Vernunft und Mode, das ist schon immer etwas, das nicht unbedingt zusammenpasst. Die Vernunft nämlich hat oft wenig Sinn fürs Schöne. Zu Bernie Sanders sagte die Vernunft am Mittwoch deswegen ungefähr das: „Bernie, alter Freund, es ist lausig kalt in Washington, lass doch bitte diesen dünnen Wollmantel im Schrank hängen, zieh lieber die warme Gore-Tex-Jacke an. Und vergiss die Strick-Fäustlinge nicht, du weißt, wie schnell dir die Finger klamm werden.“ Und Bernie Sanders, 79, folgte der Vernunft: Zur Amtseinführung von US-Präsident Joe Biden kam der Senator also so, wie man sich zum Beispiel auch fürs Schneeschippen vor der eigenen Haustüre anzieht. Praktisch gekleidet halt.
Mit seinem "Grumpy Chic" wird er zum Internethit
Womit die Vernunft aber vermutlich nie gerechnet hätte: Sanders stahl mit seinen „Grumpy Chic“, wie es amerikanische Medien nannten, den anderen die Show. Grumpy bedeutet so viel wie miesepetrig, weil Sanders ja auch ein bisschen mürrisch wirkte, wie er sich da zwischen der Polit-Eleganz in seine Funktionsjacke kuschelte. Bereits nach kürzester Zeit kursierten selbst gebastelte Fotomontagen auf Twitter, die Sanders in schrägen Situationen zeigten: auf der Bank neben Forrest Gump oder auf dem eisernen Thron der Saga „Game of Thrones“. Selbst Lady Gaga, die schön, aber natürlich unvernünftig, mit einem gewaltigen roten Rock auftrat, das Oberteil dekoriert mit einer riesigen Brosche in Form einer Friedenstaube, konnte da nicht mithalten. Die Geschichte hinter den Handschuhen: Eine Lehrerin hat sie ihm gestrickt, die Wolle ist aus recycelten Pullovern und alten Plastikflaschen. Es gibt sogar einen Twitter-Account, der mit Auftritten der Fäustlinge aktualisiert wird. Und was die Schönheit betrifft: Schön warm jedenfalls scheinen sie zu halten!