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Königliche Hochzeit: Ein perfekter Tag für Prinz Harry und seine Meghan

Königliche Hochzeit

Ein perfekter Tag für Prinz Harry und seine Meghan

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    Prinz Harry und seine Meghan sind verheiratet.
    Prinz Harry und seine Meghan sind verheiratet. Foto: Danny Lawson, afp

    Prinz Harry versuchte erst gar nicht, seine Gefühle zu verbergen. Als er Meghan Markle erstmals in der St.-Georgs-Kappelle erblickt und sie strahlend zu ihm schreitet, kämpft der Bräutigam mit den Tränen. Und mit ihm die Nation, ach was, die ganze oder zumindest halbe Welt. "Du siehst umwerfend aus, ich habe dich vermisst", flüstert der 33-Jährige der hinter ihrem Schleier strahlenden Braut zu, als diese vor ihm steht. Wie Frischverliebte nehmen sie sich an den Händen und wollen diese für eine lange Weile auch nicht mehr loslassen. Es ist ein bewegender Moment, in dem die beiden die Millionen Menschen vor den Bildschirmen und die 600 anwesenden Gäste in der Kapelle zu vergessen scheinen.

    Vor Schloss Windsor halten die tausenden Fans, die überwältigt auf die Riesenbildschirme starren, den Atem an, wischen sich die feuchten Augen. Das Märchen, es wird wahr.  Am Samstagmittag gaben sich Prinz Henry Charles Albert David und Rachel Meghan Markle das Ja-Wort. Es war eine Zeremonie, die die Royals so noch nie erlebt haben, meinten britische Medien im Anschluss. Aber sie passte zu den beiden, die bereits im Vorfeld so vieles anders machten. Hier traf das manchmal steife Großbritannien auf das oft sehr lockere Amerika, die alte Welt verband sich mit der neuen. Bunter als gewohnt, emotionaler, intimer und fast schon provokant - so bezeichneten Beobachter die außergewöhnliche Trauung, während der geweint, gelacht und geschmunzelt wurde. Nicht nur, dass sich traditionelle Elemente der anglikanischen Kirche mit afroamerikanischem Gospel vereinten - so gehörte etwa "Stand by me" von Ben E. King, vorgetragen von einem Gospelchor, zu den Hochzeitsliedern.

    Schwarzer Bischof Curry sorgt bei Hochzeit von Harry und Meghan für Erstaunen

    Insbesondere der schwarze Bischof von Chicago, Michael Curry, sorgte für erstaunte Gesichter bei den Mitgliedern der königlichen Familie. Und allerlei Belustigung und Anerkennung in den sozialen Medien. Er hielt eine leidenschaftliche Predigt über "die Kraft der Liebe", gestikulierte wild und mischte das britische Establishment sichtlich auf, indem er nicht nur unenglisch emotional wurde, sondern auch politisch. Die mitreißende Rede dürfte in die Geschichtsbücher eingehen. Sogar Königin Elizabeth II., die in gewohnt farbenfrohem Kostüm neben ihrem 96-jährigen Prinzgemahl Philip die Trauung verfolgte, zeigte sich überrascht - ob positiv oder negativ verrieten ihre Gesichtsregungen leider nicht. Curry zitierte den 1968 ermordeten Bürgerrechtler Martin Luther King und betonte die politische Dimension der Liebe als Gegenmodell zu Stärke und Härte. "Liebe kann helfen und heilen, wenn nichts anderes das vermag." Er richtete sich an die Gemeinde, draußen wie drinnen, wo neben den Royals auch etliche Prominenten wie der Künstler Elton John, die Anwältin Amal Clooney und ihr Mann, Schauspieler George, sowie Tennisstar Serena Williams und Victoria und David Beckham der Zeremonie beiwohnten: "Stellen Sie sich unsere Regierungen und Staaten vor, wenn Liebe der Weg ist." Kein Kind ginge hungrig zu Bett, Armut würde Geschichte werden. "Die Erde wäre ein Zufluchtsort in einer solchen Welt", sagte Curry, der sich seit Jahren für soziale Gerechtigkeit einsetzt.

