Einen Monat nach dem Unglück der "Costa Concordia" ist ein Video aufgetaucht, das nach Medienberichten das Durcheinander auf der Kommandobrücke des sinkenden Kreuzfahrtschiffes dokumentiert. "Die Passagiere besteigen die Rettungsboote auf eigene Faust", ist in dem Film zu hören.
Schettino: "In Ordnung"
"In Ordnung", antwortet eine gelassen klingende Stimme, die der italienische Fernsehsender TG5 Kapitän Francesco Schettino zuordnet. Der Dialog sei anscheinend fast eine Stunde, nachdem das Schiff auf Grund gelaufen war, aufgezeichnet worden.
Die Staatsanwaltschaft wolle das bei schwachem Licht entstandene Video nun für die Ermittlungen heranziehen, hieß es am Samstag. Es könne dabei helfen, mehr über das Verhalten der Besatzung und des Kapitäns nach dem Unglück zu erfahren.
So sei zu sehen, wie Mitglieder der Crew auf der Kommandobrücke unentschlossen auf und ab gingen, während sie darüber rätselten, was zu tun sei.
"Costa Concordia": Mit 4200 Menschen an Bord gekentert
Die "Costa Concordia" war am 13. Januar mit mehr als 4200 Menschen an Bord vor der italienischen Insel Giglio auf einen Felsen gefahren und gekentert. Bislang wurden 17 Leichen geborgen. 15 Menschen werden noch vermisst, darunter sechs Deutsche. Kapitän Schettino steht unter Hausarrest.
Schifffahrt: Wie ein Ozeanriese gesteuert wird
Für die Führung eines Ozeanriesen in der Größe der «Costa Concordia» sind in der Regel mindestens fünf Nautiker verantwortlich.
Zu diesen erfahrenen Seemännern gehören: Kapitän, Staffkapitän (auch für die Verwaltung der Besatzung zuständig) und drei Wachoffiziere.
Nach Angaben des Präsidenten des Verbandes Deutscher Kapitäne und Schiffsoffiziere, Christoph Wand, muss rund um die Uhr mindestens einer von ihnen die Fahrt überwachen.
Das letzte Wort hat stets der Kapitän.
Das Schiff kann auf dem offenen Meer per Autopilot gesteuert werden.
Dazu stellt der Schiffsführer einen bestimmten Kurs ein, der Ozeanriese fährt dann automatisch in die vorgegebene Himmelsrichtung.
Soll das Schiff selbstständig eine vorgegebene Route fahren, kommt Wand zufolge der sogenannte Trackpilot zum Einsatz.
Hilfe bei der Überwachung der Position gibt das Satelliten-Navigationssystem GPS. Das Radar zeigt aus dem Wasser ragende Felsen und bewegliche Hindernisse wie Schiffe oder Eisberge an.
Daneben sind elektronische Seekarten sowie Geräte zur Messung der Wassertiefe, Geschwindigkeit und des Windes wichtig.
Die Messinstrumente müssen ständig beobachtet werden. Auch der Blick in die Umgebung ist immer wieder notwendig.
Die Technik hilft lediglich zu erkennen, ob sich etwa ein anderes Fahrzeug nähert.
Um die Route zu ändern, sind Menschen nötig. Im Hafen werden Schiffe in der Regel manuell gesteuert.
Dem 52-Jährigen werden unter anderem mehrfache fahrlässige Tötung und Verlassen des Schiffes während der nächtlichen Evakuierung vorgeworfen. (dpa, AZ)