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Kindesmissbrauch: Missbrauchter Sohn: Polizei vermutet Taten im hohen zweistelligen Bereich

Kindesmissbrauch

Missbrauchter Sohn: Polizei vermutet Taten im hohen zweistelligen Bereich

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    Eine Mutter aus dem Raum Freiburg soll ihren Sohn gegen Gewalt für Vergewaltigungen angeboten haben. Acht Verdächtige sitzen in Untersuchungshaft.
    Eine Mutter aus dem Raum Freiburg soll ihren Sohn gegen Gewalt für Vergewaltigungen angeboten haben. Acht Verdächtige sitzen in Untersuchungshaft. Foto: Patrick Seeger, dpa

    Im Fall eines vermutlich jahrelang sexuell missbrauchten Jungen aus dem Raum Freiburg gehen die Ermittler von einer hohen zweistelligen Zahl von Taten aus. Das sagte Oberstaatsanwalt Michael Mächtel der Welt am Sonntag. Es könnten aber auch mehr sein. Bei den Vorwürfen handelt es sich nach Ermittlerangaben um den schwerwiegendsten Fall des sexuellen Missbrauchs von Kindern, der vom Landeskriminalamt bislang bearbeitet wurde.

    Eltern bieten neunjährigen Jungen im Internet an

    Im vergangenen September wurde der Neunjährige aus seiner Familie aus der Region Freiburg befreit. Dessen 47 Jahre alte Mutter und ihr wegen Sexualdelikten vorbestrafter Lebensgefährte sollen das Kind seit 2015 für tausende Euro im Internet für Sex überlassen haben. Sieben Männer zwischen 32 bis 49 Jahren sitzen wegen Kindesmissbrauchs und Vergewaltigung in Untersuchungshaft. In einem Fall ist bereits Anklage erhoben worden.

    Der Lebensgefährte der Mutter hätte keinen Kontakt mit Kindern haben dürfen. Gegen den einschlägig wegen Missbrauchs von Minderjährigen vorbestraften 39-Jährigen habe ein Kontaktverbot zu unter 18-Jährigen bestanden, sagte Oberstaatsanwalt Michael Mächtel am Samstag. Zuvor hatten darüber auch Badische Zeitung, Stuttgarter Zeitung und Stuttgarter Nachrichten berichtet. Der Mann soll im Herbst 2016 zur Mutter des Opfers gezogen sein - dies sei ein Verstoß gegen Gerichtsauflagen gewesen, sagte Mächtel.

    "Das Geschehen muss transparent und gründlich aufgearbeitet werden", verlangte Baden-Württembergs Sozialminister Manne Lucha (Grüne) am Sonntag. "Wir werden dort, wo es nötig und möglich ist, die zuständigen Behörden bei der Aufklärung bestmöglich unterstützen."

    Unklar ist, warum der Junge nicht viel früher befreit wurde. Das Jugendamt hatte die Familie seit Jahren im Blick. Nach Polizeihinweisen auf eine sexuelle Gefährdung des Schülers konnte er im März 2017 zeitweise in Obhut genommen werden. Das Familiengericht schickte ihn laut Landratsamt wieder nach Hause, das eingeschaltete Oberlandesgericht habe diese Entscheidung bestätigt. Erst im September wurde er nach einem anonymen Hinweis endgültig aus der Hand seiner mutmaßlichen Peiniger befreit.

    Warum wohnte das Kind bei den Eltern?

    Die Staatssekretärin von Baden-Württembergs Sozialministerium, Bärbl Mielich (Grüne), kann nach ihren eigenen Worten nicht nachvollziehen, warum das Kind trotz Warnung der Polizei weiter bei seiner Familie wohnte. "Ich bin fassungslos", sagte sie der Deutschen Presse-Agentur. Leider stehe das Elternrecht familienrechtlich an erster Stelle - womöglich hätten die Gerichte deshalb befunden, den Jungen im Frühjahr wieder nach Hause zu lassen. "Ich kann mir nichts anderes vorstellen." In Baden-Württemberg seien Kinderrechte in der Landesverfassung verankert. Diese sollte auch im Bund gestärkt werden, forderte Mielich, Abgeordnete des Wahlkreises Breisgau.

    Der Experte Johannes-Wilhelm Rörig sieht auch Schulen in der Pflicht, Kindesmissbrauch frühestmöglich zu erkennen und so zu verhindern. "Die Schule ist der einzige Ort, wo wir wirklich alle Kinder erreichen können", sagte der Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs - ein Amt der Bundesregierung - der Deutschen Presse-Agentur(dpa)

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