Der zweite Tag auf der Irakreise von Papst Franziskus hat den religiösen Höhepunkt seines Besuchs markiert. Am Samstagmorgen traf das Oberhaupt der katholischen Kirche den höchsten schiitischen Geistlichen im Irak, Großajatollah Ali al-Sistani. Franziskus dankte dem 90-Jährigen dafür, dass er sich für die Verfolgten einsetze. Außerdem warb er für die Zusammenarbeit zwischen den Religionsgemeinschaften.
Das Treffen fand hinter verschlossenen Türen in Nadschaf im Südirak statt. Von Al-Sistanis Seite wurde mitgeteilt, der Großajatollah habe über Unterdrückung, Armut und Verfolgung vieler Völker im Nahen Osten gesprochen. Er habe zudem ein Augenmerk auf die Lage der Palästinenser gelegt.
Eine gemeinsame Erklärung unterzeichneten die beiden nicht. 2019 hatte Franziskus bei seinem Besuch in den Vereinigten Arabischen Emiraten ein gemeinsames Dokument mit dem Großimam Ägyptens und hohen Religionsvertreter des sunnitischen Islams, Ahmed al-Tajjib, unterschrieben. Es trug den Titel "Die Brüderlichkeit aller Menschen - Für ein friedliches Zusammenleben in der Welt".
Papst Franziskus nahm an interreligiösem Treffen teil
Nach dem Gespräch mit Al-Sistani machte sich Franziskus in die Ebene von Ur zum interreligiösen Treffen auf, dem nächsten Höhepunkt des Tages. Die Gegend blickt auf eine Jahrtausende alte Kulturgeschichte zurück. Der biblischen Überlieferung aus dem Alten Testament zufolge stammte Abraham aus dieser Region. Der Ort hat daher für Muslime, Juden und Christen eine große Bedeutung, da alle drei Religionen Abraham als Stammvater betrachten.
Franziskus prangerte die Zerstörung während des Krieges im Irak an. "Als der Terrorismus im Norden dieses werten Landes wütete, zerstörte er auf barbarische Weise einen Teil des wunderbaren religiösen Erbes, darunter Kirchen, Klöster und Gebetsstätten verschiedener Gemeinschaften", sagte Franziskus bei dem interreligiösen Treffen mit Christen, Muslimen und Jesiden. Juden nahmen anders als zunächst geplant nicht an dem Treffen teil.
Franziskus besucht als erster Papst den Irak
Der 84-Jährige zeigte sich beeindruckt von der Geschichte der beiden jungen Männer Dawud und Hassan. Der Christ und der Muslim eröffneten zusammen ein Geschäft, um sich unter anderem ihr Studium finanzieren zu können - obwohl sie nicht derselben Religion angehören. Träume junger Menschen dürften nicht von den Konflikten der Vergangenheit zerstört werden, sagte der Argentinier.
Franziskus reiste als erster Papst in den Irak. Vor allem die Christen, die in dem Land mit 38 Millionen Einwohnern eine kleiner werdende Minderheit stellen, haben seinen Besuch lange herbeigesehnt. Sie will er am Sonntag treffen, wenn er in den Nordirak reist und dort unter anderem die Städte Mossul und Karakosch besucht. Samstagabend (Ortszeit) sollte Franziskus eine Messe in Bagdad lesen. (dpa)
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