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Japan: Taifun setzt AKW Fukushima unter Wasser

Japan

Taifun setzt AKW Fukushima unter Wasser

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    Der Taifun setzte auch dem Atomkraftwerk Fukushima zu.
    Der Taifun setzte auch dem Atomkraftwerk Fukushima zu. Foto: Abc TV/Archiv (dpa)

    Schlimme Verwüstungen hat der  Taifun "Wipha" in Japan  angerichtet. Mindestens 17 Menschen starben. Die Atomruine Fukushima wurde mit massiven Regenfällen bedroht.

    Japan: Heftigster Taifun seit Jahren

    Zehntausende Menschen wurden in Japan aufgefordert, sich vor dem heftigsten Taifun seit zehn Jahren in Sicherheit zu bringen. In der Atomruine Fukushima ließ der Betreiber Tepco wegen des enormen Regens aus Not gering belastetes Wasser ab.

    Taifune - Tropische Wirbelstürme

    Tropische Wirbelstürme tragen je nach Region unterschiedliche Namen: Hurrikan im westlichen Atlantik und im östlichen Pazifik, Zyklon im Indischen Ozean und Taifun im westlichen Pazifik.

    Taifune entstehen vor allem zwischen Juli und November über dem Meer, wenn das Oberflächenwasser eine Temperatur von mindestens 26 Grad Celsius hat und stark verdunstet. Dazu muss die sogenannte Corioliskraft vorhanden sein, die durch die Erddrehung entsteht.

    Sie bewirkt, dass sich die Luft um das Zentrum des Wirbelsturms dreht. Über Land verliert er schnell an Kraft, da der Nachschub feuchtwarmer Luftmassen fehlt.

    Ein tropischer Wirbelsturm kann einen Durchmesser von einigen hundert Kilometern haben. Typisches Kennzeichen ist das sogenannte Auge, eine windstille Zone von ungefähr 20 Kilometern Durchmesser im Wirbelzentrum.

    Die Luftmassen rotieren rasend schnell entgegen dem Uhrzeigersinn um das Auge des Sturms. Der Sturm selbst bewegt sich hingegen eher gemächlich vorwärts.

    Der Weg eines tropischen Wirbelsturms kann relativ gut vorausberechnet werden. Gefahr für die Menschen entsteht nicht nur durch den Sturm selbst, sondern vor allem infolge von Flutwellen und Regen. Die Wassermassen können Überschwemmungen bis weit in das Binnenland verursachen.

    Tepco öffnete demnach an neun Auffangbecken, die Hunderte von Tanks für verseuchtes Kühlwasser umschließen, die Abflusshähne. In den Becken hatte sich in Folge des Taifuns immer mehr Regenwasser angesammelt. In den Tanks lagert Tepco stark verstrahltes Wasser, das bei der Kühlung der 2011 durch ein Erdbeben und Tsunami beschädigten Reaktoren anfällt.

    Taifun setzt Fukushima zu

    Wieviel Wasser Tepco aus den Becken genau abließ, sei zwar nicht bekannt, wie die Nachrichtenagentur Jiji Press meldete. Aber die zuvor gemessene Strahlenbelastung habe unter den am Vortag vorläufig von Tepco und der Atomaufsicht hierfür festgelegten Grenzwerte gelegen, hieß es. In den neun betroffenen Auffangbecken stünden keine der Tanks, aus denen in jüngster Zeit zum Teil Hunderte von Tonnen stark verseuchten Wassers gesickert waren.

    Kurz erklärt: Taifune, Hurrikane, Tornados

    Wirbelstürme bedrohen jedes Jahr ganze Länder, töten Menschen und richten Milliardenschäden an. Was Sie über Taifune, Hurrikanes, Tornados und Zyklone wissen müssen:

    Grundsätzlich sind Taifune, Hurrikane und Zyklone das gleiche, nämlich Wirbelstürme. Der Name hängt von der Region ab, in der sich das Naturspektakel ereignet.

    Von einem Hurrikan spricht man, wenn der Wirbelsturm im Atlantik oder im Nordpazifik auftritt. Hurrikane drehen sich wie Taifune gegen den Uhrzeigersinn.

