Nein, er hat nicht wirklich einen guten Lauf, dieser Bond. James Bond, um genauer zu sein. Eigentlich sollte der neueste Film mit dem berühmtesten Geheimagenten der Welt in wenigen Wochen in die Kinos kommen. In Deutschland hätte „Keine Zeit zu Sterben“ ab 2. April über die Leinwand flimmern sollen. Daraus wird jetzt nichts. Die Premiere des 25. 007-Abenteuers ist verschoben worden – und das schon zum dritten Mal. Start des neuen Streifens soll nun am 12. November in Deutschland sein.
Zur Handlung lässt sich bereits jetzt so viel sagen: Fünf Jahre nachdem Bond (Daniel Craig) Ernst Stavro Blofeld (Christoph Waltz) gefasst hat, hat er sich zur Ruhe gesetzt. Da sucht ihn sein alter Freund und CIA-Kollege Felix Leiter (Jeffrey Wright) auf und bittet ihn um Hilfe. Er soll einen Wissenschaftler von einem Bösewicht namens Safin (Rami Malek) befreien. Unterstützung erhält er dabei von der CIA-Agentin Paloma (Ana de Armas) und der Doppelnullagentin Nomi (Lashana Lynch).
Das ursprüngliche Drehbuch für "Keine Zeit zu Sterben" wurde über Bord geworfen
Gedreht wurde in Norwegen, Italien, Schottland, London, auf den Färöer Inseln und Jamaika. Dort schrieb auch Ian Fleming zwischen 1953 und 1963 die Bond-Abenteuer in seinem Haus „Goldeneye“. Der neueste Film hat zwar die üblichen Figuren wie M (Ralph Fiennes), Q (Ben Whishaw) und Moneypenny (Naomie Harris) parat, die Handlung selbst beruht aber weder auf einem Roman noch einer Kurzgeschichte – auch wenn es Gerüchte gibt, dass es sich bei Bösewicht Safin auch um den Bond-Schurken Dr. No handeln könnte.
Neben Regisseur Cary Joji Fukunaga haben noch drei Personen am Drehbuch gearbeitet. Darunter war auch Phoebe Waller-Bridge – mehrfach preisgekrönte Schauspielerin und Produzentin für die Serie „Fleabag“ – die am Set unter anderem dafür sorgte, dass die Bond-Girls ab sofort Bond-Women sind. In Zeiten von #MeToo räumt sie mit verstaubten Bond-Klischees auf. Das soll auch ein jüngeres Publikum ansprechen. Verständlich und wahrscheinlich auch ein Grund dafür, warum das ursprüngliche Drehbuch von John Hodge über Bord geworfen wurde. Das führte dazu, dass der eigentliche Regisseur, Oscar-Preisträger Danny Boyle („Slumdog Millionär“), verzichtete. Die Folge war, dass die Premiere von Oktober 2019 zunächst auf Februar, später auf April 2020 verschoben wurde.
Ähnlich holprig wie die Frage, wer auf dem Regiestuhl sitzen würde, waren auch die Dreharbeiten. Craig, mit 52 Jahren nicht mehr der Jüngste, verletzte sich am Knöchel und musste operiert werden. Bei den Drehs in den Pinewood Studios westlich von London wurde bei einer außer Kontrolle geratenen Explosion ein Crewmitglied verletzt und Teile des Sets zerstört. Ironischerweise handelte es sich bei der Halle um die 007-Stage, die schon einmal komplett ausbrannte und neu aufgebaut werden musste. Bei einem Budget von 250 Millionen Dollar war das aber nur ein kleiner Dämpfer.
James-Bond-Werbetour in China abgesagt
Nun also der nächste Rückschlag für 007. Man habe sich „nach sorgfältiger Überlegung und gründlicher Bewertung des weltweiten Kinomarktes“ dazu entschieden, gaben die Macher am Mittwochabend auf der offiziellen James-Bond-Website und in sozialen Medien bekannt.
Dass der Schritt in Verbindung mit dem weltweiten Ausbruch des neuen Coronavirus steht, wurde offiziell zwar nicht bestätigt, britische Medien berichten dennoch von einem Zusammenhang. Zuvor war wegen der Epidemie die gesamte Werbetour in China für den Film abgesagt worden. Der asiatische Markt gilt als besonders wichtig. Auch in Italien waren die Einspielergebnisse an den Kinokassen zuletzt dramatisch gesunken. Viele Kinos blieben in Italien in der vergangenen Woche leer oder waren geschlossen.
Insider halten es für möglich, dass nun auch andere Studios auf die aktuellen Entwicklungen reagieren und ihre Filmstarts in den kommenden Wochen verschieben. Dass sich der Kinostart erneut verzögert, begrüßen einige 007-Fans. Zu Wochenbeginn hatten die Autoren des einflussreichen James-Bond-Blogs „MI6“ in einem offenen Brief an die Produzenten gefordert, „die öffentliche Gesundheit über die Zeitpläne des Marketings und die Kosten für die Absage von Werbeveranstaltungen zu stellen“.
Mit 168 Minuten Spiellänge ist der 25. James-Bond-Film der längste Teil der gesamten Filmreihe. Die Musik stammt vom deutsch-amerikanischen Komponisten Hans Zimmer und das Bond-Lied von der 19-jährigen US-Sängerin Billie Eilish, die erst vor wenigen Wochen fünf Grammy Awards gewonnen hat.
Was bleibt also noch zu sagen: Wird Daniel Craigs finaler 007-Film ein Finale im doppelten Sinne? Stirbt James Bond womöglich? Das bleibt abzuwarten. Wer Craig als Bond beerben wird, ist zumindest in einigen Punkten schon klar. Produzentin Barbara Broccoli hatte vor wenigen Monaten erklärt: „Er kann jede Hautfarbe haben, aber er ist männlich.“
Es bleibt also dabei. Sein Name ist Bond. James Bond. (mit dpa)