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Italien: Entführung wie in einem Krimi: Familiendrama um Waisenjunge Eitan

Italien

Entführung wie in einem Krimi: Familiendrama um Waisenjunge Eitan

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    Bei diesem Seilbahnunglück in Norditalien starben 14 Menschen. Nur Eitan überlebte.
    Bei diesem Seilbahnunglück in Norditalien starben 14 Menschen. Nur Eitan überlebte. Foto: dpa

    Das Drama um den kleinen Eitan begann am Pfingstsonntag. Damals stürzte am Monte Mottarone in der Nähe des Lago Maggiore eine Seilbahngondel ab. 14 Menschen kamen ums Leben, darunter auch die beiden Eltern, der Bruder sowie die Urgroßeltern des heute Sechsjährigen, der als Einziger schwer verletzt überlebte. Das Familiendrama spitzte sich im Streit um das Sorgerecht für den Jungen zu.

    Der Großvater von Eitan gerät immer mehr in Schwierigkeiten

    Nun gerät Shmuel Peleg, der Großvater mütterlicherseits, immer mehr in Schwierigkeiten. Die italienische Justiz stellte einen internationalen Haftbefehl gegen Peleg und einen Komplizen aus und beantragte die Auslieferung der beiden nach Italien. Grund ist die mutmaßliche Entführung von Eitan aus Italien nach Israel im September. Der Junge befindet sich seither in Tel Aviv.

    Am 11. September brachte der israelische Großvater den Jungen nach einem Besuch nicht mehr zu seiner Tante väterlicherseits zurück. Ein Familiengericht hatte der bei Pavia lebenden Aya Biran nach der Tragödie am Mottarone das Sorgerecht zugesprochen. Dort hatten auch die verstorbenen Eltern Eitans seit dessen erstem Lebensjahr gelebt. Dem mütterlichen Teil der Familie, Großvater Shmuel Peleg und seiner Ex-Frau Esther Cohen, gegen die ebenfalls ermittelt wird, gestand das Gericht Besuche zu. Den Ermittlern zufolge entführte Peleg seinen Enkel mithilfe eines Komplizen nach Israel. Dabei folgte er einem „strategischen Plan“, wie der Corriere della Sera die Staatsanwaltschaft Pavia zitiert.

    Der Komplize des Großvaters ist der italienischen Justiz bekannt

    Bei dem Komplizen soll es sich um einen Mitarbeiter des Militär-Dienstleisters Academi handeln, früher unter dem Namen Blackwater bekannt. Bei der Entführung seien „paramilitärische und geheimdienstliche Techniken“ verwendet worden, so die Ermittler. Sie enthüllten weitere Details der Entführung. Peleg soll seinen Enkel zusammen mit dem Komplizen in einem gemieteten Auto über die Grenze in die Schweiz gefahren haben. Dort gerieten die beiden mit dem Kind in eine Polizeikontrolle, wurden aber nicht aufgehalten.

    In Lugano bestiegen die Männer eine gecharterte Cessna, die sie nach Tel Aviv brachte und anschließend nach Zypern weiterflog, wo der 50 Jahre alte Komplize lebt. Der Academi-Mitarbeiter war der italienischen Justiz bereits im August aufgefallen. Damals focht Shmuel Peleg, ehemaliger Oberstleutnant der israelischen Armee und Berater einer Telekommunikationsfirma, das Sorgerecht der Tante für Eitan vor Gericht an.

    Der Corriere della Sera zitierte am Donnerstag den Ermittlungsrichter Pasquale Villani aus Pavia mit folgenden Worten: Großvater Peleg sei „der Illusion gefolgt, sich selbst zu retten“, indem er den Enkel entführte. Er habe Eitan behandelt „wie ein Objekt“. Den Enkel nach Israel zu bringen, habe für den Großvater bedeutet, „das zu retten, was ihm geblieben war“.

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