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Kirche: Bischof Tebartz-van Elst verliert offenbar Rückhalt im Vatikan

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Bischof Tebartz-van Elst verliert offenbar Rückhalt im Vatikan

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    Am Montag wird Papst Franziskus den umstrittenen Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst in Rom empfangen.
    Am Montag wird Papst Franziskus den umstrittenen Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst in Rom empfangen. Foto: Fredrik von Erichsen (dpa)

    Der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst bekommt am Montag eine Audienz bei Papst Franziskus. Das bestätigte ein Sprecher des Bischofs am Sonntag in Limburg. Wann die Audienz stattfinden werde, konnte er nicht mitteilen. Der umstrittene Bischof hatte seit vergangenem Sonntag in Rom auf eine Aussprache mit dem Papst gewartet.

    Der Bischof steht wegen eines Strafbefehls wegen Falschaussage sowie der auf mindestens 31 Millionen Euro explodierten Kosten für seinen Bischofssitz in der Kritik. Ihm wird vorgeworfen, die Kosten mit verursacht zu haben und eigenmächtig und verschwenderisch mit Bistumsgeld umgegangen zu sein.

    Papst reagiert entsetzt auf enorme Baukosten in Limburg

    Nach Informationen der FAS reagierte der Papst während seines vertraulichen Gesprächs mit dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Ezbischof Robert Zollitsch, am Donnerstag, entsetzt, als Zollitsch ihn darüber informierte, dass die Baukosten in Limburg auf bis zu 40 Millionen Euro steigen könnten. "Wie bitte?", soll Franziskus daraufhin gestöhnt haben.

    Der Fall Tebartz-van Elst

    Der Fall des Limburger Bischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst - eine Chronologie:

    19. August 2012: Tebartz-van Elst sei erster Klasse nach Indien geflogen, um dort soziale Projekte zu besuchen, berichtet das Magazin «Der Spiegel». Das Bistum weist die Vorwürfe zurück.

    29. Mai 2013: Die Hamburger Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Bischof wegen möglicher Falschaussage über seinen Flug nach Indien.

    28. Juni: Die umstrittene neue Bischofsresidenz hat nach Angaben des Limburger Bistums knapp 10 Millionen Euro gekostet - rund viermal so viel wie ursprünglich geplant. Der Bischof betont, dass der Bau schon 2007 vor seinem Antritt beschlossen worden sei.

    9. Juli: Das Bistum korrigiert die Gesamtkosten für die neue Residenz nach oben. Sie lägen deutlich über 10 Millionen Euro.

    25. August: Im Bistum beginnt mit einem Offenen Brief eine Unterschriftensammlung gegen die Amtsführung des Bischofs. Gefordert wird eine umfassende Aufklärung über die Kosten der Residenz.

    29. August: Das streng konservative «Forum Deutscher Katholiken» ruft zur Solidarität mit dem Oberhirten auf.

    1. September: Tebartz-van Elst bittet alle Gläubigen seines Bistums in einem Brief um Vertrauen und räumt Fehler ein.

    6. September: Gläubige überreichen dem Bischof ihren Offenen Protestbrief mit rund 4400 Unterschriften.

    9. September: Der päpstliche Gesandte Giovanni Kardinal Lajolo besucht Limburg. Der Bischof sichert wenige Tage später zu, alle Kosten für die Baumaßnahmen Prüfern zugänglich zu machen.

    23. September: Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, kritisiert Tebartz-van Elst wegen der Finanzaffäre. Eine Kommission werde untersuchen, warum die Kosten für das neue Domizil explodierten.

    7./8. Oktober: Das Bistum beziffert die Kosten für den neuen Bischofssitz jetzt auf 31 Millionen Euro. Kritiker werfen dem Bischof Täuschung vor und fordern seinen Rücktritt.

    10. Oktober: Tebartz-van Elst verteidigt die Kostenexplosion. «Wer mich kennt, weiß, dass ich keinen pompösen Lebensstil brauche», sagt er der «Bild»-Zeitung. Die Hamburger Staatsanwaltschaft beantragt in Zusammenhang mit dem Flug nach Indien einen Strafbefehl.

