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Italiener sauer auf Staatschef: Berlusconi verhöhnt Erdbeben-Opfer

Italiener sauer auf Staatschef

Berlusconi verhöhnt Erdbeben-Opfer

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    Silvio Berlusconi.
    Silvio Berlusconi.

    Rom (AZ) - Zur falschen Zeit am falschen Ort einen flapsigen Spruch loslassen: Das zeichnet Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi aus.

    Zum Erdbeben-Notlager in der Region Abruzzen hat er wieder einen derben Vergleich gezogen, als er die Lage der obdachlos gewordenen Erdbebenopfer in den

    Natürlich seidas "absolut provisorisch", sagte er dem Fernsehsender n-tv bei einemBesuch in einer der Sammelstellen nach dem Abruzzen-Erdbeben, aber esfehle an nichts, es gebe Medikamente, warmes Essen und Decken fürnachts.

    Am Dienstag hatte Berlusconi in L'Aquila den Menschen,deren Häuser zerstört wurden oder nicht mehr bewohnbar sind, eine"Auszeit" an der Adria-Küste auf Staatskosten empfohlen, während derStaat eine Liste der beschädigten Häuser anlege. Etwa 3000 Obdachlosesind an der nahen Küste bereits in Hotels und Pensionen untergebracht.Die linke Zeitung "L'Unità" fasste die Äußerungen des Milliardärs undMedienzars so zusammen: "Geht ans Meer, ich zahle alles."

    DieZahl der Opfer steigt unablässig an. Mittlerweile sind 260 Totegeborgen worden, teilte Berlusconi am Mittwoch in den Abruzzen mit.Darunter sind nach seinen Angaben 16 Kinder. Neun der Toten konntennoch nicht identifiziert werden. Innenminister Roberto Maroni hatteangekündigt, dass bis Ostern rund um die Abruzzen-Hauptstadt L'Aquilanach Verschütteten gesucht werde. Berlusconi hatte bei seinem zweitenBesuch in L'Aquila am Vortag eine Frist nur bis Donnerstag genannt.

    DieHelfer gehen davon aus, dass die Opferzahl weiter steigen wird. DieKatholische Kirche hat eine Staatstrauerfeier am Karfreitag in derAbruzzen-Hauptstadt L'Aquila vorgeschlagen. Unterdessen rückten 1500Statiker und Techniker an, um tausende zerstörte Häuser zu inspizieren.

    AmDienstagabend, etwa 42 Stunden nach dem Beben, hatten Helfer die20-jährige Studentin Eleonora aus Rimini unter den Trümmern in L'Aquilagefunden. Sie hatte trotz kalter Nächte nur mit einem Pyjama bekleidetin einem Hohlraum eines eingestürzten Hauses überlebt und verzweifeltum Hilfe gerufen. "Gebt mir etwas Wasser", war das erste, was die jungeFrau ihren Rettern sagte, und unter Tränen: "Wo sind Mama und Papa?".Die junge Frau wurde mit einem Hubschrauber in ein Krankenhaus gebracht.

    StarkeNachbeben erschweren noch immer die Rettungsarbeiten. Erst amDienstagabend ließ ein kräftiges Nachbeben der Stärke 5,3 in L'Aquilaund mehreren Orten der Umgebung weitere Häuser einstürzen. Es war auchin Rom und im südlichen Kampanien zu spüren. Seit dem Erdstoß amMontag, dem folgenschwersten in Italien seit 1980, wurden Hunderte vonNachbeben gezählt. Immer wieder lösten diese Beben Panik in derBevölkerung aus.

    Der italienische Regierungschef SilvioBerlusconi sprach den unter Wassermangel und Stromausfall leidendenMenschen in L'Aquila Mut zu. "Wir lassen euch nicht im Stich", sagteer. 17 000 Obdachlose leben momentan in Zelten, 3000 wurden in Hotelsan der Adria gebracht. Diesen empfahl Berlusconi, sich nach demErdbeben eine "Auszeit" an der Küste auf Staatskosten zu nehmen,während der Staat eine Liste der beschädigten Häuser anlege. Berlusconireiste am Mittwoch zum dritten Mal nach L'Aquila. "Ich werde jeden Taghier sein, das ist meine Pflicht", sagte er.

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