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Japan: Ex-Direktor Masao Yoshida: Der Held von Fukushima stirbt an Krebs

Japan

Ex-Direktor Masao Yoshida: Der Held von Fukushima stirbt an Krebs

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    Ex-Direktor Masao Yoshida: Der Held von Fukushima stirbt an Krebs
    Ex-Direktor Masao Yoshida: Der Held von Fukushima stirbt an Krebs

    Der Masao Yoshida, der Held von Fukushima, ist tot, Masao Yoshida, starb am Dienstag, rund zwei Jahre nach dem schweren Atomunfall, an Speiseröhrenkrebs. In den ersten, dramatischen Stunden nach dem verheerenden Erdbeben und Tsunami im März 2011 tat Fukushima: Ex-Direktor Masao Yoshida an Krebs gestorben etwas für Japan sehr Ungewöhnliches. Der damalige Direktor des Atomkraftwerks von Fukushima widersetzte sich Anordnungen seiner Vorgesetzten.

    Held von Fukushima: Masao Yoshida starb an Speiseröhrenkrebs

    Die Betreiberfirma Tepco wollte das Einpumpen von Meerwasser zur Kühlung der AKW Fukushima: Neues Leck verseucht Grundwasser anhalten, bis der damalige Ministerpräsident Naoto Kan über die Lage informiert sei. Yoshida weigerte sich und setzte die Kühlung fort. Sein Handeln verhinderte eine noch schlimmere Katastrophe. Yoshida wurde zunächst gemaßregelt, aber später von der Presse als Held gepriesen. Am Dienstag starb Yoshida im Alter von 58 Jahren an Krebs.

    Leitung von Fukushima

    Chronologie der Katastrophe von Fukushima

    Die Havarie nach dem verheerenden Erdbeben und Tsunami im japanischen Atomkraftwerk Fukushima Daiichi war die schwerste Atomkatastrophe seit dem Tschernobyl-Unglück 1986. Ein Überblick:

    11. März 2011: Ein Erdbeben der Stärke 9,0 erschüttert den Nordosten Japans und löst einen verheerenden Tsunami aus.

    11. März 2011: Auch die Stromversorgung und das Kühlungssystem des an der Küste gelegenen Atomkraftwerks Fukushima Daiichi werden beschädigt. Die Brennstäbe im Inneren der Reaktoren überhitzen und beginnen zu schmelzen.

    12. März: Im Reaktorgebäude Nummer eins kommt es zu einer Wasserstoffexplosion, doch der Reaktor selbst bleibt intakt. Das Kühlwassersystem funktioniert nicht mehr, das Team auf dem Gelände beginnt daraufhin, die Reaktoren mit Meerwasser zu kühlen. Die Regierung erweitert die Evakuierung auf einen Umkreis von 20 Kilometern.

    14./15. März: In den Gebäuden der Reaktoren drei und vier kommt es zu weiteren Explosionen. Die Reaktoren bleiben laut Behörden intakt.

    25. März - 4. April: In vier beschädigten Reaktorgebäuden wird eine große Menge radioaktiv verseuchten Wassers entdeckt. Es behindert die Arbeit zur Kühlung der überhitzten Brennstäbe. Die Behörden beschließen, 11.500 Tonnen radioaktiven Wassers in den Pazifik zu leiten.

    12. April: Japan stuft die Schwere des Atomunglücks hinauf. Es hat nun Höchststufe 7 und wird damit als genauso verheerend eingestuft wie die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl.

    6. Juni: Die Regierung bestätigt, dass es bereits kurz nach Beginn der Katastrophe in drei Reaktoren zu Kernschmelzen gekommen war. Die in den ersten Tagen freigesetzte Radioaktivität sei zudem doppelt so hoch gewesen wie zunächst geschätzt.

    30. August: Ministerpräsident Naoto Kan und sein Kabinett treten zurück. Finanzminister Yoshihiko Noda wird Japans sechster Regierungschef innerhalb von fünf Jahren.

    3. Oktober: Eine Regierungskommission schätzt die Kosten für Stilllegung und Abbau der Atomreaktoren auf umgerechnet 10,6 Milliarden Euro.

    17. und 29. November: Aufgrund radioaktiv verseuchter Stichproben verbietet Japan den Verkauf von Reis aus der Region Fukushima.

    16. Dezember: Die japanische Regierung verkündet, Fukushima Daiichi sei wieder unter Kontrolle, die Reaktoren seien im Zustand der «Kaltabschaltung».

    21. Dezember: Die Betreibergesellschaft Tepco schätzt, dass die Stilllegung der Reaktoren bis zu 40 Jahre dauern wird.

    22. Februar 2012: Um die Kontaminierung des Ozeans vor dem havarierten Atomkraftwerk einzudämmen, kündigt Tepco an, den Meeresboden mit einer 73.000 Quadratmeter großen Betondecke zu versiegeln.

    4. April 2013: Bis zu 120 Tonnen radioaktiv verseuchtes Wasser treten aus einem Tank aus und dringen in den Boden ein.

    19. Juni 2013: Im Grundwasser nahe dem havarierten Atomkraftwerk werden hohe radioaktive Werte gemessen. Werte der radioaktiven Substanz Strontium-90 lagen dreißigmal höher als zulässig.

    21. August 2013: Weitere 300 Tonnen radioaktiv verseuchtes Wasser treten in Fukushima aus.

    10. März 2015: An den Folgen der Flucht vor der Strahlung sind mehr als 1200 Menschen gestorben. Das Leben in Behelfsunterkünften hat viele krank gemacht. Andere begingen Selbstmord.

    Der in Osaka geborene Atomingenieur arbeitete seit 1979 für den japanischen Energiekonzern Tepco, 2010 übernahm er die Leitung von Fukushima. Yoshida habe "große Führungsstärke" bewiesen, sagte Kan nach der Katastrophe. Der von der Tepco-Informationspolitik frustrierte Ministerpräsident vertraute dem Direktor, genau wie seine Mitarbeiter. Yoshida habe immer gut auf seine Leute geachtet, sagten Arbeiter in Fukushima japanischen Medien.

    Fukushima-Direktor für mangelnde Sicherheitsvorkehrungen verantwortlich?

    Erdbeben, Tsunami und GAU: die japanische Katastrophe in Zahlen

    Ein verheerendes Erdbeben und eine gewaltige Flutwelle führten am 11. März 2011 in Japan zum Atomunfall von Fukushima. Zahlen und Fakten zur Dreifach-Katastrophe, die die drittgrößte Industrienation der Welt überzog:

    - Das Erdbeben mit der Stärke 9,0 ist das bisher schwerste in der Geschichte Japans. Es löst auch einen Tsunami aus. Mehr als 260 Küstenstädte wurden zum großen Teil zerstört.

    - Die Naturkatastrophe fordert rund 15.800 Tote und mehr als 3700 Vermisste.

    - Die zivilen Schäden der Dreifach-Katastrophe belaufen sich insgesamt auf etwa 160 Milliarden Euro.

    - Die Katastrophenregion um Fukushima ist auf Jahrzehnte oder noch länger unbewohnbar. Mehr als 100 000 Menschen müssen ihre Heimat verlassen, Tausende leben noch immer in Notunterkünften.

    - Über 10.000 Tonnen radioaktiv verseuchtes Wasser fließen in den Ozean. Es gerät 168-mal mehr Cäsium 137 in die Umwelt als bei der Explosion der Hiroshima-Bombe.

    - Nach Angaben des Fukushima-Betreibers Tepco wird es noch bis zu 40 Jahren dauern, bis das Kraftwerk vollständig gesichert ist. Rund 20 000 Arbeiter halfen bislang, die Reaktoren unter Kontrolle zu bringen.

    - Alle zwei Millionen Bewohner der Katastrophenprovinz Fukushima sollen langfristig Gesundheitschecks unterzogen werden. dpa

    Allerdings wurde er wegen der mangelnden Sicherheitsvorkehrungen gegen Tsunamis kritisiert. Für diese sei er verantwortlich gewesen, als er bei Tepco die Abteilung für die Verwaltung der Atomanlagen leitete. 160.000 Menschen mussten wegen der Strahlengefahr ihre Häuser verlassen. Manche für immer.

    Yoshida trat im Dezember 2011 zurück - bei ihm war Speiseröhrenkrebs diagnostiziert worden. Tepco erklärte, die Erkrankung stehe nicht in Zusammenhang mit dem Unglück. Im Juli 2012 wurde er wegen Gehirnblutungen operiert. "Ich dachte mehrmals, ich würde sterben", sagte er später über die dramatischen Stunden im Kraftwerk. Trotzdem wollte er nach Fukushima zurückkehren.

    "Es ist bedauerlich, dass wir nicht mehr mit ihm zusammenarbeiten können. Wir werden unser Möglichstes tun, um Fukushima wieder aufzubauen. Herr Yoshida hat sein Leben riskiert, um es zu beschützen", sagte Tepco-Präsident Naomi Hirose. dpa/AZ

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