Startseite
Icon Pfeil nach unten
Panorama
Icon Pfeil nach unten

Irland: Missbrauchsskandale: Papst bedauert "Versagen" der Kirchen

Irland

Missbrauchsskandale: Papst bedauert "Versagen" der Kirchen

    • |
    Franziskus ist der zweite Papst, der nach Irland fährt.
    Franziskus ist der zweite Papst, der nach Irland fährt. Foto: Andrew Medichini/AP, dpa

    Bei seinem Besuch in Irland hat Papst Franziskus der Kirche "Versagen" im Umgang mit den Missbrauchsskandalen bescheinigt. Das Fehlverhalten der Kirche bleibe "eine Quelle des Schmerzes und der Scham für die katholische Gemeinschaft", sagte Franziskus am Samstag in Dublin. "Ich teile diese Gefühle", fügte er hinzu. Der irische Premierminister Leo Varadkar bat den Papst um persönliche Unterstützung bei dem Ziel, den Opfern der Kirche Gerechtigkeit widerfahren zu lassen.

    "Das Versagen der kirchlichen Behörden im Umgang mit diesen abscheulichen Verbrechen hat zu Recht für Empörung gesorgt", sagte Franziskus. Sein zweitägiger Besuch in Irland, lange Zeit ein Bastion des Katholizismus, ist der erste eines katholischen Kirchenoberhaupts seit fast 40 Jahren.

    Regierungschef Varadkar sagte bei seinem gemeinsamen Auftritt mit dem Papst: "Die Wunden sind immer noch offen, und es bleibt noch viel zu tun, um Gerechtigkeit und Wahrheit und Heilung für die Opfer und Überlebenden zu erreichen". Er fügte hinzu: "Heiliger Vater, ich bitte Sie, Ihr Amt und Ihren Einfluss zu nutzen, damit das hier in Irland und in der ganzen Welt geschehen kann."

    Anlass des Papstbesuchs ist der Abschluss des katholischen Weltfamilientreffens in Dublin. Eine wichtige Rolle spielten aber auch die zahlreichen Missbrauchsskandale, die der einstmals mächtigen katholischen Kirche in Irland einen dramatischen Vertrauensverlust beschert haben.

    Papst Franziskus will Missbrauchsopfer treffen

    Dem Vatikan zufolge will Franziskus mit Missbrauchsopfern zusammentreffen. Auch ein Gebet in einer den Opfern sexuellen Missbrauchs gewidmeten Kapelle in Dublin ist vorgesehen. Die Planung für den ersten Besuchstag sah zudem eine Fahrt mit dem Papamobil durch Dublin, einen Besuch in einer Unterkunft für obdachlose Familien und am Abend einen Auftritt beim Weltfamilientreffen vor. Höhepunkt des Papstbesuchs soll eine Messe am Sonntag in Dublin sein, zu der 500.000 Menschen erwartet werden.

    Kritiker haben aus Protest gegen die Missbrauchsaffären zum Boykott der Messe aufgerufen und eine Gegenveranstaltung im Stadtzentrum von Dublin angekündigt. Zuletzt hatte Papst Johannes Paul II. im Jahr 1979 Irland besucht.

    Nicht zuletzt wegen der Missbrauchsaffären hat sich die Stimmung in Irland gewandelt. Ende Mai sprach sich bei einem Volksentscheid eine deutliche Mehrheit für eine Lockerung des Abtreibungsverbots aus. Drei Jahre zuvor stimmte eine ebenfalls deutliche Mehrheit für die Legalisierung der gleichgeschlechtlichen Ehe. Und im Juni 2017 trat der schwule Politiker Varadkar das Amt des Premierministers an.

    Missbrauchsopfer fordert Papst zum Handeln auf

    Vatikansprecher Greg Burke hatte am Freitag vor zu hohen Erwartungen an den Papstbesuch gewarnt. Die Missbrauchsaffären in der katholischen Kirche bezeichnete er als "kulturelles Problem", dessen Überwindung Zeit brauche. Im irischen Sender RTE deute Burke zugleich an, dass das Oberhaupt der katholischen Kirche während seines zweitägigen Besuchs keine bestimmten Maßnahmen ankündigen werde.

    Ein bekanntes irisches Missbrauchsopfer, die heute 71-jährige Marie Collins, forderte das Kirchenoberhaupt zum entschiedenen Vorgehen gegen sexuelle Gewalt durch katholische Priester auf. "Jeder faule Apfel sollte entfernt werden, und das sollte jetzt geschehen", sagte sie der Nachrichtenagentur AFP. Collins wurde nach eigenen Angaben im Alter von 13 Jahren wiederholt von einem Geistlichen während eines Krankenhausaufenthalts missbraucht.

    Collins war bis vergangenes Jahr Mitglied der päpstlichen Kommission zur Aufarbeitung von Missbrauchsfällen, verließ das Gremium aber nach eigenen Worten wegen "ständiger Rückschläge" und Blockaden durch "einige Mitglieder der Kurie". (AFP)

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden