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Interview mit Tatort-Kommissar: Udo Wachtveitl: Der einsame Wolf

Interview mit Tatort-Kommissar

Udo Wachtveitl: Der einsame Wolf

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    Am Sonntag ist Udo Wachtveitl zum 60. Mal als Kriminalhauptkommissar Franz Leitmayr im „Tatort“ aus München im Einsatz. Um 20.15 Uhr ermittelt er in der ARD zusammen mit seinem Partner Ivo Batic. Diesmal führt der Fall das Duo in die Welt der orthodoxen Juden.
    Am Sonntag ist Udo Wachtveitl zum 60. Mal als Kriminalhauptkommissar Franz Leitmayr im „Tatort“ aus München im Einsatz. Um 20.15 Uhr ermittelt er in der ARD zusammen mit seinem Partner Ivo Batic. Diesmal führt der Fall das Duo in die Welt der orthodoxen Juden. Foto: BR/Barbara Bauriedl

    Sie sind die fleißigsten „Tatort“-Kommissare, die es je gab: Die Münchner Ermittler Ivo Batic und Franz Leitmayr haben in ihrer Dienstzeit mehr Fälle gelöst als jeder andere Ermittler. Jetzt geht das von Miroslav Nemec und Udo Wachtveitl gespielte Duo, das 1991 seinen ersten Einsatz hatte, zum 60.Mal auf Gaunerjagd. Die Folge „

    Herr Wachtveitl, der neue Münchner „Tatort“ ist ihr 60. Fall. Wann haben Sie zum letzten Mal ans Aufhören gedacht?

    Wachtveitl: Jedes Mal, wenn ich für die Dreharbeiten in der Früh aufstehen muss – ab elf Uhr geht’s dann wieder.

    Nein, im Ernst: Wann soll es zu Ende gehen – und wie?

    Wachtveitl: Also ich habe fürs Ende schon eine gute Idee, die verrate ich natürlich nicht. Leitmayr wird auf keinen Fall erschossen. Was Tragisches passt bei uns nicht, sondern es wird einen fröhlichen Ausstieg geben. Aber es gibt keinen konkreten Abschiedstermin – es gibt einfach keinen Grund, aufzuhören.

    Ihr erster Einsatz als Leitmayr lief 1991, da waren Sie 32 Jahre alt. Werden Sie eigentlich wehmütig, wenn Sie sich in den alten Folgen sehen?

    Wachtveitl: Wenn ich sehe, dass ich damals den ein oder anderen Spurt schneller hingelegt habe, werde ich wehmütig. Aber auch demütig.

    Wieso denn?

    Wachtveitl: Ich schaue mir die ersten Folgen sehr kritisch an und denke mir: Meine Güte, wie hab ich denn damals gespielt? Man freut sich ja als junger Schauspieler, wenn man in diese Riege der „Tatort“-Kommissare aufgenommen wird. Und heute sehe ich, dass mein Spiel damals manchmal viel zu angestrengt war.

    Was ist an der Legende dran, Sie und Herr Nemec hätten sich beim gemeinsamen Vorsprechen in einem Biergarten für Konkurrenten gehalten?

    Wachtveitl: Die ist wirklich wahr. Damals waren wir vom klassischen Rollenverständnis ausgegangen, dass ein älterer Chef einen jungen Assistenten braucht, und wir dachten, die hätten Miro und mich zur selben Zeit in denselben Biergarten eingeladen und wollten vielleicht mal sehen, wer von uns beiden sich da lustiger als Zirkuspferd geriert.

    Das wäre sehr unfein gewesen...

    Wachtveitl: Ja, das fand ich unmöglich, das wollte ich eigentlich auch boykottieren. Dass es nicht um ein Entweder-oder, sondern um ein Sowohl-als-auch ging, war nicht bei uns angekommen. Deshalb war die Stimmung anfangs etwas angespannt.

    Und wie dick sind Sie und Herr Nemec alias Ivo Batic nun befreundet?

    Wachtveitl: Unterschiedlich, denn wir sind wirklich ganz verschiedene Typen. Wir sind kein Zwillingspaar, wir verfolgen auch unterschiedliche berufliche Richtlinien. Miro taucht durchaus manchmal in Sachen auf, von denen ich mir wünschen würde, er würde sie nicht machen – wie seine Gastrolle im „Traumhotel“. Aber wir respektieren und schätzen uns, sonst könnte man das nicht so lange aushalten. Wir sind auch mal zusammen in Urlaub gefahren zu seinen lustigen Tanten nach Kroatien.

    Über das Privatleben der Kommissare Batic und Leitmayr weiß man wenig.

    Wachtveitl: Das hat sicher damit zu tun, dass die Kommissare auch Projektionsflächen fürs Publikum sind. Batic und Leitmayr sind eben die einsamen Wölfe: Tapfer, aber das Privatleben ist ein bisschen traurig. Zwei, die sachlich ihren Fall lösen und danach in ihre von einer trüben Energiesparlampe beleuchtete Zweizimmerwohnung gehen – so kann sich das der Zuschauer vorstellen. Aber ist es nicht beim klassischen Kommissar immer so, dass er nur für den Fall auftaucht und dann wieder verschwindet?

    Bei anderen Teams spielt das Privatleben eine größere Rolle, etwa beim Duo aus Münster. Die Kölner Ermittler gehen immer zusammen an die Currywurstbude. Waren Batic und Leitmayr je zusammen Weißwurst essen?

    Wachtveitl: Ein einziges Mal, glaube ich. Aber getreu unserer Devise keine Mätzchen, keine erwartbaren Gags machen wir daraus keine Routinenummer. Um 20.15 Uhr am Sonntag geht es doch darum, dass man eine spannende, gute, plausible Krimigeschichte erzählt. Wenn es eine gute Krimigeschichte ist, muss man keinen Krimilantenstadl draus machen.

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