    Dazwischen wurden gestern Mittag auch die britischen Gepflogenheiten hoch- und das Protokoll eingehalten. Die weiblichen Gäste trugen Hüte, ein Knabenchor sang und die Queen hatte vorab der Vermählung schriftlich zugestimmt. Beim Ehegelübde brach Markle abermals mit der Tradition und ließ wie bereits Prinzessin Diana und ihre Schwägerin Herzogin Catherine das Wort "gehorchen" herausstreichen. Die Feministin versprach, ihren Ehemann "zu lieben und zu ehren". Dann erklärte der Erzbischof Justin Welby die beiden zu Mann und Frau.

    Diese Titel tragen Harry und Meghan nach ihrer Hochzeit

    Als Herzog und Herzogin von Sussex verließen Harry und Meghan die Kapelle - so die Titel, die die Queen den beiden zur Vermählung verliehen hat. Dort warteten bereits einige der 2640 Mitglieder aus der Bevölkerung, die auf das Gelände des Schlosses eingeladen waren. Dann endlich. Der Kuss. Das Highlight. Natürlich. Das größte Geheimnis der vergangenen Wochen wurde dagegen bereits eine Stunde zuvor kurz nach 12 Uhr gelüftet. Was hatte die Welt seit Wochen gerätselt, wer das Brautkleid entwerfen dürfte. Etliche Namen hatten die Buchmacher auf dem Zettel, doch am Ende sorgte Miss Markle für eine Überraschung. Sie entschied sich für die britische Designerin Clare Waight Keller, die für das Modehaus Givenchy arbeitet. Schlicht, romantisch und elegant fiel das moderne Prinzessinnenkleid aus Seide mit den dreiviertellangen Ärmeln, dem U-Boot-Ausschnitt und der Doppelschleppe aus. Sie habe ein reines Weiß gewählt, weil es frisch und zeitgemäß wirke, gab der Palast bekannt. Auf dem Kopf trug sie eine Tiara, die ihr die Queen geliehen hatte. Das mit Diamanten besetzte Diadem stammt aus dem Jahr 1932. Dass sie einen langen Schleier aus Seide und Organza trug, handbestickt mit floralen Motiven aus allen 53 Staaten des Commonwealth, sorgte bei vielen Beobachtern zunächst für Erstaunen. Immerhin ist die ehemalige Schauspielerin bereits einmal geschieden.

    Doch an diesem Tag lief eben so einiges nicht wie sonst. Das lag nicht nur am ungewohnt unenglischen Sommerwetter, das zum perfekten Tag beitrug. Es war eine erfrischend lockere Hochzeit voller bewegender und lustiger Momente. Und so erinnerte kaum etwas an die weitaus steifere Vermählung von vor sieben Jahren, als Harry Bruder William, Nummer zwei der Thronfolge, seine Kate ehelichte. Vielmehr rührten etliche kleine Details die romantische Fangemeinde zu Seufzern und Applaus. Harry etwa pflückte höchstpersönlich für den Brautstrauß im Garten des Kensington-Palasts Edelwicke und Maiglöckchen, Jasmin und Sterndolden sowie Vergissmeinnicht, die Lieblingsblumen seiner verstorbenen Mutter Prinzessin Diana. Zudem wurde, so viel royale Tradition wurde bewahrt, Myrthe eingebunden.Die friedliche Belagerung des kleinen Städtchens Windsor, nur 40 Kilometer von London entfernt, hatte derweil bereits Tage zuvor begonnen.

    Eingefleischte royale Anhänger aus dem Königreich und Kanada, Australien und Amerika reisten an. Auffallend war, wie viele US-Fahnen sich unter die Union-Jack-beflaggte Menge mischten - Meghan Markle sei Dank. "Alle Mädchen in den USA träumen davon, eines Tages Prinzessin zu werden", sagte Niekema Hudson aus Chicago. Und Meghan habe es geschafft, dazu noch als Tochter einer schwarzen Mutter und eines weißen Vaters. "Es ist wie im Märchen." Die 39-Jährige, selbst Afro-Amerikanerin und Menschenrechtsaktivistin, flog mit zwei Freundinnen wegen der Hochzeit des Jahres über den großen Teich, um ihre Landsfrau Markle zu unterstützen. "Zum Glück ist ihre Mutter hier, aber es ist so traurig, dass ihr Vater sie nicht zum Altar führen konnte", sagte Hudson und richtete sich ihren neugekauften blauen Hut auf dem Kopf zurecht. Das Wedel-Fähnchen in der Hand gehörte da bereits zum Outfit. Wie für viele Schwarze auf der Insel sowie weltweit hat Markles Heirat in die traditionsbewusste königliche Familie eine große symbolische Bedeutung.

