Aktiv war Maria Hellwig bis zuletzt. Noch mit 86 Jahren trat sie beim deutschen Vorentscheid zum "Grand Prix der Volksmusik" an. Im ZDF sagte sie damals: "Ich will mit meiner Teilnahme ein Zeichen setzen, dass Menschen auch im Alter noch aktiv sein können." In der Nacht zum Samstag starb Deutschlands "Jodelkönigin" 90-jährig an den Folgen eines Infekts.
"In tiefer Trauer teilen wir mit, dass Maria Hellwig am 26. November 2010 um 22.50 Uhr verstorben ist", heißt es auf der Internetseite von Maria und Tochter Margot Hellwig-Lindermayr, mit der sie Jahrzehnte auf der Bühne stand. "Sie hat in der letzten Viertelstunde ihres Lebens noch gesungen", sagte Tochter Margot am Sonntag der Nachrichtenagentur dpa. "Mit ihren Liedern und Sendungen hat sie Millionen über Jahrzehnte viel Freude bereitet. Wir werden sie sehr vermissen."
Maria Hellwig war seit Jahrzehnten einem Millionenpublikum im Fernsehen bekannt. Moderator Florian Silbereisen war zu Tränen gerührt, als er am Samstagabend in der ARD-Fernsehsendung "Das Adventsfest der 100.000 Lichter" an die verstorbene "Jodelkönigin" erinnerte.
Ihren letzten Auftritt absolvierte die 90-Jährige am 7. September in Ainring im Berchtesgadener Land. "Sie war unser Stargast", sagte der beste Freund der Familie und Volksmusikant Thomas Berger. "Meine Mutter wurde wie eine Königin gefeiert", erinnerte sich Margot Hellwig-Lindermayr an das gemeinsame Musizieren. Im August sei sie zum letzten Mal auf einer Alm gewesen. "Es ging ihr eigentlich ganz gut."
Vor einer Woche verschlechterte sich der Gesundheitszustand der Sängerin. Maria Hellwig musste in eine Klinik im nahen Ruhpolding und wurde dort auf der Intensivstation behandelt. Am Freitagabend besuchte Tochter Margot ihre Mutter noch: "Wir haben gehofft, dass sie in ein paar Tagen auf die normale Krankenstation verlegt wird." Doch verschlechterte sich dann unerwartet der Gesundheitszustand der 90-Jährigen. In der Nacht schlief sie ein. Mit einem Lächeln auf den Lippen sei sie gestorben, sagte Berger. "Ihre letzten Atemzüge waren Gesang."
Am 22. Februar hatte die stets im Dirndl auftretende Jodlerin in ihrem geliebten Cafe "Kuhstall" im Kreise der Familie und mit vielen Freunden noch ihren 90. Geburtstag gefeiert - allerdings schon damals mit starken Rückenschmerzen nach einem erneuten Sturz. "Meine Mutter jammert nicht", beschrieb Tochter Margot damals die eiserne Disziplin, mit der die "Grande Dame" der Volksmusik die Last des Alters trug.
Populär wurde Maria Hellwig in den 1970er Jahren mit der Fernsehsendung "Die Musik kommt". Nach der Wiedervereinigung gewann sie in den ostdeutschen Bundesländern viele neue Fans hinzu. Ihr Markenzeichen war eine ganz besondere Technik des Jodelns, mit der sie auch die höchsten Töne locker bewältigte.
Zum ersten Mal stand sie mit fünf Jahren auf der Bühne des heimatlichen Bauerntheaters - als Mädchen, das sterben musste. "Die Leute haben geweint. Da dachte ich mir, du musst gut gestorben sein", erzählte sie gerne schmunzelnd. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges sammelte sie an der Hamburger Volksoper Erfahrungen im Operettenfach.
Ihrer Tochter zuliebe kehrte sie zusammen mit ihrem zweiten Mann nach Reit im Winkl zurück. Daheim entdeckte der Jodelsänger Franzl Lang die Künstlerin für die berühmte Münchner Volksbühne "Platzl", wo ihre zweite Karriere begann. Durch Schallplattenaufnahmen, Gastspiele und Tourneen wurde sie schnell als Volksmusikantin berühmt. Sie spielte in zwei Heimatfilmen mit, ging 1959 mit Max Greger auf eine Tournee durch Russland und wurde in Amerika, Kanada und Japan als Botschafterin deutscher Volksmusik gefeiert.
Für ihre Verdienste um die Volksmusik erhielt Maria Hellwig viele Auszeichnungen. Auch Goldene Schallplatten bekam sie. Doch am meisten freute sie eine Ehrung ihrer Heimatgemeinde Reit im Winkl: Dort heißt der Weg zu ihrem Gästehaus "Maria Hellwig-Weg".
Maria Hellwig
wurde mit mehr als 500 Sendungen im
und auf Tourneen rund um den Globus zur ungekrönten "Jodelkönigin" - unvergessen für die Anhänger der Volksmusik, wenn sie tanzend und schunkelnd ihre Lieder sang. Ans Aufhören dachte sie nie: "Ich bleibe auf der Bühne, solange ich mich zum Walzer drehen kann und die Leute mich mögen", bekannte sie. "Singen ist für mich Lebensqualität."
Am kommenden Mittwoch (1. Dezember/14.00) wird die Sängerin nach einem Gottesdienst in der katholischen Pfarrkirche St. Pankratius an der Seite ihres Mannes auf dem Friedhof von Reit im Winkl beerdigt. Ihre Volksmusikfreunde werden die Trauerfeier gestalten. "Es wird ein volkstümlicher Abschied", versprach Tochter Margot, "ganz so wie die Mutti sich das gewünscht hat." dpa