Christoph Maria Herbst sitzt völlig entspannt am Tisch in einem Münchner Radiostudio, schlägt die Beine übereinander und nippt an seinem Kaffee. Als Fan der ProSieben-Kultserie „Stromberg“ hat man das Gefühl, ihn in- und auswendig zu kennen. Bis auf den abrasierten Kinnbart sieht er schließlich immer noch genauso aus, redet und lacht auch so. Doch der Eindruck täuscht: Herbst ist nicht Stromberg, Herbst ist Herbst. Ein Kennenlernen der humorvollen Art.
Herr Herbst, Sie sind im Februar 50 Jahre alt geworden. Wie haben Sie gefeiert?
Herbst: Ich war mit meiner Liebsten im Urlaub in Kolumbien. An meinem Geburtstag selbst lag ich aber mit Hitzeschaden in einem abgedunkelten Raum. Ich hatte die Karibik-Sonne unterschätzt. Es war also ein Hammer-Geburtstag.
Was macht ein Christoph Maria Herbst in seiner zweiten Lebenshälfte anders als in seiner ersten?
Herbst: Das ist aber nett, dass Sie von zweiter Lebenshälfte sprechen. Ich rede eigentlich immer eher vom dritten Drittel. Man nimmt so einen Geburtstag ehrlicherweise doch auch zum Anlass, das ein oder andere zu reflektieren. Und zu kucken: Was lief rund oder unrund im bisherigen Leben? Ich stecke noch mittendrin in der Analyse.
Und was sind die ersten Erkenntnisse?
Herbst: Ich bin zum Beispiel zum Ergebnis gekommen, dass mir eine etwas gesündere und natürlichere Ernährungsweise ganz gut zu Gesicht stehen würde. Und so bin ich zur gemäßigt veganen Ernährung gekommen. Mir geht es seitdem auch sehr viel besser. Ich bin aber keinesfalls ein fanatischer Veganer.
Morgen läuft der Film „Angry Birds“ in den deutschen Kinos an. Sie sprechen den kleinen roten Vogel Red. Worum geht’s?
Herbst: Der Film ist eigentlich ziemlich schnell erzählt: Die Schweine werden ihrem Namen gerecht und klauen den Vögeln ihre Eier. Die Vögel versuchen wiederum auf Teufel komm raus ihre Eier zurückzuholen. Das ist die Geschichte und letztlich ja auch der Inhalt des bekannten Handy-Spiels, auf dem der Film beruht. Es war schön, ein Vogel sein zu dürfen und kein Schwein, wie sonst immer (lacht).
Mit welchem Tier können Sie sich als Mensch am meisten identifizieren?
Herbst: Mit einem Kolibri. Meinen Ersten habe ich bei einer Bergwanderung in Kolumbien gesehen. Die haben ein süßes, leicht albernes, aber erhabenes Äußeres, sind blitzschnell und wahninnig spannend. Genau so möchte ich, wenn ich in 30 Jahren abtrete, in Erinnerung meiner Mitmenschen bleiben.
Für viele sind und bleiben Sie der Büro-Macho Bernd Stromberg von der Capitol-Versicherung. Nervt Sie dieser ewige Bezug?
Herbst: Wie könnte mich das nerven, was mir ein Jahrzehnt lang mein berufliches Leben aufs Schönste so versüßt hat? Nein, nein, alles gut, fragen Sie ruhig.
Ist Stromberg für Sie eher Fluch oder Segen?
Herbst: Leichte absolute Mehrheit im Bereich Segen. Ich habe den Absprung gerade noch früh genug geschafft. Wenn es nach den Geldgebern ginge, würde Stromberg ewig weitergehen. Ich selbst habe aber die Reißleine gezogen, um mir und den anderen klarzumachen, dass ich von Beruf nicht Stromberg-Darsteller, sondern Menschen-Darsteller bin.
Es wird also definitiv keine Fortsetzung mehr geben? Stromberg ist schließlich am Ende noch in die Politik gewechselt ...
Herbst: Die Vorstellung, dass Stromberg auf Bundesebene in Berlin Politik betreibt, beschert wohl vielen schlaflose Nächte. Und dieses Kopfkino muss man erst einmal toppen. Ich finde es toll, die Leute mit diesen Gedanken in ihren Alltag zu entlassen. Es muss einfach mal Schluss sein. Aber wie heißt es so schön: Sag niemals nie!
Ein minimales Fünkchen Hoffnung bleibt also doch für die Stromberg-Fans...
Herbst: Mein Steuerberater würde sich freuen, für meine innere Hygiene wäre es glaube ich nicht so gut!
Wie schwer ist es, von diesem reinen „Lustig-Image“ wieder wegzukommen?
Herbst: Das impliziert ja die Unterstellung, dass ich davon wegkommen möchte. Mit dem Genre Komödie kommt man aber am besten an die Leute ran. Lachen macht die Leute bereit und öffnet sie. Und wenn du sie erst mal geöffnet hast, kannst du dann alles andere reinkippen. Diesen Vorgang finde ich sehr spannend.