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Jan Ullrich: Vom Rad-Olymp in Haft: Der Absturz des Jan Ullrich

Jan Ullrich

Vom Rad-Olymp in Haft: Der Absturz des Jan Ullrich

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    1997 fuhr Jan Ullrich im Gelben Trikot des Tour-de-France-Führenden seinem größten Triumph entgegen.
    1997 fuhr Jan Ullrich im Gelben Trikot des Tour-de-France-Führenden seinem größten Triumph entgegen. Foto: Eddy Risch, dpa

    Der frühere Radprofi und Olympiasieger Jan Ullrich ist nach seiner Festnahme auf Mallorca wieder auf freiem Fuß. Nach der Aussage des 44-Jährigen habe die Richterin verfügt, dass er sich seinem Nachbarn im noblen Villenort Establiments, dem Schauspieler Til Schweiger, nicht mehr nähern dürfe, wie eine Sprecherin des Gerichts in der Inselhauptstadt Palma am Sonntag bestätigte.

    Nahezu 24 Stunden hatte der 44-Jährige in einer Zelle der Nationalpolizei verbracht. Die Beamten hatten ihn am Freitagnachmittag gegen 6 Uhr auf dem Grundstück Schweigers festgenommen, nachdem er über dessen Grundstückszaun geklettert war und Schweiger bedroht hatte.

    Es ist ein Bild voller Tragik, als der Ex-Radprofi am Samstagnachmittag gegen 16 Uhr aus einem Gefangenentransporter der spanischen Nationalpolizei steigt: Um sein rechtes Handgelenk trägt er eine Handschelle, mit der er an einen weiteren mutmaßlichen Straftäter gekettet ist. Über dem Kopf ein weißes Betttuch, um sein Gesicht nicht den wartenden Fotografen zu zeigen. Mit nacktem Oberkörper. Ein Polizist führt Ullrich vom Transporter zum Eingang des Gerichtsgebäudes in Palma de Mallorca und bringt ihn dort zu einer Untersuchungsrichterin. „Ein Champion im Knast“, lautete am Sonntagmorgen die Schlagzeile des mallorquinischen Blattes Ultima Hora.

    Jan Ullrich kletterte über Schweigers Zaun

    Ullrich werden Hausfriedensbruch und die Bedrohung Schweigers vorgeworfen. Der Filmemacher hatte zum Zeitpunkt des Übergriffs Gäste. Plötzlich sei Ullrich auf dem Grundstück aufgetaucht, es sei aus unbekanntem Grund zum Streit gekommen, woraufhin Schweiger die Polizei gerufen habe.

    Als Ullrich das Gerichtsgebäude am Samstagabend verlässt, versteckt er sich nicht mehr unter dem Betttuch. Stattdessen trägt er eine Baseballkappe, ein weißes T-Shirt und dunkle knielange Shorts. Erklärungen gibt er nicht ab. Nach Angaben der Inselzeitung Ultima Hora soll Ullrich bei der Vernehmung eingeräumt haben, unter Alkoholeinfluss gestanden zu haben. Die Bilder des Wochenendes stehen für den tiefen Fall des Ex-Radprofis, der 1997 als bisher einziger Deutscher die Tour de France gewonnen hatte.

    2017 stand Jan Ullrich in der Schweiz vor Gericht, weil er einen schweren Autounfall verursacht hatte.
    2017 stand Jan Ullrich in der Schweiz vor Gericht, weil er einen schweren Autounfall verursacht hatte. Foto: Gian Ehrenzeller, dpa

    2016 war er von seinem früheren Wohnort in der Schweiz nach Mallorca gezogen. Ein Umzug, mit dem er wohl auch vor seinen Problemen flüchten wollte. In der

    Seine Ehe mit Ehefrau Sara scheiterte, sie packte zusammen mit den drei Kindern die Koffer. Ullrich selbst gestand im Juni der Illustrierten Bunte, dass er angeschlagen sei: „Mein Herz ist gebrochen, mein Knie ist kaputt. Ich bin ein Wrack.“ Aus seinen Äußerungen lässt sich zudem schließen, dass er schon länger Alkoholprobleme hat. „Ich habe sechs Monate keinen Tropfen Alkohol angerührt. Erst seit Ostern trinke ich wieder.“ Und: „Ich trinke und rauche, wann ich dazu Lust habe.“

    Mallorca ist ein wichtiger Ort für Jan Ullrich

    Einst war Mallorca ein wichtiger Ort in Ullrichs Radsport-Karriere gewesen. Oft trainierte er dort in den milden Wintermonaten, legte dort die Grundlagen für seine Erfolge. Vor einem Jahr sagte Ullrich in den Medien, dass die Insel in seinen Zukunftsplänen eine wichtige Rolle spiele: „Die definitive Zukunftsidee habe ich einfach noch nicht“, sagte er. „Aber wenn ich sie finde, dann hier auf Mallorca.“ Nach seinem Umzug 2016 organisierte der 44-Jährige auf der Insel und andernorts kommerzielle Radsportcamps.

    Schweiger wohnt schon länger auf Mallorca. Vor fünf Jahren kaufte er seine Villa auf einem 20.000-Quadratmeter-Grundstück neben Ullrichs Finca.

    Gegen das einstige Sportidol war 2006 schon einmal in Spanien ermittelt worden: Damals ging es um den Verdacht, dass Ullrich Kunde jenes großen Dopinglabors in Madrid gewesen war, das jahrelang Spitzensportler mit verbotenen Sauerstoff-Blut-Behandlungen versorgt hatte. Daraufhin war er 2006 von der Tour de France ausgeschlossen worden. Später annullierte der Internationale Sportgerichtshof seine Erfolge von 2005 bis 2007, jenem Jahr, in dem sich Ullrich endgültig aus dem Profisport zurückzog.

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