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Katastrophenhilfe: In Nepal ist noch lange nichts normal

Katastrophenhilfe

In Nepal ist noch lange nichts normal

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    Humedica Helfer verteilen Haushaltsartikel an Familien, die beim Erdbeben in Nepal alles verloren haben.
    Humedica Helfer verteilen Haushaltsartikel an Familien, die beim Erdbeben in Nepal alles verloren haben. Foto: humedica (humedica.org)

    Es war ein Schock für die Menschen: Die Erde in der Region um die nepalesische Hauptstadt Kathmandu bebte. Häuser stürzten ein, kulturelle Sehenswürdigkeiten wurden zerstört. Das Erdbeben mit einer Stärke von 7,8 forderte rund 10 000 Todesopfer.

    Vier Monate zum heutigen Tag der humanitären Hilfe später sprechen wir über die aktuelle Lage mit dem Leiter der Not- und Katastrophenhilfe der Hilfsorganisation Humedica aus Kaufbeuren, Raphael Marcus.

    Die Lage in Nepal scheint sich zu bessern. Der Flughafen hat seinen Betrieb aufgenommen, Teile des Unesco-Weltkulturerbes sind wieder zu besichtigen. Wie sehen Sie das?

    Raphael Marcus: In Nepal ist noch lange nichts normal. Alle Menschen, deren Haus durch das Erdbeben zerstört wurde, haben immer noch kein neues. Und die Baumaßnahmen dafür können auch nicht starten wegen des Monsuns. Der Regen verursacht zu allem Überfluss noch Erdrutsche.

    Wie schützen sich Menschen ohne Haus dann gegen den Monsun?

    Marcus: Die Leute aus den Bergen siedeln kurzzeitig in die Täler um. Teilweise finden sie bei Verwandten oder Freunden Unterschlupf, zum Teil bauen sie sich aber auch nur provisorische Hütten aus Zelten und Planen. Da kann es je nach Lage ganz schön kalt werden. Wenn man nass wird natürlich umso mehr.

    Hat sich die Situation seit April also verbessert oder weiter verschlimmert?

    Marcus: Sagen wir, sie ist anders. Medizinisch gesehen gibt es keine Erdbeben-Verletzungen mehr, dafür aber mehr Erkältungen oder Infektionen. Und an der Versorgung hat sich nicht viel verbessert: Kliniken sind beispielsweise weiterhin zerstört und für die Menschen ist es schwierig, an Nahrungsmittel zu kommen. Zusätzlich kommen aktuell die Spannungen zwischen der Regierung und der Bevölkerung.

    Ist Humedica zurzeit mit einem Team in Nepal?

    Marcus: Ja, wir sind durchgehend vor Ort. Anfangs mit medizinischen Teams, mittlerweile betreuen wir einige Projekte. Vor Kurzem haben wir 5000 Päcken mit Haushaltsartikeln verteilt. Zudem planen wir eine Krankenstation und ein Patenschafts-Projekt für Familien, mit dem wir diese langfristig im Aufbau unterstützen möchten. Mit anderen Hilfsorganisationen wollen wir Häuser erdbebengerecht bauen und den Bewohnern auch erklären, wie das funktioniert.

    Das Auswärtige Amt warnt vor Reisen in die betroffenen Gebiete wegen Nachbeben und Erdrutschen. Wie sichern Sie sich?

    Marcus: Bei solchen Einsätzen besteht natürlich eine gewisse Gefahr. Man überlegt zwei Mal, wo man durchgeht und wo nicht - und manchmal geht's eben auch nicht weiter. Einige Sachen muss man wissen: Bei Erdbebengefahr im Freien oder in einem sicheren Haus schlafen, bei Regen zehn bis 20 Stunden lang sehr vorsichtig bewegen. Wir fühlen uns aber sicher, sind gut ausgestattet mit Helmen und anderen Schutztechniken.

    Geologen warnen bereits vor weiteren, schlimmeren Erdbeben. Werden die Menschen darauf vorbereitet?

    Marcus: Nepal hatte ja bereits Vorbereitungspläne in der Schublade. Deswegen ist die Reaktion der Bevölkerung besser ausgefallen, als erwartet. Der genaue Zeitpunkt ist leider immer noch schlecht vorhersagbar. Die Menschen wissen, dass diese Gefahr immer droht, aber gerade Arme haben nur begrenzte Möglichkeiten, sich vorzubereiten.

    Am Mittwoch ist der Tag der humanitären Hilfe. Was wünscht Humedica sich zu diesem Anlass?

    Marcus: Für die humanitäre Hilfe ist zum einen natürlich Geld nötig. Aber das wichtigste ist Nächstenliebe. Wir müssen uns bewusst machen, dass es uns sehr sehr gut geht - und anderen sehr schlecht. 

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