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Japan: Nach Erdbeben: Noch keine Entwarnung für Atomkraftwerke

Japan

Nach Erdbeben: Noch keine Entwarnung für Atomkraftwerke

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    Vom Erdbeben zerstörte Autobahn in Fukushima
    Vom Erdbeben zerstörte Autobahn in Fukushima Foto: Str

    Das verheerende Erdbeben in Japan hat ein Atomkraftwerk im Katastrophengebiet in eine kritische Lage gebracht. In zwei Reaktoren in Fukushima fielen am Freitag Kühlsysteme und Stromversorgung aus, wie die japanische Nachrichtenagentur Kyodo meldete. Ministerpräsident Naoto Kan rief Atomalarm aus. Zum ersten Mal in der Geschichte des Landes forderten die Behörden deshalb Anwohner auf, ihre Häuser zu verlassen. Betroffen waren rund 3000 Menschen im Umkreis von drei Kilometern. In einer zweiten Zone von drei bis zehn Kilometern Entfernung sollten die Menschen in ihren Häusern bleiben, wie der Rundfunksender NHK berichtete.

    Mehrere Kernphysiker warnten, dass es in Fukushima im äußersten Fall zu einer Kernschmelze mit unabsehbaren Folgen für Bevölkerung und Umwelt kommen könnte. Während mehrere Medien von einer Stabilisierung der Lage sprachen, meldete die Agentur Kyodo in der Nacht zum Samstag einen Anstieg der Radioaktivität im Turbinengebäude. Der Fernsehsender NHK berichtete, dass auch der Druck in einem Reaktor gestiegen sei.

    Das nach dem Ausfall der Hauptkühlung in Gang gesetzte Notkühlsystem konnte nach Informationen japanischer Experten nur noch im Batteriebetrieb gefahren werden - mit Energie für wenige Stunden. "Im allerschlimmsten Fall droht dann eine Kernschmelze", sagte der Sprecher der Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS) in Köln, Sven Dokter.

    Japan: Bilder einer nationalen Katastrophe Der Greenpeace-Reaktorexperte Heinz Smital erklärte der Nachrichtenagentur dpa, selbst ein abgeschaltetes Atomkraftwerk erzeuge noch so viel Nachwärme, dass man eine Kernschmelze nur dann verhindern könne, wenn die Kühlung sichergestellt sei. Das Erdbeben habe eine sehr große Energie gehabt, "so dass viele Systeme möglicherweise nicht funktionieren wie sie sollten".

    Brand im Turbinengebäude gelöscht

    Im ebenfalls abgeschalteten Atomkraftwerk Onagawa brach ein Feuer in einem Turbinengebäude aus. Die Betreibergesellschaft erklärte, dass keine radioaktive Strahlung ausgetreten sei. Der Brand wurde nach Angaben der Behörden nach einigen Stunden gelöscht.

    Der atomare Notfall sei ausgerufen worden, um Notfallmaßnahmen der Behörden zu unterstützen, sagte Regierungssprecher Yukio Edano. Zuvor hatte Kan in einer ersten Beurteilung der Lage erklärt, dass es keine Probleme bei den Atomkraftwerken gebe.

    In Fukushima gibt es zwei Atomkraftwerke, Fukushima-Daiichi mit acht und Fukushima-Daini mit vier Siedewasserreaktoren. Das Atomkraftwerk Onagawa besteht aus drei Siedewasserreaktoren, die von 1984 bis 2002 an der Ostküste von Honshu gebaut wurden.

    Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) will von den japanischen Behörden mehr Informationen zu den nach dem Erdbeben abgeschalteten Atomkraftwerken. Nuklearer Brennstoff müsse auch nach dem Abschalten einer Anlage gekühlt werden, betonte die UN-Behörde am Freitag in Wien.

    Der Ausfall der gesamten Stromversorgung im Atomkraftwerk Fukushima und ein Rückgriff auf eine Batterieversorgung könnte nach Ansicht von Experten mindestens als Störfall eingestuft werden, das entspricht Stufe 2 der Internationalen Bewertungsskala für nukleare Ereignisse (INES). Stufe 3 wäre ein Ernster Störfall. Die höchste Stufe ist die 7, ein katastrophaler Unfall. Dieser wurde bisher nur mit dem GAU von Tschernobyl 1986 verzeichnet.

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