Es ist eines der erfolgreichtsne Bücher des 20. Jahrhunderts und fasziniert Kinder und Erwachsene gleichermaßen: Der Herr der Ringe. J.R.R Tolkien hatte vor 60 Jahren den ersten Band der Abenteuergeschichte um die Hobbits, Gandalf und den bösen Sauron veröffentlicht. John Ronald Reuel Tolkien war nicht nur Schriftsteller, sondern auch Professor für englische Sprache an der Universität Oxford. Hinter der Trilogie "Der Herr der Ringe" steckt ein epochales Werk, für das Tolkien mehrere Jahre gebraucht hat.
Denn Tolkien erfand eine eigene Mythologie um den einen Ring und die Fantasy-Gestalten. Er entwickelte sogar eigene Sprachen für seine Figuren. Noch heute ist "Der Herr der Ringe" mit den blutigen Gemetzeln, Abenteuern, dem mächtigen Ring und vier unscheinbare Helden so populär wie bei der Veröffentlichung seines ersten Teils ("Der Herr der Ringe - die Gefährten") am 29. Juli vor 60 Jahren.
"Herr der Ringe": Gut, Böse und ein unfreiwilliger Held
"Herr der Ringe ist wegen seiner Vielschichtigkeit so etwas wie das grundlegende Werk der Fantasy-Literatur", erklärt sich der 24 Jahre alte Tolkien-Fan Mark aus New York die heute noch andauernde Faszination an den Abenteuern von Hobbit Frodo und seinen Gefährten. Alle Archetypen kämen vor - Gut, Böse und ein unfreiwilliger Held, sagt Mark, der an einer Tour über den Autor durch die englische Stadt Oxford teilnimmt. Das Buch sei spannend, mit großartigen Sprachen und einer lange Vorgeschichte. In der Universitätsstadt Oxford hat Tolkien, Professor für Englisch, "Lord of the Rings" und dessen Vorgeschichte "Der Hobbit" verfasst.
Der Herr der Ringe
Die «Hobbit»-Verfilmungen bringen die Fantasiewelt Mittelerde zurück in die Kinos. Nach «Der Hobbit: Eine unerwartete Reise» kommt jetzt mit «Der Hobbit - Smaugs Einöde» der zweite Teil der «Hobbit»-Trilogie in die Kinos.
Schon die davor von Peter Jackson gedrehte Filmtrilogie «Der Herr der Ringe» gehört zu den erfolgreichsten Produktionen aller Zeiten.
Kosten und Einnahmen: Das Produktionsbudget für die drei «Herr der Ringe»-Teile lag bei 280 Millionen Dollar. Sie spielten zusammen rund 2,9 Milliarden Dollar ein.
Allein der dritte Teil «Die Rückkehr des Königs» (2003) trug dazu mit bisher rund 1,12 Milliarden Dollar bei. Im Dezember 2013 belegte er Rang 7 auf der Liste der weltweit umsatzstärksten Kinofilme.
Teil eins «Die Gefährten» (2001) war zu dem Zeitpunkt auf Platz 33, Teil zwei «Die zwei Türme» (2002) lag auf Platz 23.
Dreharbeiten: Alle drei Teile wurden innerhalb von 15 Monaten in Neuseeland gedreht. Die offiziellen Dreharbeiten endeten am 22. Dezember 2000. Die Filme gingen jedoch noch in die Postproduktion.
Oscars: Teil 1 und 2 haben zusammen sechs Oscars erhalten. Der Abschlussfilm konnte sogar elf Auszeichnungen holen.
Länge: Die drei Teile gehen ohne Vorspann oder Prolog nahtlos ineinander über. Sie können in der Kinoversion als eine einzige, gut 9 Stunden lange Filmhandlung nonstop gesehen werden. Die «extended versions» auf DVD und Blu-ray sind noch länger.
Requisiten: Rund 20 000 Ausstattungsgegenstände wurden eigens für die Filme geschaffen.
Der Vorgabe folgend, dass «Mittelerde so aussehen soll, als existiere sie wirklich», wurden Kostüme, Schmuck, Waffen, Rüstungen und Gläser nach detaillierten Entwürfen angefertigt.
