Beim schwersten Erdbeben in Japans Geschichte und einem verheerenden Tsunami sind wahrscheinlich mehr als 1000 Menschen ums Leben gekommen. Das Beben der Stärke 8,8 bis 8,9 löste eine bis zu zehn Meter hohe Flutwelle aus, die im Nordosten der Hauptinsel Honshu Häuser, Schiffe und zwei Züge fortschwemmte, wie die Nachrichtenagenturen Kyodo und Jiji berichteten. In Folge des Bebens wurde die Umgebung eines Atomkraftwerkes großräumig evakuiert.
Laut Kyodo stieg die Opferzahl "von Minute zu Minute". Bislang gebe es laut Polizei mehr als 350 bestätigte Todesopfer, knapp 550 Menschen würden noch vermisst, 800 Menschen seien verletzt worden. Allein in der von einer zehn Meter hohen Flutwelle überschwemmten Stadt Sendai seien 200 bis 300 Leichen an einem Strand gefunden worden. Die Bewohner Sendais in der am stärksten betroffenen Präfektur Miyagi im Nordosten von Honshu mussten die Nacht ohne Wasser und Strom verbringen.
Vor der Küste Miyagis riss die Flutwelle ein Schiff mit etwa 100 Menschen an Bord mit. Nach Angaben von Kyodo und Jiji verschwanden in der Region zudem zwei Züge mit einer unbekannten Zahl an Passagieren, nachdem sie von der Flutwelle erfasst worden waren. In der Stadt Ofunato wurden mehr als 300 Häuser zerstört, in der Provinz Fukushima durchbrach die Flutwelle einen Damm und schwemmte mehrere Häuser fort.
Atomkraftwerke schalten sich ab
Um das Atomkraftwerk Fukushima im Norden von Tokio wurden 6000 Anwohner in Sicherheit gebracht, nachdem das Kühlwasser eines Reaktors auf einen beunruhigend niedrigen Stand gesunken war. Bis zur Nacht (17.30 Uhr MEZ) war die Lage nach Angaben von Kyodo wieder unter Kontrolle. Nach Angaben der Regierung konnte ein geringfügiger Austritt von Radioaktivität aus dem Reaktor aber nicht ausgeschlossen werden. Es werde erwogen, radioaktiven Dampf abzulassen, um den Druck in einem Reaktor zu senken, zitierten japanische Nachrichtenagenturen Industrieminister Banri Kaieda. Insgesamt elf
Ein weiterer Großbrand wurde aus einer petrochemischen Fabrik in Sendai und einer Ölraffinerie und im Großraum Tokio gemeldet. Die Erschütterungen waren auch in Tokio deutlich zu spüren. Die Wolkenkratzer, die erdbebensicher gebaut sind, schwankten nach dem Beben minutenlang. In weiten Teilen des Landes wurde der Flug- und Zugverkehr eingestellt, in Tokio auch der U-Bahn-Verkehr. Millionen Pendler steckten in der Stadt fest, Straßen waren verstopft und Hotels ausgebucht.
Starke Nachbeben
Das Epizentrum des Bebens lag etwa 382 Kilometer nordöstlich von Tokio vor der Küste. Nach Angaben der US-Erdbebenwarte (USGS) ereignete es sich um 14.46 Uhr Ortszeit (6.46 Uhr MEZ) in einer Tiefe von 24,4 Kilometern. Die US-Stelle sprach von einer Stärke von 8,9, das japanische Meteorologieamt von 8,8. Beide Stellen erklärten, es handle sich weltweit um das fünftstärkste Erdbeben seit 1900 und das stärkste in der Geschichte Japans. Anschließend erschütterten mehr als 60 Nachbeben das Land. Das bislang stärkste Nachbeben erreichte am Freitagabend gegen 20.30 Uhr (MEZ) die Stärke 6,6.
Japans Streitkräfte mobilisierten tausende Soldaten, 300 Flugzeuge und 40 Schiffe, um den Menschen zur Hilfe zu kommen. Die Regierung bat zudem die im Land stationierten 50.000 US-Truppen um Hilfe. Unabhängig davon entsandten die USA zwei Flugzeugträger mit Hilfsgütern nach Japan. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sagte Japan Hilfe zu. Deutschland entsandte demnach bereits Experten des Technischen Hilfswerks (THW) in das asiatische Land. afp