Der Schiefe Turm von Pisa ist eine beliebte Projektionsfläche. Nicht nur, dass er zu verschiedenen Gelegenheiten mit buntem Licht angestrahlt wird. Er steht metaphorisch auch für ein Land, das in vielerlei Hinsicht in Schieflage geraten ist.
In diesem Zusammenhang lässt die Nachricht aufhorchen, dass der Schiefe Turm sich langsam wieder aufrichtet: Vier Zentimeter in den letzten 17 Jahren, wie Wissenschaftler jetzt berechnet haben. Bereits zwölf Jahre nach Baubeginn hatte das als Glockenturm für den Dom zu Pisa gedachte Monument sich wegen des weichen Untergrunds zu neigen begonnen. Man schrieb das Jahr 1185, die Baumeister sahen daher von ihrem ursprünglichen Plan ab und bauten den Turm nur 55 Meter hoch statt der geplanten 100 Meter.
Besucher werden wegen akuter Einsturzgefahr ausgesperrt
Die Schieflage wurde zur Attraktion. Mehr als 800 Jahre später, im Januar 1990 sperrten die Verantwortlichen den Turm für Besucher: Akute Einsturzgefahr! Erst 2001 war er wieder zugänglich, nachdem Experten die Statik überprüft und Maßnahmen für seine vorsichtige Aufrichtung ergriffen hatten. Weil der Carrara-Marmor durch Neigung und Rotation brüchig geworden war, waren dem Turm Stahlreifen verpasst worden.
Mit Gegengewichten aus Blei sowie vorsichtigen Bohrungen im nachgiebigen Lehm- und Sandboden unter dem Turm hatten die Statiker Erfolg. Bis 2001 richtete sich der Turm um satte 41 Zentimeter auf. Nun kommen weitere vier Zentimeter dazu – eine bautechnische Meisterleistung, die allerdings ihre Grenzen hat. Dass das Wahrzeichen der Stadt einmal ganz normaler gerader Turm sein wird, halten Experten für ausgeschlossen. Der Schiefe Turm bleibt schief.