In einem Brief an Seelsorger, der im Kölner-Stadtanzeiger veröffentlicht wurde, beklagt der Kölner Kardinal Joachim Meisner öffentliche Stimmungsmache gegen Katholiken und die katholische Kirche. Meisner zitiert in dem Schreiben französische Wissenschaftler, die dieses Phänomen bereits als "Katholikenphobie" bezeichnen würden.
Beendete Missbrauchsstudie und Umgang mit mutmaßlichem Vergewaltigungsopfer
Kardinal Joachim Meisner schrieb, die Kirche in Köln habe zuletzt einen "Sturm" in der öffentlichen Wahrnehmung erfahren, wie er dies in seinen Jahren als Bischof selten erlebt habe. Dieser wurde demnach durch die beendete Missbrauchsstudie und den Umgang mit dem mutmaßlichen Vergewaltigungsopfer ausgelöst. Bei letzterem habe er mehrfach deutlich gemacht, dass dies ein beschämender Vorgang sei, der sich nicht wiederholen dürfe. Im Fall der Missbrauchsstudie müsse "unbedingt" mit einem anderen unabhängigen Institut ein neuer Anlauf unternommen werden.
Katholische Kirche soll für öffentliche Angriffe keine Gründe liefern
Kardinal Meisner ging in seinem Schreiben explizit auf diese beiden Vorgänge ein. Er schrieb, "die Entschiedenheit der katholischen Positionen zum Lebensschutz, zu Ehe und Familie sowie eine deutliche Repräsentanz durch Personen wie den Papst und die Bischöfe polarisieren immer stärker." Es sei deshalb umso wichtiger, dass die Kirche für öffentliche Angriffe keine Gründe liefere. "Nur dann können wir tapfer ungerechtfertigte Vorwürfe ertragen."
Pille danach
Meisners Bistum war öffentlich massiv in die Kritik geraten, nachdem zwei katholische Krankenhäuser ein mutmaßliches Vergewaltigungsopfer mit dem Wunsch nach der sogenannten Pille danach abgewiesen hatten. Die deutsche Bischofskonferenz geriet zudem in Kritik, weil sie eine Studie zur Aufklärung des sexuellen Missbrauchs durch Geistliche stoppte; der Studienmacher sprach daraufhin von Zensur.
"Aggressiv-antikirchliche Stimmungen"
Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück, sagte dem "Kölner Stadt-Anzeiger", es gebe in der Tat "aggressiv-antikirchliche Stimmungen". Diese basierten zum Teil auf schlechten Erfahrungen mit der Kirche, zum Teil aber auch auf einer Entfremdung der Gesellschaft gegenüber dem Religiösen an sich.
Erzbischof Müller hatte am Wochenende in einem Interview über "gezielte Diskreditierungskampagnen gegen die katholische Kirche in Nordamerika und auch bei uns in Europa" gesprochen. Er sprach in diesem Zusammenhang von einer "künstlich erzeugten Wut, die gelegentlich schon heute an eine Pogromstimmung erinnert". Dieser Vergleich mit dem Holocaust brachte dem Chef der Glaubenskongregation scharfe Kritik ein, unter anderem wies ihn Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) als geschmacklos zurück. afp/AZ