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Kirche: Papst Franziskus findet Kinder schlagen in Ordnung

Kirche

Papst Franziskus findet Kinder schlagen in Ordnung

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    Papst Franziskus gibt Erziehungstipps: Ist es in Ordnung, seinen Kindern einen "Klaps" auf den Po zu verpassen?
    Papst Franziskus gibt Erziehungstipps: Ist es in Ordnung, seinen Kindern einen "Klaps" auf den Po zu verpassen? Foto: Bernd Weißbrod/Archiv (dpa)

    Ist es in Ordnung, Kinder zu Erziehungszwecken zu schlagen? Geht es nach dem katholischen Kirchenoberhaupt Papst Franziskus, ist diese Strafe durchaus legitim. Diese Aussage sorgte nicht nur unter Kinderrechtsexperten zu Empörung und Unverständnis. Auch im Netz erntete Franziskus viel Kritik für die doch sehr gewagte Äußerung.

    Bei seiner Generalaudienz am Mittwoch berichtete der Papst von einem Treffen mit einem Vater. Der soll gesagt haben: "Ich muss meine Kinder manchmal ein bisschen hauen, aber nie ins Gesicht, um sie nicht zu erniedrigen". "Wie schön", fuhr der Papst fort. "Er kennt den Sinn der Würde, er muss bestrafen, er macht es aber gerecht und geht dann weiter."

    Familienministerium: Kinder haben das Recht auf gewaltfreie Erziehung

    Bei Kinderrechtsexperten stößt Franziskus Aussage auf Unverständnis. Es sei klar, dass es kein würdevolles Schlagen gibt, sagte eine Sprecherin des Bundesfamilienministeriums in Berlin. "Jegliche Gewalt gegen Kinder ist vollkommen inakzeptabel." In Deutschland gelte das Bürgerliche Gesetzbuch, in dem das Recht von Kindern auf gewaltfreie Erziehung festgeschrieben sei. Die Vizepräsidentin des Bundestages, Claudia Roth, kritisierte die Worte ebenfalls. "Die Äußerung des Papstes zeigt, dass trotz seiner vielen guten Ansätze weiter ein eher mittelalterliches Denken in großen Teilen der Katholischen Kirche vorherrscht", sagte sie der Zeitung Die Welt

    Das ist Papst Franziskus

    Franziskus, mit bürgerlichem Namen Jorge Mario Bergoglio, wurde am 17. Dezember 1936 als Sohn italienischer Einwanderer in Argentinien geboren.

    Sein Vater war Bahnangestellter in der argentinischen Hauptstadt. Dort ging er auf eine technische Schule, die er als Chemie-Techniker absolvierte.

    Mit 21 Jahren ging Bergoglio ins Priester-Seminar.

    Nach seiner Priesterweihe 1969 folgte Bergoglio Theologiestudien und wurde 1973-1979 zum Provinzial des Jesuitenordens berufen.

    Der Jesuit übernahm 1998 die Erzdiözese von Buenos Aires und wurde 2001 zum Kardinal berufen. 

    2001 wurde Jorge Mario Bergoglio zum Kardinal berufen. 

    In den letzten Jahren kollidierte Bergoglio mehrfach mit den Regierungen von Néstor und Cristina Kirchner. Er kritisierte Korruption und Armut, außerdem wandte er sich gegen die Legalisierung der Homo-Ehe in Argentinien.

    Bergoglio wurde in der Vergangenheit der "Kardinal der Armen" genannt.

    Mit 76 Jahren und seiner etwas gebrechlichen Gesundheit ging Jorge Mario Bergoglio in die neue Papstwahl eher als Außenseiter unter den Favoriten.

    Im fünften Wahlgang wurde Bergoglio dann zum neuen Papst gewählt.

    Bergoglio nennt sich als Papst Franziskus.

    Franziskus ist der erste Südamerikaner an der Spitze der katholischen Kirche.

    Mit dem Namen erinnert der Argentinier an Franz von Assisi (um 1181-1226), einen der meistverehrten Heiligen überhaupt.

    Bereits in den ersten Monaten nach seiner Wahl zeigt sich Franziskus als Reformer. Er will nach eigener Aussage eine Kirche, in der auch die Armen, Schwachen und Unterdrückten Platz haben.

    Auch der Kinderschutzbund hat nun reagiert: "Wir finden es sehr schade, dass das Oberhaupt der katholischen Kirche das Schlagen von Kindern als Strafe erlaubt", sagte die Bundesgeschäftsführerin des Deutschen Kinderschutzbundes, Paula Honkanen-Schoberth. Ob ein Klaps auf den Po oder eine Ohrfeige - jegliche Form des Schlagens entwürdige und demütige die Kinder. Zwar gingen Eltern unter Stress manchmal die Nerven durch und sie verpassten den Kindern eine Ohrfeige. "Aber man soll so etwas nicht gesellschaftsfähig machen und es ausdrücklich erlauben."

    Vatikan reagiert auf Entrüstung nach umstrittener Papst-Äußerung

    Papst-Sprecher Federico Lombardi reagierte auf die Entrüstung. "Der Papst hat nicht dazu eingeladen, Kinder zu schlagen", erklärte er der Deutschen Presse-Agentur. Vielmehr habe Franziskus über die Verantwortung der Eltern gesprochen, ihre Kinder mit Liebe und Respekt auf den richtigen Weg zu bringen und ihre Würde zu bewahren. 

    Bei der Audienz in Rom hatte Franziskus vor allem betonte, wie wichtig ein präsenter Vater bei der Kindererziehung sei. Ein guter Vater sei geduldig und könne vergeben. Zu viel Kontrolle bedeute, "die Kinder nicht wachsen zu lassen".

    Entrüstung: Ist für Papst Franziskus das Schlagen von Kindern in Ordnung?

    Im Internet braute sich ein sogenannter Shitstorm zusammen. "Völlig daneben: Ein "Klaps" für Kinder sei in Ordnung, so der #Papst.", twitterte die Grünen-Chefin Simone Peter. "Alltägliche Gewalt gegen Kinder darf so nicht verharmlost werden!" Anderer Nutzer auf Twitter schrieben "Wer Kinder schlägt ist armselig" oder "Ganz so modern ist er (der Papst) doch nicht."

    Franziskus hat schon öfters mit seinen spontanen Aussagen Aufsehen erregt. Erst vor kurzem hatte er mit der Bemerkung, Katholiken sollten sich nicht wie "Karnickel" vermehren, einerseits viele Lacher auf seiner Seite gehabt, andererseits aber auch die Kritik kinderreicher Familien auf sich gezogen. dpa/AZ

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