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Kinderschutz: Stephanie zu Guttenberg kritisiert Deutschland

Kinderschutz

Stephanie zu Guttenberg kritisiert Deutschland

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    Stephanie zu Guttenberg auf der Pressekonferenz in Berlin.
    Stephanie zu Guttenberg auf der Pressekonferenz in Berlin.

    Stephanie zu Guttenberg ist Präsidentin der Kinderschutzorganisation "Innocence in Danger". In dieser Funktion warb die zweifache Mutter und Ehefrau von Karl-Theodor zu Guttenberg in Berlin um mehr Aufmerksamkeit für das Thema Missbrauch. "Deutschland ist im Kinderschutz immer noch Entwicklungsland", kritisierte die 35-jährige zu Guttenberg. Es sei eine "bittere Wahrheit", dass es sich der Staat noch recht bequem mache beim

    Stephanie zu Guttenberg: Töchter nicht bei Facebook

    In den USA sei das Thema sexueller Kindesmissbrauch "sehr viel bewusster" als hierzulande, so zu Guttenberg. "Die Amerikaner haben unfassbar gute Aufklärungswebseiten." Ihre beiden neun und elf Jahre Töchter seien noch nicht bei Facebook. Das sei auch eine Altersfrage. Beeindruckt ist sie, wie viel Wert auf Medienerziehung in den

    Zu Guttenbergs: Rückkehr nach Deutschland offen

    Chronologie der Affäre Guttenberg

    15. Februar 2011: Die "Süddeutsche Zeitung" berichtet vorab über mögliche Plagiate in der Doktorarbeit von Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU). Die Arbeit wurde 2006 an der Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Bayreuth eingereicht. Guttenberg hatte dafür die Bestnote summa cum laude erhalten.

    16. Februar: In der "Süddeutschen Zeitung" stehen erste Plagiatsbeispiele, die der Bremer Juraprofessor Andreas Fischer-Lescano festgestellt hat. Guttenberg weist die Vorwürfe noch als "abstrus" zurück.

    Kurz darauf berichtet die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" in ihrer Online-Ausgabe, dass die Einleitung der Doktorarbeit aus einem Artikel in dem Blatt abgeschrieben sein soll. Der einleitende Absatz der Arbeit decke sich fast wortwörtlich mit einem 1997 erschienenen Text der Politikwissenschaftlerin Barbara Zehnpfennig.

    17. Februar: Während Guttenberg die deutschen Truppen in Nordafghanistan besucht, werden in Deutschland fast stündlich neue Plagiatsvorwürfe laut. Erstmals werden Rufe nach einem Rücktritt laut. Im Internet wird eine Webseite für die Schummel-Recherche eröffnet. Unter "Guttenplag-Wiki" sollen die Vorwürfe gegen den CSU-Politiker gesammelt und bewertet werden.

    18. Februar: Erstmals gehen Strafanzeigen gegen Guttenberg wegen der Plagiatsvorwürfe ein. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sagt ihrem Minister Unterstützung für den Fall zu, dass er sich zu den Vorwürfen erkläre.

    In einem eilig einberufenen Pressestatement entschuldigt sich Guttenberg am Mittag für "Fehler" und erklärt, er werde seinen Doktortitel bis zur Aufklärung durch die Uni Bayreuth nicht führen. Zugleich versichert er erneut: "Meine von mir verfasste Dissertation ist kein Plagiat."

    21. Februar: Die Bundestagsfraktionen von SPD und Grünen wollen die Plagiatsvorwürfe zum Thema im Bundestag machen. "Guttenplag-Wiki" legt einen Zwischenbericht vor: Danach stehen 271 Seiten der Dissertation oder knapp 70 Prozent unter Plagiatsverdacht.

    22. Februar: Der Wissenschaftsverlag Duncker und Humblot will Guttenbergs Doktorarbeit künftig weder ausliefern noch neu auflegen.

    23. Februar: Die Universität Bayreuth entzieht Guttenberg den Doktortitel.

    28. Februar: Wissenschaftler übergeben einen von 23.000 Doktoranden unterzeichneten offenen Brief an Merkel, in dem sie der CDU-Politikerin in der Plagiatsaffäre eine "Verhöhnung" aller wissenschaftlichen Hilfskräfte vorwerfen.