    Meghans Vater konnte nicht zur Hochzeit kommen

    Vater Thomas Markle, der aufgrund von gestellten Paparazzi-Fotos, seinem Gesundheitszustand und dem Kommt-er-oder-kommt-er-nicht-Drama zuletzt die Schlagzeilen bestimmt hatte, sandte per Promiportal TMZ Glückwünsche an seine Tochter. "Mein Baby sieht wunderschön und sehr glücklich aus", sagte der 73-Jährige, der sich von einer Herzoperation erholt. Die Zeremonie sei für ihn "emotional und voller Glück" gewesen. Neu-Schwiegervater und Thronfolger Prinz Charles übernahm Thomas Markles Part und begleitete die Braut die letzte Hälfte der Strecke zum Altar, übergab sie jedoch nicht seinem Sohn. Als einzige enge Verwandte verfolgte Markles Mutter, Doria Ragland, sichtlich bewegt den großen Tat ihrer Tochter.

    Als das frisch vermählte Paar im Anschluss an die Trauung in einer Kutsche durch Windsor fuhr, jubelten ihm zehntausende Menschen, die die Straßen von Windsor säumten, zu. Es herrschte Volksfeststimmung, ein Pub nannte sich kurzerhand um in "The Prince Harry". Die Souvenirhändler machten mit Tassen, T-Shirts, Hochzeits-Geschirrhandtüchern und Harry-und-Meghan-Papp-Masken das Geschäft ihres Lebens - und Touristen eine Freude. Während eine Militärband spielte, feierten die Menschen die Royals, sich selbst und jedes englische Klischee, das sich finden ließ, inklusive der markanten, glockenförmigen Helme der englischen Polizisten, die für die Sicherheit sorgten. "Alle sind einfach nur glücklich", sagte eine strahlende Maureen Hayward, die sich bereits in der Nacht zuvor mit ihrem Campingstuhl an der Straße postierte. Die 78-jährige Engländerin hat alle großen royalen Veranstaltungen der letzten vier Jahrzehnte live verfolgt, aber diese sei besonders. "Seit Harry seine Mutter verloren hat, hoffte die Nation darauf, dass er seine Prinzessin findet." Nun habe der Liebling der Briten mit der klugen und schönen Meghan eine perfekte Frau geheiratet, die sich wie er leidenschaftlich für wohltätige Zwecke einsetze und Gutes tun wolle. "Sie können das Königshaus modernisieren." Und den Windsors ein frisches Image verleihen, das die multikulturelle und multiethnisch Gesellschaft widerspiegelt, so die Hoffnung vieler auf der Insel.

    Meghan wollte Rede halten

    "Es ist eine einzige gigantische Werbung für die Royals", sagte David Haigh, Chef des Beratungsunternehmens Brand Finance. Dessen Schätzungen zufolge beschere die royale Hochzeit der britischen Wirtschaft umgerechnet rund 1,2 Milliarden Euro in diesem Jahr. Nicht nur die Auswirkungen der Berichterstattung sowie die gestiegene Zahl der Touristen berechneten sie ein, sondern auch den enorm profitierenden Einzelhandel sowie Meghan Markles Einfluss auf die Modeindustrie. "Sie ist ein Star, eine Ikone und eine Frau, die nicht nur wunderschön ist, sondern auch starke Meinungen vertritt", so Haigh. Es kommt daher kaum überraschend, dass Meghan Markle gestern Abend bei der Feier im kleinen Kreis abermals mit der royalen Tradition brach: Sie wollte eine Rede halten.

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