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Jubiläum: "Itsy Bitsy Teenie Weenie": Der Bikini wird 70 Jahre alt

Jubiläum

"Itsy Bitsy Teenie Weenie": Der Bikini wird 70 Jahre alt

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    Den Dr.-No-Bikini hat Ursula Andress berühmt gemacht. Dabei handelt es sich um einen Zweiteiler, dessen Hose einen Gürtel ziert.
    Den Dr.-No-Bikini hat Ursula Andress berühmt gemacht. Dabei handelt es sich um einen Zweiteiler, dessen Hose einen Gürtel ziert. Foto: upi, dpa

    Bikini. All die Bilder, die einem schlagartig in den Kopf kommen: Elvis Presley, am Strand von Hawaii von Schönheiten umgeben, Vivi Bach dänisch lispelnd („die sspitzen Steine“) in die kroatische Adria sich vortastend. Das Nachbarmädchen Ingrid, das am heimischen Eiskanal im Bikini am Absperrseil hängend die auf sie prallenden Wellen genoss.

    Und dann Ursula Andress, die Badekönigin der frühen 60er Jahre, die in „James Bond – 007 jagt Dr. No“ mit einem Messer an der Hüfte im weißen Zweiteiler aus dem Meer steigt. Vor allem die Andress: Mit einer solchen Bikini-Frau wollten Millionen von Männern den Strand in blauen Nächten unter Palmen zum Liebesparadies machen.

    Noch heute denken Männer, wenn sie einer Bikini-Schönheit begegnen, an Laufwege ihrer Finger und an den Abschluss – um mal die Fußballsprache zu bemühen.

    Keine Frage, ein Badeanzug, der optische Freiheiten zuließ, musste zum Hit werden in einer Gesellschaft, die den Staub des 19. Jahrhunderts auch in den Freibädern abwaschen wollte.

    Nackttänzerin präsentierte verschiedene Stoffdreiecke

    Der Franzose Louis Réard wusste offenbar, was Frauen (und Männer) wollten. Vor 70 Jahren lieferte er den Pariserinnen und Parisern eine besondere Show im Molitor-Schwimmbad. Eine Nackttänzerin präsentierte verschiedene Stoffdreiecke, verbunden durch verschiedene Tücher. Réard hätte sogar als Erfinder des Stringtangas in die Geschichte eingehen können.

    Was für ein Drama: Bis der Zweiteiler zur Selbstverständlichkeit wurde, vergingen Jahrzehnte. Zumal in Deutschland wäre eine 30-jährige Ehefrau schief angeschaut worden, hätte sie nicht den klassischen Einteiler übergestreift. Den Bikini überließen die Mütter zähneknirschend ihren Töchtern, die sich loslösen wollten vom Ade-nauer-Mief, der auch die Mode beherrschte. Und die Kerle wollten ja auch lieber ihre Girls im Bikini sehen. Auch wenn das Badedress Anfang der 60er Jahre obenrum steif und untenrum etwas pludrig aussah. Nicht so elastisch formend wie heute. Aber das schmale Oben und das nötige Unten waren nicht aufzuhalten. Der Club Honolulu, bestehend aus Caterina Valente und ihrem Bruder Silvio Francesco, nutzte 1960 einen US-Song, um in „Itsy Bitsy Teenie Weenie

    Bikini am Badestrand zu tragen war einfach cool. Wobei – das muss man leider auch sagen – manches großartige Mädchen auf der Badedecke im Einteiler sitzen blieb, weil entweder die strengen Eltern oder die Figur ihm einen Strich durch die Rechnung machten. Weil das Leben an sich nicht fair ist.

    Heute sind viele Frauen selbstbewusster und pfeifen auf die Diktatur der Bikini-Idealfigur-Zeitschriften, die ihnen ja nur die Lust auf den Urlaub am Meer vergällen könnten.

    Warum mögen Frauen die textile Aufteilung am Strand?

    Wenn da nur nicht eine fast archaische Eigenschaft die Frau nicht loslassen würde. Es soll vorkommen, dass sie vor dem Spiegel steht, ihre Figur prüft und rätselt, wie sie denn nun in diesem Sommer rüberkommt. Der klassische Einteiler, so schön er auch die Auslagen der Fachgeschäfte schmückt, wird nie der Hit werden bei den jüngeren Frauen und der Generation 60 minus. Wenn frau nicht gerade professionelle Schwimmerin ist. Denn im Wassersport muss zusammengehalten werden, was zusammengehört.

    Warum mögen Frauen die textile Aufteilung am Strand? Umfrage in kleiner Runde: Der Bikini lässt halt mehr Luft an die Haut, sich bei Nässe schneller wechseln und zaubert einem die Sonnenstrahlen auf den gern gesehenen Bauchnabel. Macht auch oft bella figura.

    Übrigens: Im 4. Jahrhundert nach Christus waren sportliche, spätrömische Schönheiten bereits in flotten bikiniähnlichen Outfits zugange, wie berühmte Mosaiken in der Villa Romana del Casale in der Nähe der Stadt Piazza Armerina auf Sizilien zeigen. Ja, Monsieur Réard, die alten Römer waren doch schneller.

    Dass der offizielle Erfinder Réard seine Kreation nach dem Bikini-Atoll benannt hat, hat etwas Gruseliges. Vier Tage zuvor hatten dort die USA eine Atombombe getestet. Die Bikini-Tauglichkeit des Atolls geht noch heute gegen null.

    Das ist ein Burkini

    Ein Burkini ist ein Badeanzug für muslimische Frauen. Bis auf Gesicht, Hände und Füße sind alle Körperpartien bedeckt.

    Das Kunstwort setzt sich aus den Begriffen Burka und Bikini zusammen.

    Jeder Burkini hat auch eine integrierte Kopfbedeckung, an der ein Kopftuch angenäht ist. Sie erinnert an die Haube der Eisschnellläufer.

    Burkinis ähneln Taucheranzügen. Sie sind aber nicht einteilig, sondern bestehen aus mehreren wassertauglichen Kleidungsstücken.

    Die meisten Burkinis sind weit geschnitten.

    Selbst wenn die Schwimmerin aus dem Wasser steigt, klebt der Stoff nicht am Körper. So werden keine weiblichen Rundungen sichtbar.

    Dafür sorgt das Material. Weite, mehrteilige Burkinis bestehen meist aus Polyester. Es saugt sich nicht mit Wasser voll.

    Es gibt aber auch eng anliegende Burkinis, die wie herkömmliche Bademode aus Elastan bestehen und Wasser aufnehmen.

    Sehr bekannt ist der Burkini, den die libanesischstämmige Australierin Aheda Zanetti 2003 erfunden hat, in Deutschland noch nicht.

    In Schaufenstern von Sportgeschäften ist er kaum zu finden. Wer einen Burkini kaufen möchte, muss im Internet auf die Suche gehen.

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