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Katholische Kirche: Papst Franziskus erklärt die Mafia für exkommuniziert

Katholische Kirche

Papst Franziskus erklärt die Mafia für exkommuniziert

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    Papst Franziskus hat am Samstag in Kalabrien die Mafiosi für exkommuniziert erklärt.
    Papst Franziskus hat am Samstag in Kalabrien die Mafiosi für exkommuniziert erklärt. Foto: Vincenzo Pinto/AFP

    Papst Franziskus hat zum ersten Mal Kalabrien besucht. Die italienische Region gehört zu den ärmsten im Land - mehr als die Hälfte der unter 25-Jährigen sind zur Zeit arbeitslos. Zudem berichtete die Organisation "Save the Children", dass mehr als ein Drittel der Familien in der Region von der Mafia kontrolliert werden.

    Die 'Ndrangheta - mächtige Mafia aus Kalabrien

    Die kalabrische 'Ndrangheta gilt als eine der mächtigsten Mafiaorganisationen Europas.

    Ihren geschätzten Jahresumsatz von rund 40 Milliarden Euro macht sie vor allem mit Drogen- und Waffenhandel, Geldwäsche und Erpressungen.

    Die 'Ndrangheta hat mehrere tausend Mitglieder, die in sogenannten Clans organisiert sind. Ihr Aktionsradius erstreckt sich mittlerweile weit über Italien und Europa hinaus.

    Die Wurzeln der Organisation reichen bis ins 19. Jahrhundert zurück.

    Das Wort 'Ndrangheta leitet sich angeblich vom griechischen «andragathos» ab, was «tapferer Mann» bedeutet.

    In den Ursprungsjahren verdienten die «Tapferen» ihr Geld vor allem mit Entführungen.

    Die Polizei in Italien hat in den vergangenen Jahren ihren Kampf gegen die Mafia verschärft, immer wieder kommt es zu Festnahmen und Razzien.

    Die traditionell mächtigsten Familien der 'Ndrangheta stammen aus der Hochburg San Luca in Kalabrien.

    Auch innerhalb der Organisation kommt es immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen einzelnen Clans.

    Die kalabrische 'Ndrangheta ist inzwischen die reichste Mafia-Organisation. Sie nutzt die italienische Region als Drehkreuz für ihren Drogenverkehr, der von Südamerika nach Europa verläuft. Die Mafiosi profitieren vor allem von der Vermarktung von Kokain. Der Papst wies unter anderem auf die Brutalität der Mafia hin, unter der vor allem Kinder zu leiden haben.

    Papst verurteilt Mord an kleinem Jungen

    Das ist Papst Franziskus

    Franziskus, mit bürgerlichem Namen Jorge Mario Bergoglio, wurde am 17. Dezember 1936 als Sohn italienischer Einwanderer in Argentinien geboren.

    Sein Vater war Bahnangestellter in der argentinischen Hauptstadt. Dort ging er auf eine technische Schule, die er als Chemie-Techniker absolvierte.

    Mit 21 Jahren ging Bergoglio ins Priester-Seminar.

    Nach seiner Priesterweihe 1969 folgte Bergoglio Theologiestudien und wurde 1973-1979 zum Provinzial des Jesuitenordens berufen.

    Der Jesuit übernahm 1998 die Erzdiözese von Buenos Aires und wurde 2001 zum Kardinal berufen. 

    2001 wurde Jorge Mario Bergoglio zum Kardinal berufen. 

    In den letzten Jahren kollidierte Bergoglio mehrfach mit den Regierungen von Néstor und Cristina Kirchner. Er kritisierte Korruption und Armut, außerdem wandte er sich gegen die Legalisierung der Homo-Ehe in Argentinien.

    Bergoglio wurde in der Vergangenheit der "Kardinal der Armen" genannt.

    Mit 76 Jahren und seiner etwas gebrechlichen Gesundheit ging Jorge Mario Bergoglio in die neue Papstwahl eher als Außenseiter unter den Favoriten.

    Im fünften Wahlgang wurde Bergoglio dann zum neuen Papst gewählt.

    Bergoglio nennt sich als Papst Franziskus.

    Franziskus ist der erste Südamerikaner an der Spitze der katholischen Kirche.

    Mit dem Namen erinnert der Argentinier an Franz von Assisi (um 1181-1226), einen der meistverehrten Heiligen überhaupt.

    Bereits in den ersten Monaten nach seiner Wahl zeigt sich Franziskus als Reformer. Er will nach eigener Aussage eine Kirche, in der auch die Armen, Schwachen und Unterdrückten Platz haben.

    Dabei bezog er sich auf den gewaltsamen Tod eines dreijährigen Jungen im Januar. Der dreijährige Nicola "Coco" Campolongo war mit seinem Großvater und dessen Lebensgefährtin im Auto sitzend regelrecht hingerichtet worden. Anschließend war der Wagen angezündet worden, die Leichen wurden im ausgebrannten

    Grund dieser grausamen Tat waren Streitigkeiten um Drogenschulden. Im März wurde in einer nahen Region ein weiteres dreijähriges Kind ermordet. Der Papst sprach diese Thematik an, als er die Haftanstalt Castrovillari bei Cassano allo Ionio besuchte. Unter den Gefangenen befanden sich auch der Vater von "Coco", weitere Familienangehörige und zahlreiche Mafia-Mitglieder. Die meisten Männer sind wegen Drogendelikten inhaftiert.

    Die Mafia in Italien

    Mafia ist nicht gleich Mafia. Italiens große Banden in Sizilien, Kalabrien, Apulien und rund um Neapel haben gemeinsam, dass sie alle im 19. Jahrhundert entstanden.

    Untereinander verbindet sie wenig. Doch sie wirken im selben sozialen Umfeld: in unterentwickelten Regionen mit hoher Jugendarbeitslosigkeit und Auswandererquote sowie ausgeprägtem Misstrauen gegenüber dem Staat.

    Das fördert die Bereitschaft zur „omertà“, dem Schweigen in der Bevölkerung. Dort stoßen die Mafiosi auf fruchtbaren Boden. Ihr Handeln ist nur auf materielle Bereicherung ausgerichtet.

    Für ihr Ziel beseitigen sie Rivalen, bedrohen Politiker und Polizei und schaffen es immer wieder, in deren Reihen Komplizen zu finden.

    Am bekanntesten ist die Cosa Nostra, der Geheimbund Siziliens, auch „ehrenwerte Gesellschaft“ genannt. Dort haben Italiens Anti-Mafia-Kämpfer in den letzten Jahrzehnten die größten Erfolge erzielt.

    Die ’Ndrangheta in Kalabrien, verantwortlich auch für die sechs Mafiamorde 2007 in Duisburg, ist die gefährlichste.

    In Apulien herrscht die Sacra Corona Unita („Heilige vereinte Krone“), die vor allem im Schutzgeld-, Waffen- und Drogengeschäft aktiv ist.

    In den letzten Jahren gab es bei der Camorra in Neapel und Umgebung zwar große Fahndungserfolge. Doch diese Mafia ist unübersichtlich, aufgeteilt in 100 bis 200 autonome Familienclans, die sich teils gegenseitig bekämpfen.

    Die Camorra operiert im Drogen- und Waffenhandel, in der Produktpiraterie von Luxusgütern und der illegalen Müllentsorgung.

    Schutzgelder werden in Camorra kontrollierten Betrieben gewaschen.

    Seit immer mehr Clan-Bosse inhaftiert sind, versucht die zweite Generation, Fuß zu fassen. Rund zehn Milliarden Euro an Schutzgeldern werden Schätzungen zufolge in Italien erpresst.

    Franziskus betonte die "Nähe des Papstes und der Kirche gegenüber allen Männern und Frauen, die im Gefängnis sind, in allen Teilen der Welt." Jeder mache Fehler und müsse Buße tun - auch er. Eine Reintegration von ehemaligen Straftätern bezeichnete das Oberhaupt der katholischen Kirche als besonders wichtig. Schon seit seinem Amtsantritt besuchte er mehrfach Gefängnisse.

    Papst Franziskus: Mafiosi haben Weg des Übels eingeschlagen

    Doch der Mafia vergibt Papst Franziskus noch lange nicht. Sie sei ein "Übel, das bekämpft werden muss". Bei einem Freiluft-Gottesdienst am Samstag verurteilte er die Mafia und ihre Mitglieder ungewöhnlich scharf. Wer den "Weg des Übels" eingeschlagen habe, stehe nicht in der Gemeinschaft mit Gott. In der Folge betonte der Papst, dass die Mafiosi exkommuniziert seien.

    Rund 250.000 Gläubige nahmen an dem Gottesdienst auf einem Platz bei Cassano allo Ionio in Kalabrien teil. Als Papst Franziskus die Mafia verurteilte, applaudierten die Anwesenden stark. Ein Vatikan-Experte erklärte, es sei das erste Mal gewesen, dass ein katholisches Kirchenoberhaupt Mafiosi für exkommuniziert erklärt habe. AFP/sh

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