Startseite
Icon Pfeil nach unten
Panorama
Icon Pfeil nach unten

Klimawandel: Studie: München wird bis 2050 so heiß wie Mailand

Klimawandel

Studie: München wird bis 2050 so heiß wie Mailand

    • |
    In 30 Jahren könnte es in München so warm wie in Mailand sein.
    In 30 Jahren könnte es in München so warm wie in Mailand sein. Foto: Peter Kneffel, dpa (Symbolbild)

    Klimarekord, Hitzewellen und Trockenheit. Diese Phänomene sind keineswegs Ausnahmen oder Einzelfälle: Die Zukunft wird heiß. Das zeigt eine neue Studie der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich, die am Mittwoch in der Fachzeitschrift PLOS ONE veröffentlich wurde. Die Forschergruppe um Jean-François Bastin hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Folgen des weltweiten Klimawandels greifbar zu machen und dafür Temperaturprognosen für 520 Städte weltweit mit deren aktuellen Werten verglichen.

    Klimastudie: In Berlin wird es 2050 so heiß wie heute im australischen Canberra

    In ihrer Studie sind die Wissenschaftler konkret der Frage nachgegangen, ob das Klima einer Großstadt im Jahr 2050 eher den jeweils eigenen derzeitigen Konditionen entspricht, oder aber jenen einer der anderen insgesamt 520 Großstädte weltweit, die im Rahmen der Studie analysiert wurden und in verschiedenen bioklimatischen Regionen liegen. Das Ergebnis: Die Temperaturen in München nähern sich beispielsweise bis 2050 den heutigen Werten Mailands an.

    Auch für andere deutsche Städte trafen die Forscher Vorhersagen: In etwa dreißig Jahren wird das Klima von Berlin dem von Australiens Hauptstadt Canberra heute ähneln. In Hamburg und Köln würden die Temperaturen so hoch klettern wie derzeit im Kleinstaat San Marino, der in Mittelitalien liegt. In London könnte es 2050 so heiß werden wie heute in Barcelona, das Klima in Madrid wird bis dahin dem Marrakeschs gleichen, Stockholm nähert sich den Werten Budapests, Moskau jenen Sofias und in Seattle schließlich wird es 2050 voraussichtlich so warm sein wie es heute in San Francisco ist.

    Die Ergebnisse der Studie zeigen den Wissenschaftlern zufolge einen allgemeinen Trend, wonach alle Städte dazu tendieren, sich klimatisch in Richtung der Subtropen zu verschieben. Städte der nördlichen Hemisphäre verlagern sich demnach durchschnittlich mit einer Geschwindigkeit von etwa 20 Kilometer pro Jahr um insgesamt etwa 1000 Kilometer in Richtung Süden und somit hin zu wärmeren Bedingungen, während Städte in den Tropen sich zusehends auf trockenere Bedingungen zubewegen.

    Der Ansatz, Analogien zwischen bestehenden Städten aufzuzeigen und dadurch die Folgen des Klimawandels zu verdeutlichen, erinnert an das sogenannte "Klimadoppel". Dabei wird nach dem Prinzip des Quartett-Kartenspiels in einer interaktiven Weltkarte die Prognose der durchschnittlichen Tagestemperatur an einem bestimmten Ort im Jahr 2080 mit aktuellen Werten auf der ganzen Welt verglichen. Dieser Prognose zufolge könnte es in Augsburg 2080 so warm sein wie heute in Budapest, in München so heiß wie auf Mauritius.

    Was steckt hinter dem Klimaszenario RCP 4,5?

    Die Forscher der ETH Zürich fanden über ihr Modell der "Stadtpaare" heraus, dass selbst unter günstigen Bedingungen 22 Prozent der analysierten Städte im Jahr 2050 Klimabedingungen erleben werden, wie sie zurzeit in keiner Großstadt existieren. Ganze 77 Prozent der Städte werden der Studie zufolge in Zukunft sehr wahrscheinlich ein Klima erleben, dass näher an den derzeitigen Temperaturen einer der anderen bestehenden Großstädte liegt, als an ihren eigenen heutigen Werten. Als Grundlage für ihre Studie haben die Wissenschaftler das Klimaszenario RCP 4,5 genutzt.

    Dabei handelt es sich um eines der Emissionsszenarien (Representative Concentration Pathways, RCP). Diese Szenarien geben an, wie sich die Treibhausgas- und Aerosolkonzentrationen weltweit entwickeln müssen, um ein bestimmtes Klimaziel zu erreichen.

    Wie das Schweizer National Centre for Climate Services (NCCS) erläutert, ist das Klimaziel für jedes Szenario als Strahlungsantrieb im Jahr 2100 definiert. Dieser Maßstab wird in Watt pro Quadratmeter gemessen und zeigt Veränderungen in der Energiebilanz der Erde. Entscheidend für die verschiedenen Szenarien sind unter anderem die Maßnahmen, die basierend auf weltpolitischen Entscheidungen zur Reduktion der Treibhausgasemissionen ergriffen werden. Auch technologischer Fortschritt und Bevölkerungsentwicklung spielen eine Rolle. Das RCP-Szenario 2,6 geht etwa davon aus, dass Klimaschutz konsequent umgesetzt wird und somit die Ziele des Pariser Klimaabkommens von 2016 erreicht werden. In diesem Fall würde der

    Die Zürcher Wissenschaftler gingen in ihrer Studie jedoch von dem Emissionsszenario RCP 4,5 aus, bei welchem das Zwei-Grad-Ziel verfehlt wird und der Strahlungsantrieb im Jahr 2100 4,5 Watt pro Quadratmeter beträgt. Auch der Fall, dass wir Menschen keinerlei Maßnahmen für den Klimaschutz ergreifen, ist im Übrigen kalkuliert: Im entsprechenden Szenario RCP 8,5 nehmen die Treibhausgasemissionen stetig zu, mit dramatischen Folgen für das Leben auf unserem blauen Planeten.

    Wir wollen wissen, was Sie denken: Die Augsburger Allgemeine arbeitet daher mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Was es mit den repräsentativen Umfragen auf sich hat und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden