Viele schließen sie ins Herz, lieben sie für ihre Macken und wenn sie sterben, dann trauern sie. Nicht von Promis ist die Rede, sondern von ganz normalen Tieren. Manchmal steigen sie auf zu echten Popstars. Eisbär Knut, das schielende Opossum Heidi, Kuh Yvonne und der Pinguin Happy Feet waren solche Tiere. Sie begeisterten und rührten die Massen. Während die einen vom Hype einfach nur genervt waren, haben andere beinahe menschliche Schicksale aus den tierischen Geschichten herausgelesen.
Knuddel-Knut war der unbestrittene Star
Bewegend war im Jahr 2006 die Geburt von Knut gewesen, dem süßen Eisbärbaby aus dem Berliner Zoo, das - längst zu einem stattlichen Bären herangewachsen - im März von seinem Felsen ins Wasser stürzte und plötzlich tot war. Knut war von seiner Mutter verstoßen worden, Pfleger Thomas Dörflein zog ihn mit der Flasche auf. Es ist die Geschichte des Waisenkinds, das auf der Welt schon Unrecht erfährt, bevor es überhaupt weiß, was das genau ist. Aus diesem Grund dürfte sich auch die internationale Presse für das Bären-Baby erwärmt haben. Am Ende kamen mehr als elf Millionen Menschen zu Besuch.
Knut plumst ins Wasser-Millionen sind geschockt
Als der Bär tot ins Wasser klatschte, begann die akribische Fahndung nach der Todesursache, bis feststand: Knut starb an einer Gehirnentzündung, er habe womöglich schon Monate darunter gelitten. Knut lebte also nicht glücklich ohne Schmerzen bis ans Lebensende, eine Krankheit raffte ihn dahin. Die zuständige Pathologin erklärte, dass er über kurz oder lang ohnehin gestorben wäre - unausweichlich. Es könnte die tragische Diagnose eines Arztes im Krankenhaus sein.
Opossum statt Krake
Eingeschläfert wurde im September das schielende Opossum Heidi im Leipziger Zoo. Der Silberblick machte das Tier berühmt. Ein US-Fernsehsender ließ Heidi zur Oscar-Verleihung als Orakel die Preisträger voraussagen, noch heute hat sie über 300 000 Facebook-Fans. Vielleicht war es die kleine Macke, der zwangsläufig tollpatschige Blick, der Heidi so liebenswert machte. Die Botschaft dahinter: Niemand ist makellos, erst unsere Fehler zeichnen uns aus. Ein beruhigender Gedanke.
Eine Kuh steht im Wald
Als Helden-Epos der Tierwelt ging das Abenteuer von Yvonne im Sommer in die Annalen ein: "Die Kuh, die ein Reh sein wollte", so jedenfalls wurde es dem Rindvieh unterstellt. Yvonne war ausgebüxt und hatte sich dazu entschlossen, gegen jede Konvention im Wald zu leben. Unter großem Medien-Trubel zogen Suchtrupps los, Helikopter flogen aus, doch am Ende wurde Yvonnes Beharrlichkeit vom Schicksal belohnt: Statt im Schlachthaus landete sie auf einem Gnadenhof. Wer seinen eigenen Weg geht, wird seinen Frieden finden - das ist die Moral von der Geschichte.
Happy Feet gibt Rätsel auf
Pinguin Happy Feet hatte weniger Glück, trotz seines Namens. Er hatte sich im September nach Neuseeland verirrt, mit Sand im Bauch, den er für Schnee hielt. Mit einem Peilsender schickten Tierärzte ihn zurück in die Antarktis - bis das Signal abbrach. Es steht das Schlimmste zu befürchten. Happy Feet, das ist die Figur des Heimatlosen, des Einsamen, des Verlorenen. Doch wer weiß, vielleicht hat er seinen Weg zurückgefunden, und der Peilsender ist einfach abgefallen, irgendwo auf hoher See.
Geschichten aus denen man Legenden strickt
Knut, Heidi, Yvonne und Happy Feet haben filmreifen Stoff geliefert, er bewegte die Menschen auf der ganzen Welt. Tierschützer finden die Vermenschlichung von Tieren dagegen höchst problematisch. Der nächste Millionenliebling dürfte 2012 aber trotzdem die Bühne betreten. Immerhin: Starallüren wird er nicht entwickeln. dpa/AZ