    12. Oktober: Einem Medienbericht zufolge will der Bischof rasch nach Rom fliegen. Er wolle damit Erzbischof Robert Zollitsch zuvorkommen, der am Donnerstag mit Papst Franziskus über die Limburger Situation rede.

    13. Oktober: Der Druck auf Tebartz-van Elst wächst weiter: «Welt am Sonntag» und «Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung» berichten über bis zu 40 Millionen Euro Gesamt-Finanzbedarf für die Limburger Residenz und Versuche, die Kostenexplosion zu verschleiern. Der Bischof reist am Vormittag nach Rom - zu Gesprächen mit dem Papst.

    23. Oktober: Papst Franziskus verordnet dem Bischof eine mehrmonatige Auszeit, belässt ihn aber im Amt.

    26. März 2014: Franz-Peter Tebartz-van Elst kehrt nicht in sein Bistum zurück. Nach einer monatelangen Hängepartie nahm Papst Franziskus das Rücktrittsgesuch des seit Oktober suspendierten Bischofs an.

    Die Hintergründe der hohen Kosten und mögliche Verfehlungen des Bischofs in diesem Zusammenhang soll eine Untersuchungskommission klären, die am Freitag ihre Arbeit aufgenommen hate. Deren Bericht, der in einigen Wochen erwartet wird, will Franziskus der FAS zufolge erst abwarten, bevor über ein formelles Absetzungsverfahren entschieden werde.

    Tebartz-van Elst wird womöglich zurücktreten müssen

    Nach Informationen der FAS geht der Präfekt der Bischofskongregation, Kardinal Marc Ouellet, mittlerweile davon aus, dass Tebartz-van Elst sein Amt nicht weiter ausüben kann. Ouellet spricht neben dem Papst das gewichtigste Wort in einem Amtsenthebungsverfahren. Anfang September hatte der Kanadier Tebartz-van Elst noch sein "volles Vertrauen" ausgesprochen.

    Spiegel: Bistümer haben Millionenvermögen verschwiegen

    Unterdessen wurde bekannt, dass Deutschlands katholische Bistümer weiterhin erhebliche Millionenvermögen verschweigen, die in gesonderten Haushalten oder grauen Kassen gelagert werden. Allein das Bistum Limburg des umstrittenen Tebartz-van Elst soll seit 65 Jahren Kirchensteuereinnahmen von geschätzt 300 Millionen Euro in  eine graue Kasse verschoben haben, wie der Spiegel vorab berichtete. Die Millionen wurden demnach nicht im Bischöflichen Stuhl verbucht, sondern in einem bisher kaum bekannten Vermögenshaushalt des Bistums.

    In Hamburg bezifferte ein Kirchensprecher die Rücklagen der Erzdiözese auf Anfrage des Spiegel auf rund 156 Millionen Euro.  In der vorigen Woche hatte die Diözese das Vermögen ihres Erzbischöflichen Stuhls noch mit 35 Millionen Euro angegeben.

    Genauer Überblick über Vermögen der Bistümer in drei bis vier Jahren

    Auch das Bistum Münster verschwieg demnach stattliche Werte: Vergangene Woche sei das Geldvermögen des Bischöflichen Stuhls mit nur 2,37 Millionen Euro bezifferte worden. Nicht genannt seien dagegen 38 Immobilien mit einer Gesamtnutzfläche von über 17.000 Quadratmetern sowie Wald- und Landgebiete von insgesamt 3,1 Millionen Quadratmetern

    In den besonders wohlhabenden Erzbistümern Köln sowie München und Freising seien nicht einmal die eigenen Finanzmanager über die Größe ihres Vermögens informiert. Das Erzbistum München und Freising erklärte gegenüber dem Spiegel, es habe keinen Überblick und müsse sein Zahlenwerk zunächst auf eine moderne Buchführung umstellen. Dies könne drei bis vier Jahre dauern. (AZ/afp)

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