"Jeder Katholik, besonders jeder Bischof und jeder Kardinal, hat ein positives und konstruktives Verhältnis zum Papst. Aber das ist alles andere als höfisches Gehabe und subalternes Getue, gegen das sich Papst Franziskus immer ausgesprochen hat", sagte der 69-Jährige frühere Regensburger Bischof der Deutschen Presse-Agentur in Rom.
Manche pflegten eine "scheinheilige Papstdevotion", nach dem Motto: "Der Heilige Vater hat eine Idee und wir folgen dem bedingungslos und alle sind voller Bewunderung. Der Papst ist auch nur ein Mensch. Das heißt, dass nicht alles, was er macht und sagt, von vornherein schon vollkommen und unüberbietbar ist."
Franziskus hatte die fünfjährige Amtszeit Müllers als Chef der mächtigen Kongregation Anfang Juli überraschend nicht verlängert. Er kenne die Gründe dafür nicht, so Müller. "Was das bedeutet, kann sich jeder denken. Ich bin von Papst Benedikt nur für dieses Amt nach Rom berufen worden. Davon kann man normalerweise ausgehen, dass das bis zum 75. Lebensjahr reicht. Aber es ist jetzt so verfügt worden. Für mich bricht nicht die Welt zusammen. Ich kann weiterhin vieles tun für die Kirche."
Müller wünscht sich weniger Papst-Kult
Bei den Gläubigen wünsche er sich weniger Papst-Kult. "Da sollte auch kein Personenkult entstehen und ein Papst-zum-Anfassen-Tourismus. Das ist im Zeitalter der Massenmedien etwas gefährlich, dass die Leute jetzt nur dem Papst zujubeln, oder dass man aus Sensationslust nach Rom fährt. Um dann sagen zu können, ich habe den Papst gesehen in der ersten Reihe ganz nah bei ihm."
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