Unter anderem wurden 1600 Paar Hobbit- und Elbenohren hergestellt, 200 Bärte waren nötig.
Digitale Effekte: Für die am Computer erzeugten digitalen Effekte entwickelte die Firma WETA in Wellington (Neuseeland) verschiedene innovative Software-Modelle. Viele Filmfiguren erscheinen zu 100 Prozent computeranimiert.
Soundeffekte Als Geräuschkulisse für Schlachtszenen im Film «Die zwei Türme» wurde in einem Cricket-Stadion in Wellington das Füßetrampeln von 30 000 Zuschauern aufgenommen. dpa/AZ
"Tolkien schrieb mehrere Jahre lang an "Herr der Ringe", weil er ein Perfektionist war und gewisse Passagen immer wieder umformulierte", erzählt Tour-Führerin Daniele Lucas. "Als das Buch dann endlich fertig war, kam es sehr gut an."
Tolkiens Epos vorallem in der Hippie-Zeit populär
Zu verdanken hatte der Roman, der zwischen 1954 und 1955 in drei Teilen erschien, seine Popularität auch der Hippie-Bewegung Ende der 1960er Jahre. Die Hippies hätten das Buch geliebt, erklärt Lucas. "Sie rauchten Marihuana, wie die Hobbits irgendwelche Kräuter in ihren Pfeifen schmauchten. Auch beliebt waren die Elfen, das Fantastische, das hat schon immer fasziniert."
Elfen, Drachen und Geister waren seit dem Ende des 19. Jahrhunderts populär, nicht nur in der englischen Literatur. Tolkien ließ sich von diesen Geschichten zu seinem Fantasy-Werk inspirieren. Die Hobbits allerdings seien die Erfindung von Tolkien, sagt Stuart Lee, Tolkien-Experte an der Universität Oxford. "Sie kommen nirgendwo sonst vor."
Tolkien erkannte sich in den Hobbits wieder
Die trinkfreudigen Gesellen und unfreiwilligen Helden von "Herr der Ringe" hat Tolkien an sich selbst angelehnt. "Er sagte einmal, er sei selber ein Hobbit", erzählt Tour-Führerin Lucas. "Tolkien mochte einfaches Essen, einfache Kleidung." Zudem habe er gern Pfeife geraucht, gerne und viel getrunken - wie die kleinen Wesen mit den behaarten Füssen.
Die Hobbits lassen sich nur widerwillig aus ihren gemütlichen Stuben locken, um den einen, mächtigen Ring zu vernichten. Sie sind Helden, die gar keine sein wollen. Auch deshalb sei die Trilogie beliebt, glaubt der New Yorker Mark. "Jeder hat sich schon mal als Außenseiter gefühlt. Und jeder möchte gerne schaffen, was Frodo geschafft hat." Nämlich das Böse zu besiegen.
Hobbit und Herr der Ringe: Tolkiens Figuren
Hobbits sehen aus wie Menschen, nur sind sie lediglich halb so groß. Daher werden sie auch Halblinge genannt.
Hobbits haben behaarte Füße, an denen sie selten Schuhe tragen. Sie haben charismatische Gesichter. Schön sind sie nicht.
Hobbits gelten als charakterstark. Das erkannte auch Gandalf. Deshalb setzte er sie für heikle Missionen ein. Bilbo Beutlin etwa überlistete den Drachen Smaug.
Die Zwerge leben unterirdisch in den Gebirgen. Sie sind klein, kräftig und tragen lange Bärte. Sie sind gute Steinmetze und beherrschen die Schmiedekunst.
Die Zwerge sind auch tapfere Kriegsleute, aber sie würden sich nie freiwillig auf ein Pferd oder Pony setzen.
Orks sind etwas kleiner als die Menschen, hässlich, haben eine grauschwarzer Hautfarbe und krumme Beine.
Schwächere Orks und manchmal auch kriegsgefangene Elben, Menschen und Zwerge werden von den stärkeren Orks als Sklaven gehalten.
Im Buch „Der kleine Hobbit“ treten sie als plündernde Banden auf. Bei „Der Herr der Ringe“ stellen die Orks ganze Armeen.
