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Kirche will mit Oster-Offensive aus der Krise

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Kirche will mit Oster-Offensive aus der Krise

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    Kirche will mit Oster-Offensive aus der Krise
    Kirche will mit Oster-Offensive aus der Krise Foto: DPA

    In einem außergewöhnlichen Schritt sicherte der Dekan des Kardinalskollegiums, Angelo Sodano, dem Papst die Solidarität der Gläubigen gegen das "Geschwätz des Augenblicks" zu. Die Vatikanzeitung "Osservatore Romano" nannte die Missbrauchsdebatte "grobe Propaganda gegen den

    Sodano stellte sich hinter das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche, das wegen des Skandals wiederholt persönlich angegriffen worden war. "Das Volk Gottes ist mit Ihnen und wird sich nicht von dem Geschwätz des Augenblicks beeindrucken lassen, auch nicht von den Prüfungen, die bisweilen die Gemeinde der Gläubigen treffen", sagte Sodano, ohne konkret von den Missbrauchsfällen zu sprechen. Niemals zuvor war eine Ostermesse auf dem Petersplatz mit einer solchen Botschaft an den Papst eröffnet worden. Benedikt (82) selbst hatte an Palmsonntag die Christen dazu aufgefordert, "sich nicht vom Geschwätz der vorherrschenden Meinung einschüchtern zu lassen".

    Die Vatikanzeitung veröffentlichte am Sonntag Stimmen gegen die "verleumderischen Angriffe und die Diffamierungskampagne, die um das Drama der Fälle sexuellen Missbrauchs herumkonstruiert wurden". Bischöfe aus aller Welt hätten Benedikt XVI. ein "resolutes Handeln" attestiert, hieß es weiter. Das Blatt verwies zugleich auf das "schmerzliche Eingeständnis" früherer Vergehen und der Pflicht, hier "Klarheit zu schaffen".

    Zollitsch gegen Rückzug aus Kirche

    Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, äußerte sich besorgt. "Mit Blick auf die Missbrauchsfälle durchleben wir als katholische Kirche augenblicklich schmerzlich aufrüttelnde und betrüblich turbulente Monate", erklärte er in seiner Osterbotschaft. Manche kehrten der Kirche den Rücken. "Wer sich zurückzieht, fehlt der Kirche, wenn sie sich neu auf den Weg macht." Die schrecklichen Taten zehrten "gewaltig an unserer Glaubwürdigkeit als Kirche", schrieb der erkrankte Zollitsch in einem Brief.

    Der Münchner Erzbischof Reinhard Marx und der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick forderten von den Einzelnen mehr Verantwortung. Schick erklärte: "Die gegenwärtige Krise der Kirche ist eine

    Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) sieht sich nach Bekanntwerden mehrerer Fälle in den eigenen Reihen "in einer Art Haftungsgemeinschaft" mit den Katholiken, wie der EKD- Ratsvorsitzende, Präses Nikolaus Schneider, sagte. Im Deutschlandfunk riet er im Umgang mit den Tätern zu Anzeigen und Strafverfolgung.

    Papst Benedikt ging in seiner Osterbotschaft nicht auf den Missbrauchsskandal in katholischen Einrichtungen mehrerer Länder ein. Die Menschheit brauche das Heil des Evangeliums, "um aus einer Krise herauszukommen, die tief ist und als solche tiefe Veränderungen verlangt", sagte er.

    Am Sonntag entschuldigte sich Benedikts Hausprediger dafür, die Angriffe auf Papst und Kirche wegen des Missbrauchsskandals mit dem Antisemitismus verglichen zu haben. Entrüstet hatten Juden in mehreren Ländern protestiert, nachdem Cantalamessa am Karfreitag aus dem Brief eines jüdischen Freundes zitiert hatte. Dieser hatte sich angesichts der Attacken auf Papst und Vatikan an Antisemitismus erinnert gefühlt.

    Geistliche in Großbritannien und Irland entschuldigen sich

    Auch in Großbritannien und Irland nahmen zahlreiche katholische Geistliche ihre Osterpredigten zum Anlass, für die Rolle der Kirche beim sexuellen Missbrauch von Kindern um Verzeihung zu bitten. Vor allem ging es um Irland, wo Kinder jahrzehntelang missbraucht und misshandelt worden waren.

    Nach heftiger Kritik entschuldigte sich das Oberhaupt der Anglikanischen Kirche für seine Angriffe auf die irische katholische Kirche. Er wollte diese nicht kritisieren oder angreifen, sagte der Erzbischof von Canterbury, Rowan Williams, am Samstag. Williams hatte für Aufregung gesorgt, weil er in einem Interview in drastischen Worten gesagt hatte, Irlands katholische Kirche habe im Missbrauchsskandal "all ihre Glaubwürdigkeit" verloren.

    Mixa weist Vorwürfe erneut zurück

    Der Augsburger Bischof Walter Mixa wies die von ehemaligen Heimkindern gegen ihn vorgebrachten Misshandlungsvorwürfe erneut zurück. "Diese Leute können sich doch gar nicht mehr an mich erinnern", sagte der

    FDP und Grüne reagierten skeptisch auf Mixa. Die Augsburger

    Der Rektor des Berliner Canisius-Kollegs, Pater Klaus Mertes, forderte die Kirche auf, aus den Erfahrungen der Opfer zu lernen. Sie seien nicht nur Opfer von Gewalt, sondern auch "Geopferte", weil ihre Geschichte, "die Ehe der Eltern, das Ansehen der Institution, den Frieden der Gemeinde gefährdet", schrieb Mertes in einem Beitrag für den "Tagesspiegel" vom Sonntag.

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