Heilbronn (ddp). Knapp ein Jahr nach dem Polizistenmord in Heilbronn fehlt den Ermittlern weiter eine heiße Spur.
Wie die Polizei am Mittwoch anlässlich des bevorstehenden ersten Jahrestages des Verbrechens mitteilte, wurden inzwischen rund 2400 Spuren bearbeitet. Die näheren Umstände der Tat sowie das Tatmotiv liegen aber nach wie vor im Dunkeln. Mit Blick auf die in mehreren Ländern sichergestellte DNA-Spur der gesuchten Tatverdächtigen sprechen die Ermittler inzwischen von "einem der wohl bundesweit spektakulärsten und mysteriösesten Fälle der Kriminalgeschichte".
Die DNA-Spur einer Frau, die am Dienstwagen der getöteten Polizistin gefunden wurde, konnte nach wie vor keiner konkreten Person zugeordnet wurde. Den Angaben zufolge haben die Ermittler inzwischen in einem DNA-Massentest rund 600 straffällig gewordene Frauen in Baden-Württemberg überprüft, ohne dass es einen Treffer gab. Bei 200 weiteren Frauen stehen die Tests noch aus. Möglicherweise sollen zusätzlich auch Straftäterinnen in anderen Bundesländern überprüft werden.
Neue Erkenntnisse erhofft sich die Polizei von der Veröffentlichung eines Phantombildes von einer männlich aussehenden Person, die im Oktober 2006 an einem Einbruch in Saarbrücken beteiligt gewesen sein soll. An einem am Tatort aufgefundenen Stein, mit dem eine Glastür eingeschlagen wurde, stellten Kriminaltechniker ebenfalls die DNA der unbekannten Frau fest, was auf ihre Beteiligung an dem Einbruch hinweist. Sie schließen aber auch nicht gänzlich aus, dass es sich bei der Person auf dem Phantombild sogar um die Frau selbst handeln könnte. Die Polizei hatte wiederholt darauf hingewiesen, dass die gesuchte Serientäterin optisch als Mann wahrgenommen werden könnte.
Bei dem Polizistenmord war am 25. April 2007 eine 22-jährige Polizistin auf der Heilbronner Theresienwiese mit einem Schuss in den Kopf getötet worden. Ihr 25-jähriger Kollege wurde durch Schüsse lebensgefährlich verletzt und kann sich bis heute an die Tat nicht erinnern. Die theoretische Möglichkeit, dass die mindestens zwei Täter aus dem persönlichen Umfeld der Polizisten stammen könnten, schließen die Ermittler inzwischen so gut wie aus. "Ansonsten können wir aber eigentlich nichts ausschließen", sagt der Ermittlungsleiter Frank Huber. Augenzeugen der Tat gibt es nicht, obwohl das Gelände in der Regel belebt ist. Lediglich der Tatzeitpunkt gegen 14.00 Uhr gilt als sicher, da Zeugen Schüsse hörten.
Die zuständige Soko "Parkplatz" umfasst noch 20 Beamte, nachdem anfangs mehr als 50 Polizisten eingesetzt waren. Bei ihnen fielen inzwischen mehr als 12 000 Überstunden an. Trotz des bislang ausbleibenden Erfolgs geben sich die Ermittler zuversichtlich, den Fall doch noch aufklären zu können. "Wir haben noch viele gute Ansätze", betonte Huber. Rund 600 Spuren sind seinen Angaben zufolge noch unbearbeitet. Hoffnung setzt er auch darauf, dass sich bei Gartenhaus-Einbrüchen neue Hinweise auf den Aufenthaltsort der Gesuchten ergeben können. Die als äußerst mobil geltende Frau soll sich immer wieder in Gartenhausanlagen aufhalten.
Die weibliche DNA-Spur wurde inzwischen bei 30 Straftaten im In- und Ausland - darunter mehrere Tötungsverbrechen - sichergestellt. Zuletzt war sie im Zusammenhang mit dem Mord an drei Autohändlern aus Georgien bei Heppenheim entdeckt worden. Kriminaltechniker fanden den genetischen Fingerabdruck im Auto eines tatverdächtigen V-Manns des rheinland-pfälzischen Landeskriminalamts. Einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen dem Fund und dem Drefachmord soll es zwar nicht geben. Die neue Spur wird von der Heilbronner Polizei dennoch als "gewaltiger Motivationsschub" gewertet. "Eine neue Spur ist immer auch ein neuer Lichtblick", sagte der Soko-Leiter.