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"Kitchen Impossible": So zwingt Tim Mälzer Spitzenköche zu wahrer Kochkunst

"Kitchen Impossible"

So zwingt Tim Mälzer Spitzenköche zu wahrer Kochkunst

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    Der Hamburger Tim Mälzer ist ein ungewöhnlicher Spitzenkoch. In seiner Show "Kitchen Impossible" flucht und schwitzt der 49-Jährige viel - und bietet doch Kulinarik.
    Der Hamburger Tim Mälzer ist ein ungewöhnlicher Spitzenkoch. In seiner Show "Kitchen Impossible" flucht und schwitzt der 49-Jährige viel - und bietet doch Kulinarik. Foto: Georg Wendt, dpa (Archiv)

    Viele Kochshows im Fernsehen zeigen Haute Cuisine in Reinform: Da wird geschäumt und flambiert, hochdekorierte Küchenchefs präsentieren Gerichte, die kaum ein Hobbykoch je nachstellen wird. Viele Rezepte sind nur eingeschränkt alltagstauglich, die Zutaten hierzulande oft nur zu Höchstpreisen zu bekommen.

    Dass es auch anders geht, zeigt Tim Mälzer seit knapp zwei Jahrzehnten. Als er 2003 mit seiner ersten TV-Sendung "Schmeckt nicht, gibt's nicht" bei Vox auf Sendung ging, rieben sich Kochshow-Fans verwundert die Augen: Unter dem Motto "Cool kochen mit Tim Mälzer" bereitete der schlagfertige Hamburger in Freizeitklamotten Gerichte zu, die so gar nichts zu tun hatten mit den extravaganten Kreationen seiner TV-Kollegen. Auch seine Bücher, darunter das erfolgreiche "Born to Cook", setzen auf moderne und unkomplizierte Rezepte.

    Tim Mälzer kochte in London mit Jamie Oliver - und für die Queen

    Mälzers Vorliebe für die bürgerliche Küche ist kein Zufall: Der TV-Koch stammt aus einfachen Verhältnissen, wuchs bei seiner alleinerziehenden Mutter auf. In einem Interview sagte Mälzer 2017, Essen sei in seiner Kindheit nichts Überzogenes gewesen, sondern "einfach normal". Treffender lässt sich wohl kaum auf den Punkt bringen, welche Art des Kochens Mälzer - der nie mit einem Stern ausgezeichnet wurde - vertritt.

    Dabei hat der 49-Jährige durchaus Erfahrungen im gehobenen Segment: Nach seiner Ausbildung zum Koch in Hamburg kam Mälzer Mitte der 90er Jahre ins Londoner Luxushotel Ritz, wo er unter anderem für die englische Königsfamilie kochte - und die harten Seiten des Berufes kennenlernte: Hohe körperliche Belastungen, unbezahlte Überstunden und Erniedrigungen durch den Küchenchef sorgten dafür, dass Mälzer dem Edelrestaurant nach zwei Jahren den Rücken kehrte.

    Seine zweite Station in London: das "Neal Street Restaurant" des Promi-Kochs Antonio Carluccio. Den dortigen Küchenchef Gennaro Contaldo macht Mälzer noch heute für die Rettung seiner Karriere verantwortlich. Contaldo habe ihm die Lust an der Kulinarik neu vermittelt. Zur selben Zeit bei Carluccio angestellt: der damals noch völlig unbekannte Jamie Oliver, wie Mälzer ein Vertreter der bodenständigen Küche.

    Mälzer setzt im Fernsehen auf einen modernen Kochstil

    Aus seiner harten Anfangszeit als Kochnovize hat sich Mälzer eine lockere Sprache bewahrt. Dass er seine Konkurrenten in der Vox-Erfolgsshow "Kitchen Impossible" als "Drecksau" bezeichnet und zur besten Sendezeit laut "Fickscheiße" schreit, bringt Mälzer auch Kritik ein. Und doch steht es für den Stil, der das Format abhebt von den drögen Kochshows vergangener Tage.

    Denn "Kitchen Impossible" zeigt Spitzenköche am Rande der Verzweiflung. Der Clou der Sendung: Die Küchenprofis müssen jeweils in ein Land reisen und dort eine Spezialität eines örtlichen Kochs ohne Kenntnis der Zutaten möglichst perfekt nachkochen. Eine Jury aus Stammgästen oder Bekannten des Kochs bewertet die Leistung. Der Kandidat mit der besseren Bewertung gewinnt.

    "Kitchen Impossible" zeigt wahre Kochkunst und schwitzende Star-Köche

    Mälzer und seine wechselnden Konkurrenten tun sich bei der Zubereitung der Gerichte meist schwer, die Kandidaten schwitzen und fluchen sich durch die undankbare Aufgabe. Was dabei am Ende herauskommt, ist nicht so wichtig. Entscheidend ist, dass die Köche unvorbereitet sind und zeigen müssen, wie gut sie ihre Profession wirklich beherrschen.

    Die Zuschauer belohnen Vox für den mutigen Ansatz mit guten Quoten. Und auch für Mälzer ist die Show ein Erfolg, weil sie zeigt, wie kreativ und spannend das Kochen sein kann - fernab von weißen Kitteln und Hochkulinarik.

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