    1. März: Guttenberg gibt seine politischen Ämter auf, wie er in einem kurzfristig anberaumten Statement erklärt. "Das ist der schmerzlichste Schritt meines Lebens", sagt er.

    3. März: Guttenberg legt auch sein Bundestagsmandat nieder.

    7. März: Die Staatsanwaltschaft Hof nimmt Ermittlungen gegen Guttenberg auf.

    8. April: Die "Süddeutsche Zeitung" berichtet, dass die Universität offenbar davon ausgeht, dass Guttenberg absichtlich getäuscht hat.

    15. April: Guttenberg hat kein politisches Mandat mehr. Der Kreistag des oberfränkischen Landkreises Kulmbach stimmt einstimmig Guttenbergs Antrag auf Niederlegung seines Amtes zu.

    6. Mai: Jetzt ist es amtlich: Die Universität Bayreuth geht in ihrem Abschlussbericht davon aus, dass Guttenberg absichtlich getäuscht habe. "Nach eingehender Würdigung der gegen seine Dissertationsschrift erhobenen Vorwürfe stellt die Kommission fest, dass Herr Freiherr zu Guttenberg die Standards guter wissenschaftlicher Praxis evident grob verletzt und hierbei vorsätzlich getäuscht hat".

    11. Mai: Die Universität stellt den über 80 Seiten langen Abschlussbericht inklusive einer Übersicht einiger der Zitierverstöße Guttenbergs in Bayreuth vor. "Evidente Plagiate" hätten sich über die ganze Arbeit verteilt gefunden.

    23. November: Die Staatsanwaltschaft Hof gibt bekannt, dass die Ermittlungen gegen Guttenberg gegen Zahlung einer Geldauflage in Höhe von 20.000 Euro eingestellt wurden.

    Stephanie zu Guttenberg lässt den Zeitpunkt ihrer Rückkehr aus den USA offen. "Ich bin kein Prophet", sagte die Ehefrau von Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg am Donnerstag in Berlin. Die Familie war nach dem Rücktritt des CSU-Politikers im März 2011 einige Zeit später nach Connecticut an die US-Ostküste gezogen. Bei der Pressekonferenz war Stephanie zu Guttenberg gefragt worden, wann sie bei ihrer Arbeit keine Videokonferenzen mehr machen müsse und wieder hier sei.

    Zu Guttenberg verteidigt umstrittenes RTL-II-Format "Tatort Internet"

    Zu Guttenberg verteidigte das umstrittene RTL-II-Format "Tatort Internet", bei dem sie mitgemacht hatte. "Wir haben sehr viele Leute erreicht." Eine Fortsetzung wäre demnach möglich, wenn es der Aufklärung diene. Für "Innocence in Danger" hatte zu Guttenberg 2010 eine halbe Million Euro beim TV-Quiz "Wer wird Millionär?" gewonnen. Auch diesen Einsatz würde sie für den Kinderschutz wiederholen.

    Die Geschäftsführerin des vor zehn Jahren gegründeten deutschen Vereins, Julia von Weiler, erklärte, wie gefährlich das Internet für Kinder sein kann. Sie forderte im Kampf gegen Missbrauch eine Aufhebung von Verjährungsfristen, eine bessere Ausstattung der Beratungsstellen und mehr Ausbildung für alle, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten. "Die Täter sind mitten unter uns", warnte sie.

    Eine Hotline von "Innocence in Danger" hat nach Vereinsangaben in sieben Jahren 26.000 Anfragen bearbeitet. Zu Guttenberg plädierte dafür, das Thema in Schulen zu behandeln. Schauspieler Til Schweiger wurde vom Verein in einem schriftlichen Grußwort zitiert: "Innocence in Danger" traue sich, laut zu sein und die Aufmerksamkeit auf "eines der schlimmsten Verbrechen" zu lenken - "sexuellen Kindesmissbrauch in Familien, Institutionen, der Nachbarschaft und im Netz". dpa/AZ

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