Wochenlang war die Aschewolke des Eyjafjallajökull im Frühjahr 2010 über Europa gezogen und hatte den internationalen Luftverkehr behindert. Dabei war es nur ein kleiner Ausbruch, wie der Geophysiker Pall Einarsson von der Universität Island urteilt. Katla, benannt nach einem bösen Troll, ist ein ganz anderes Kaliber. An der Südspitze Islands braut sichdamit womöglich etwas zusammen, was den spektakulären Ausbruch des Eyjafjallajökull voriges Jahr weit in den Schatten stellen könnte.
Die Magmakammer des Katla, eines der aktivsten Vulkane auf der Insel, ist größer als die des nahegelegenen Eyjafjallajökull. Der letzte große Ausbruch 1918 dauerte über einen Monat, verdunkelte den Himmel, nahm den Pflanzen das Licht und vielen Tieren das Leben. Zudem schmolzen Teile der Gletscherkappe, die Katla bedeckt, und gewaltige Wassermassen stürzten in reißender Flut die Hänge herab und überschwemmten ganze Landstriche.
Zunehmende kleine Beben im Untergrund
Die aktivsten Vulkane der Welt
Der Kilauea auf Hawaii ist der aktivste Vulkan der Erde. Er stößt mit Abstand das meiste Magma aus. Zu explosiven Ausbrüchen kommt es aber in der Regel nicht.
Der Popocatepetl in Mexiko stößt seit 1994 immer wieder Asche und bisweilen auch Lava aus. Zuvor hatte er eine rund 50-jährige Ruheperiode.
Der Ätna auf der Insel Sizilien gilt als einer der aktivsten Vulkan Europas.
Der Stromboli auf der gleichnamigen italienischen Insel ist der aktivste Europas.
Der Vesuv mit seinen derzeit 1281 Metern Höhe ist der einzige aktive Vulkan auf dem europäischen Festland, jedoch seit 1944 in einer Ruhephase. Er liegt am Golf von Neapel. Im Jahr 79 n. Chr. verschüttete ein Ausbruch des Vesuvs die Stadt Pompeji.
Der Mount St. Helens im Grenzgebiet zwischen USA und Kanada gilt als sehr aggressiv und unberechenbar. Spektakulär war sein großer Ausbruch 1980. Im Herbst 2004 brach er wieder aus - ebenso überraschend wie beim Mal davor.
Schwierig auszusprechen, dennoch in aller Munde: Der Vulkan Eyjafjallajökull auf Island spuckte im März 2010 kilometerhohe Aschewolken in die Luft und löste damit ein Chaos im weltweiten Flugverkehr aus.
Der Mount Sinabung auf Sumatra brach im Sommer 2010 eher überraschend aus. Die Eruption des Vulkans, der zuvor 400 Jahre schlief, war rund acht Kilometer weit zu spüren.
Der Mayon auf den Philippinen liegt rund 330 Kilometer östlich der Hauptstadt Manila. Er brach in den letzten Jahrhunderten immer wieder aus. Besonders folgenschwer war eine Eruption 1993. Dabei starben 79 Menschen.
Der Nyiragongo mit seinen knapp 3500 Metern Höhe gilt als einer der gefährlichsten Vulkane Afrikas. Er steht im Grenzgebiet zwischen Demokratischer Republik Kongo und Ruanda.
Der Kelud auf der indonesischen Insel Java brach zuletzt 2014 aus. Mehrere Menschen starben. Bei einem Ausbruch 1990 kamen 30 Menschen um, 1919 kamen mehr als 5000 Menschen um.
Derzeit registrieren Seismologen gehäuft kleine Erdbeben in der Umgebung des Vulkans, was auf einen bevorstehenden Ausbruch hindeuten könnte. Zudem nehmen die Erdstöße an Stärke zu: Nach einer längeren Phase der Stärke drei wurde vergangene Woche ein Beben der Stärke vier gemessen. "Er zeigt definitiv Anzeichen von Unruhe", erklärt Einarsson.
Seismologen und Geologen der Universität verfolgen den Anstieg der seismischen Aktivität und arbeiten mit Katastrophenschützern zusammen, um umliegende Orte wie die 300-Seelen-Gemeinde Vik auf einen Ausbruch vorzubereiten. Evakuierungspläne wurden aufgestellt und Notunterkünfte vorbereitet. Manche befürchten allerdings, dass bei einer Eruption nicht einmal eine Stunde Zeit bleibt, die Menschen in Sicherheit zu bringen.
Unruhe um den Jahrestag des Ausbruchs von 1918
In der Regel kommt es zwei Mal jedes Jahrhundert zu einem größeren Ausbruch des Katla. Der letzte liegt ziemlich genau 93 Jahre zurück - der nächste ist nach Einschätzung von Seismologen also längst fällig.
Um den Jahrestag herum sind die Isländer nun besonders beunruhigt: "Wir bekommen in letzter Zeit Anrufe von Leuten, die sich Sorgen machen, dass Katla vor einer Eruption steht, weil der letzte Ausbruch am 12. Oktober 1918 war", sagt Einar Kjartansson, Geophysiker beim Isländischen Wetteramt. "Als Wissenschaftler sehen wir keinen so großen Zusammenhang mit dem Datum, aber es gibt ganz gewiss erhöhte Aktivität. Die Frage ist, ob es sich danach beruhigt, oder ob es zu einer Eruption kommt."
Das kollektive Gedächtnis der Einwohner von Vik weiß noch, wie es beim letzten Mal war. Nur etwa 20 Minuten Zeit sollen damals geblieben sein, um vor den Wassermassen zu fliehen.