guter Weg, um am Verhandlungstisch Platz zu nehmen."

    Auch für den Sicherheitsfachmann Jairo Libreros, ist es "eine Fehlentscheidung" der ELN, mit der Entführung von Zivilisten und Ausländern fortzufahren, um auf sich aufmerksam zu machen. "Sie setzt darauf, mit politischen Geiselnahmen Vorteile auf der internationalen Ebene zu erlangen, aber sie irrt damit", sagt der Universitätsprofessor.

    ELN soll Verzicht auf Entführungen erklären

    Der Politikwissenschaftler Valencia, der selbst mehr als 20 Jahre zur ELN-Guerilla gehörte, geht davon aus, dass Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos darauf bestehen wird, dass die Gruppe als Vorbedingung für Verhandlungen ein Themengerüst akzeptiert und den endgültigen Verzicht auf die Entführung von Zivilisten erklärt. Beiden Bedingungen hatte die FARC zugestimmt. "Offenbar hat die Regierung die Kontakte mit der ELN im Oktober abgebrochen, und die Entführungen sind nun die Replik."

    Goldminen, Erpressungen und Benzinschmuggel

    Die Guerilleros der ELN fühlten sich nämlich gerade gestärkt, weil sie mit der illegalen Ausbeutung von Goldminen, Erpressungen und dem Benzinschmuggel im Grenzgebiet zu Venezuela, wo ihre Operationsbasen liegen, neue Einnahmequellen erschlossen hätten. "Neuerdings hat sie wieder große Lagerplätze, Waffenvorräte, Uniformen und die Stärke, Operationen in mehreren Gebieten auszuführen", sagt Valencia. Das gebe "Anlass zur Besorgnis".

    "Che" Guevara als Held

    Mit der deutlich stärkeren FARC, die ein Jahr früher gegründet wurde und heute trotz militärischer Rückschläge schätzungsweise 8000 Kämpfer aufbieten kann, unterhielt die ELN trotz ideologischer Differenzen immer recht gute Beziehungen.

    Während die FARC aus einem Bauernaufstand hervorging und vor allem eine gerechte Verteilung der kultivierbaren Böden erreichen will, hat die ELN die kubanische Revolution zum Vorbild und verehrt Ernesto "Che" Guevara als ihren Helden.

    Beeinflusst von der "Befreiungstheologie" der 70er Jahre gehörten der ELN katholische Priester an wie Camilo Torres (1929-1966) und der Spanier Manuel Pérez (1943-1998).

    Heute geführt von Nicolás Rodriguez, alias "Gabino", zielt ihr politisches Programm mit nationalistischen Parolen auf die Kontrolle der natürlichen Ressourcen des Landes. Und wie bei der FARC gilt die Losung: "das Land denen, die es bebauen". afp

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