Vom siebten bis zum 14. Lebensjahr habe Jackson "sexuelle Handlungen an mir vorgenommen und mich gezwungen, sexuelle Handlungen an ihm vorzunehmen", sagte Wade Robson am Donnerstag in einem Interview mit dem US-Fernsehsender NBC. Während eines Missbrauchs-Prozesses gegen Jackson im Jahr 2005 hatte der inzwischen 30 Jahre alte ehemalige Tänzer vor Gericht unter Eid ausgesagt, der Sänger habe ihn niemals angerührt.
Vorgehen Jacksons sei einer "Gehirnwäsche" gleichgekommen
Im US-Frühstücksfernsehen erklärte er nun, warum er plötzlich gegensätzliche Anschuldigungen erhebt: Der "pädophile Sextäter" Jackson habe ihn manipuliert und in Rollenspielen auf seine Aussage vor Gericht vorbereitet, sagte Robson. Das Vorgehen des Popstars sei einer "Gehirnwäsche" gleichgekommen: "Ich war psychologisch und emotional absolut nicht in der Lage und nicht willens zu verstehen, dass es sexueller Missbrauch war."
Vor wenigen Tagen war bekannt geworden, dass Robson am 1. Mai Klage wegen Kindesmissbrauchs gegen Jackson eingereicht hatte. Er hatte als Heranwachsender eine Zeit lang auf dessen Anwesen "Neverland Ranch" gewohnt und verlangt Schadenersatz aus dem Nachlass des 2009 verstorbenen Künstlers.
Der mit der Verwaltung von Jacksons Erbe betraute Anwalt Howard Weitzman erklärte, Robson habe "unter Eid vor Gericht und in zahllosen Interviews in den vergangenen 20 Jahren vehement dementiert, dass Michael Jackson ihm jemals etwas Unangemessenes getan hat". Nun wolle er die Öffentlichkeit glauben machen, "dass er seit Anfang der 90er Jahre gegenüber allen und jedem über Herrn Jackson gelogen hat, damit er Geld einklagen kann". Die Klage sei "empörend und traurig".
Nicht der erste Vorwurf des Kindesmissbrauchs gegen Michael Jackson
Jackson sah sich immer wieder Vorwürfen ausgesetzt, er habe Kinder sexuell missbraucht. Im Jahr 2005 wurde er nach einem spektakulären Gerichtsverfahren freigesprochen. Seine Karriere und sein Ruf nahmen jedoch dauerhaft Schaden. Am 25. Juni 2009 starb der "King of Pop" schließlich im Alter von 50 Jahren in seiner Villa in Los Angeles an einer Überdosis des Narkosemittels Propofol. Sein Arzt Conrad Murray wurde 2011 wegen fahrlässiger Tötung zu vier Jahren Haft verurteilt.
Im Zusammenhang mit Jacksons Tod läuft derzeit auch ein Prozess seiner Familie gegen dessen Konzertveranstalter AEG. Der Clan wirft dem Unternehmen unter anderem vor, bei der Einstellung des Mediziners fahrlässig gehandelt zu haben. afp