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Sucht: Drogenbeauftragte fordert höhere Preise für Bier und Schnaps

Sucht

Drogenbeauftragte fordert höhere Preise für Bier und Schnaps

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    Der Alkoholkonsum in Deutschland ist sehr hoch.
    Der Alkoholkonsum in Deutschland ist sehr hoch. Foto: Florian Gaertner, dpa

    Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler, hat nach der Veröffentlichung des neuen Jahrbuchs Sucht höhere Preise für Bier und Schnaps in Deutschland gefordert. "Wir sollten darüber sprechen, ob Preise von weniger als 20 Cent für einen halben Liter Bier oder weniger als vier Euro für Spirituosen sein müssen", sagte die CSU-Politikerin dem Redaktionsnetzwerk Deutschland

    Deutschland hat überdurchnittlich hohen Alkoholkonsum

    Das Jahrbuch Sucht stellt jedes Jahr Statistiken zu legalen und illegalen Drogen in Deutschland zusammen und ergänzt sie mit eigenen Daten zur Suchthilfe. Danach konsumierten alle Bundesbürger über 15 Jahre im Schnitt rund 10,7 Liter reinen Alkohol - das entspricht einem gefüllten Eimer. Diese neuen Berechnungen beziehen sich laut Jahrbuch auf die jüngsten Zahlen für das Jahr 2015. Auch im internationalen Vergleich sei das ein sehr hoher Wert, sagte Ulrich John, Leiter des Instituts für Sozialmedizin an der Universität Greifswald, am Mittwoch bei der Vorstellung des Jahrbuchs in Berlin. Beim Thema Alkohol sei Deutschland ein Hochkonsumland. 

    So schadet Alkohol dem Ungeborenen im Mutterleib

    Das Kind trinkt mit: Alkohol passiert problemlos die Plazenta. Deshalb ist ein Kind dem gleichen Blutalkoholspiegel ausgesetzt wie die Mutter.

    Der Abbau des Alkohols ist in der unreifen Leber des Fötus nicht oder nur in geringem Umfang möglich. Deshalb schadet er als Nervengift der Entwicklung des Ungeborenen.

    Bei Schwangeren wirkt Alkohol giftig auf die Zellteilung und ist wachstumshemmend. Zudem schädigt er die Organe des Ungeborenen, vor allem die Entwicklung des Gehirns.

    Kinder mit dem Fetalen Alkoholsyndrom (FAS) bleiben oft kleiner und leichter als gesunde Gleichaltrige und haben einen geringeren Kopfumfang.

    Betroffene Kinder haben oft ein verändertes Gesicht mit schmaler Oberlippe und kleinen Augen, die meist im Erwachsenenalter kaum noch zu erkennen sind. Viele betroffenen Kinder können aber auch völlig gesund aussehen.

    Die Folgen sind dramatisch. So kommen laut Jahrbuch in Deutschland pro Jahr rund 10.000 Kinder alkoholgeschädigt auf die Welt. 2,65 Millionen Kinder wachsen in Deutschland mit alkoholkranken Eltern auf. Und acht Millionen Angehörige leiden an der Alkoholsucht eines Familienmitglieds mit - zum Beispiel durch Schamgefühle, Zukunftsängste und im Extremfall durch Gewaltausbrüche bis hin zu sexuellem Missbrauch.

    Experten fordern Werbeverbote für Alkohol und Zigaretten

    "Wenn wir das ändern wollen, müssen wir mehr gegen die Omnipräsenz von Alkohol unternehmen", sagte Mortler der Passauer Neuen Presse(Donnerstagausgabe). "Permanentes Angebot schafft einfach Nachfrage. Ob an der Tankstelle, bei Familienfeiern oder auf Werbeplakaten." 

    Raphael Gaßmann, Geschäftsführer der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen, forderte ein Werbeverbot für Alkohol und Zigaretten sowie eine vereinheitlichte höhere Steuer auf alle Alkoholika, bemessen nach Volumen Alkohol. Darüber hinaus verlangte er, dass alle Alkoholika nur an Erwachsene über 18 Jahre verkauft werden. Dass Wein und Bier in Deutschland ab 16 Jahren zu haben seien, wertete er als "absurd". (dpa)

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