Auch wenn Karl Lagerfeld behauptet, Geld bedeute ihm nichts, ist er doch ein Mensch, der den Zauberstoff anzieht. Zu groß ist sein Talent als Modemacher und (was er gerne bestreitet) als Unternehmer. Auch würde der Deutsche leugnen, der mächtigste Modedesigner unserer Zeit zu sein. Doch nach dem Tod von Yves Saint Laurent ist Lagerfeld, den sie in Paris bewundernd „Karl den Großen“ nennen, sicher einer der einflussreichsten Mode-Männer. Auch im hohen Alter arbeitet er diszipliniert wie immer.
Heute feiert „King Karl“ Geburtstag. Nur welchen? Wie eine Film-Diva macht der Selbstdarsteller daraus ein Geheimnis. Zuletzt ließ er durchsickern, 1935 als Sohn eines reichen Dosenmilchfabrikanten in Hamburg geboren zu sein. Aber auch 1933 und 1938 werden von Lagerfeld-Freunden als Geburtsjahre bestätigt. Der Meister selbst macht sich einen Spaß daraus, die Wahrheit unter Verschluss zu halten. Trotz unzähliger Interviews mit bizarren Selbstbekenntnissen bleibt sein Allerinnerstes verborgen.
Der Mann, der am Donnerstag vielleicht 80 wird, gönnt sich auch im fortgeschrittenen Alter noch ein Laster. Alkohol oder Nikotin sind es nicht – diesen Mittelchen ist Lagerfeld nach eigenem Bekunden aus dem Weg gegangen. Was er aber nicht lassen kann, ist das Lästern.
Karl Lagerfeld ist vorsätzlich politisch unkorrekt
Das tut der Mann mit dem grauen Zopf, der Sonnenbrille und den Lederhandschuhen hemmungslos. Dabei scheut er vor dem Tabu nicht zurück, für die italienische Luxusmarke Fendi Pelzmode zu zeigen und den Zorn der Tierschützer auf sich zu ziehen. Lagerfeld sagt dazu nur: „Solange die Menschen Fleisch essen und Leder tragen, verstehe ich die Botschaft einfach nicht.“ In seiner Pelzkarriere habe er noch nie das Gefühl von Peinlichkeit gehabt. Ist das Altersstarrsinn? Wohl kaum, Lagerfeld ist schon lange vorsätzlich politisch unkorrekt. So empört sich der Chanel-Designer über dicke Mütter mit Chipstüten vor dem Fernseher und bezichtigt Jogginghosenträger, die Kontrolle über ihr Leben verloren zu haben.
Dabei war Lagerfeld selbst mal kräftig und hat sich bei einer Körpergröße von 1,78 von 102 auf jugendlich-dürre 60 Kilo nach unten gehungert. Heute isst er kaum etwas und trinkt Unmengen Diät-Cola. Seine weiße Katze Choupette, die der Künstler von seiner männlichen Muse, dem Model Baptiste Giabiconi, übernommen hat, wirkt aber gut genährt.
Auch Karl Lagerfelds Katze Choupette verdient Millionen
Zwei Zofen und ein Leibkoch kümmern sich um das Tier mit der Vorliebe für Kaviar. Lagerfeld lässt immer neue Details über das Leben seiner Edelmieze streuen. Wenn das nicht ein Beweis für die Dekadenz des Herrchens ist. Vielleicht, aber in dem tierischen Fall kommt wiederum Lagerfelds Geschäftstüchtigkeit zum Vorschein: Choupette kann auf Twitter 48 399 Follower vorweisen und hat mit Werbung für Autos und einen japanischen Kosmetikkonzern wohl schon Millionen verdient. Sie muss lebenslang kein Whiskas oder Kitekat fressen.