    Mit dem Begriff Zyklon liegt man richtig, wenn der tropische Wirbelsturm im Indischen Ozean oder in der Südsee auftritt. Zyklone drehen sich im Urzeigersinn.

    Taifun ist die korrekte Bezeichnung für einen Wirbelsturm im nordwestlichen Bereich des Pazifiks - etwa bei Japan.

    Ein Tornado, in den USA auch Twister genannt, ist ein eher kleinräumiger Luftwirbel. Man spricht dabei auch von Windhose oder Wasserhose. Auch Tornados können eine verheerende Wucht gewinnen.

    Typisch für Wirbelstürme ist das sogenannte Auge in der Mitte. Dabei handelt es sich um eine windfreie Zone im Zentrum des Sturms.

    Wer mehr wissen will: Auf den Internetseiten des National Hurrikane Centers (http://www.nhc.noaa.gov/) lassen sich Wirbelstürme auf der ganzen Welt verfolgen. Sie werden dort auf animierten Karten angezeigt.

    Nach starkem Regen bei einem anderen Taifun im September hatte Tepco bereits Wasser aus von Lecks betroffenen Bereichen in eine Auffanganlage mit bis zu 4000 Tonnen Fassungsvermögen transportiert. Da die Regenfälle durch den neuen Taifun jedoch stärker waren als angenommen, sei mehr als die Hälfte der Auffangkapazitäten ausgeschöpft gewesen, so Jiji Press.

    Notfallmaßnahme im AKW Fukushima

    Um Platz zu schaffen angesichts der rasant steigenden Niederschläge, habe Tepco eilig zwei andere Tanks geleert und in einen von sieben unterirdischen Auffangbehältern umgefüllt. Zwar war es auch bei solchen Untergrundbehältern im April vereinzelt zu Lecks gekommen, doch sei diesmal ein noch nie zuvor benutzter Bereich verwendet worden. Es sei nur eine Notfallmaßnahme.

    Auf der mit am schwersten betroffenen Insel Izu Oshima, 120 Kilometer südlich der Hauptstadt Tokio, kamen am Mittwoch mindestens 16 Menschen bei Sturmböen und Rekordregenfällen ums Leben, meldeten die Einsatzkräfte. Dutzende Häuser liegen in Trümmern. Nach Erdrutschen wurden mehrere Menschen weiter vermisst. Im Ort Machida im Westen Tokios starb eine Frau in den Fluten eines angeschwollenen Flusses.

    "Wipha" schwächt sich ab

    "Wipha" schwächte sich am Mittwochnachmittag (Ortszeit) im Norden über dem Meer zu einer tropischen Tiefdruckzone ab. Er war zuvor mit bis zu 80 Kilometern in der Stunde und Windgeschwindigkeiten nahe seinem Zentrum von bis zu 180 Kilometern pro Stunde an der Ostküste Japans entlang übers Meer getobt.

    Auch in den Tsunami-Gebieten richtete der 26. Taifun der Saison stellenweise neue Schäden an. Einzelne Behelfsunterkünfte, in denen noch immer Flüchtlinge der Katastrophe vom 11. März 2011 hausen, wurden zertrümmert. Ein Tempel im nahe der Atomruine Fukushima gelegenen Ort Minamisoma brannte ab. Es war der schwerste Taifun seit Oktober 2004. Damals waren fast 100 Menschen bei Überflutungen und Erdrutschen ums Leben gekommen.

    Unterdessen übte die Atomaufsichtsbehörde erneut Kritik an Tepco wegen des Umgangs mit den immer größeren Wassermengen in der Atomruine. Ein von Tepco Anfang des Monats geforderter Bericht zur Besserung der Lage sei noch immer unzureichend, wurde der Chef der Atomaufsicht, Shunichi Tanaka, zitiert.

    Regierungschef Shinzo Abe bekräftigte derweil vor dem Parlament, die Auswirkungen der teils ins Meer sickernden Massen an verseuchtem Wasser seien "unter Kontrolle". Mit dieser Behauptung hatte er kürzlich das Internationale Olympische Komitee überzeugen können, die Spiele 2020 nach Tokio zu vergeben. dpa/AZ

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