Die Elben sind älter als die Menschheit und haben das Vorrecht der Unsterblichkeit.
Tolkien zeichnete seine Elben als blasses, hochgewachsenes und schlankes Volk, ähnlich besonders schönen und edel aussehenden Menschen.
Ents sind große, baumartige Wesen, die geschaffen wurden, um die Wälder von Mittelerde zu beschützen.
Jeder Ent ist mit einer bestimmten Baumart verwandt und sieht diesem auch ähnlich.
Gemächlichkeit bestimmt das Dasein der Ents und gerne geben sie sich der Dichtkunst hin. Vor Zorn können Ents jedoch rasend werden.
Balrogs sind Dämonen. Tolkien selbst beschreibt sie folgendermaßen: „Im Herzen waren sie von Feuer, doch in einen Mantel von Finsternis gehüllt, und Entsetzen ging ihnen voraus; sie hatten Peitschen von Flammen.“
Sauron ist der dunkle Herrscher. Saurons Ziel ist die Alleinherrschaft über Mittelerde. Er erbaut im Lande Mordor die mächtige Festung Barad-dûr.
Sauron ist auf der Suche nach dem einen Ring, um die Bewohner Mittelerdes knechten zu können.
Saruman ist ursprünglich der Oberste des Ordens der Zauberer und Vorsitzender des Weißen Rates. Er ist sehr bewandert in der Kunde von den Großen Ringen.
Während Saruman zunächst gegen Sauron kämpft, wird er später von der Gier nach der Macht des Ringes und von Saurons Beeinflussungen zum Verrat veranlasst.
Gandalf ist eine der Hauptfiguren in den Romanen "Der Herr der Ringe" und "Der kleine Hobbit".
Gandalf hat die Gestalt eines alten Mannes mit langem Bart und grauen (später weißen) Haaren.
Der gütige und einflussreiche Zauberer begleitet die beiden Hobbits Bilbo und Frodo Beutlin auf ihren gefährlichen Abenteuern.
Der Kampf des Guten gegen das Böse - bei Tolkien sehr lebhaft dargestellt - sei noch heute aktuell, sagt der 66-jährige Tom aus Kalifornien. Er sitzt mit seiner Enkelin Isobel im "Eagle und Child" Pub, an dem Platz, an dem Tolkien wohl seinem Schriftstellerkollegen C.S. Lewis ("Die Chroniken von Narnia") bei einem Pint Bier erstmals von den Hobbits erzählt haben dürfte.
Fantasy-Literatur erlebte in letzten Jahren einen Boom
"Tolkien hat nicht nur den Krieg zwischen einzelnen Gruppen beschrieben, sondern auch den Kampf zwischen Gut und Böse in Frodo. Das ist etwas, womit jeder zu kämpfen hat", erklärt Tom. Die 15-jährige Isobel liest Bücher wie "Lord of the Rings", weil sie sich wie andere Jugendliche gerne in eine fantastischere Welt zurückzieht: "Deshalb ist das Fantasy-Genre bei uns so beliebt."
Fantasy-Literatur - darunter auch die Mittelalter-Saga "Game of Thrones" - hat in den letzten Jahren einen Boom erlebt. Daniele Lucas sieht den Hauptgrund dafür in einer generellen Unzufriedenheit mit der modernen Welt. "Eskapismus - man möchte aus der Realität fliehen. Denn wir leben nicht in den besten Zeiten", sagt die Stadtführerin.
Das Interesse an fantastischen Büchern allerdings alleine mit Eskapismus erklären zu wollen, sei etwas zu einfach, erklärt Tolkien-Experte Lee. "Eskapismus heißt, etwas, das man fertig gesehen oder gelesen hat, schnell wieder zu vergessen. "Herr der Ringe" vergisst man nie. Es ist das Werk, an dem jedes andere Fantasy-Buch gemessen wird."
Übrigens eine interessante Geschichte aus Tolkiens Kindheit:Tolkien soll als Kind von einer Tarantel gestochen worden sein. Dies soll erklären, warum in seinen Werken "Der kleine Hobbit" und "Der Herr der Ringe" immer wieder giftige Spinnen auftauchen. dpa/AZ