„Das große Deutschland-Quiz“ heißt die neue Rateshow, mit der Sie am Samstag um 19.25 Uhr Ihre Premiere als Moderatorin im ZDF feiern. Frau Heinrich, wie hoch ist Ihr Nervositätspegel auf der nach oben offenen Gefühlsskala?
Sabine Heinrich: Wenn wir die Richterskala nehmen – es bebt schon so ein bisschen. Aber ich flippe nicht aus. Im Moment freue ich mich darauf, ich mache meine Arbeit und weiß ja, dass ich mich auf mich verlassen kann. Wenn wir uns aber am 10. Juli noch einmal sprechen würden, so gegen 18 Uhr, da könnte man bei mir leichte Anzeichen von Schnappatmung feststellen.
Was machen Sie in so einem Moment, wenn es losgeht?
Heinrich: Atmen! Ich habe mal eine Art Therapie gemacht, weil ich unter einer Flugunsicherheit litt. Da habe ich mit dem richtigen Atmen ein richtiges Instrument an die Hand bekommen, um das Lampenfieber sozusagen wegzuatmen. Was bei mir auch hilft, ist mich zu verorten. Ich verpflanze ja kein Herz oder verantworte einen Brückenbau, sondern ich darf eine Unterhaltungsshow moderieren. Also, ich kann mich da ganz gut erden. Im Übrigen ist Lampenfieber auch etwas Feines, so lange es konstruktiv ist.
Radiohörer in NRW kennen Sie schon lange. Bei ProSieben moderierten Sie „Unser Star für Oslo“. Für alle anderen, die Sie noch nicht kennen: Wie würden Sie sich selbst beschreiben?
Heinrich: Oh... (lange Pause) Käse! Warten Sie, ich trinke mal kurz einen Schluck. (noch mal Pause) Also, ich bin 1,64 groß, komme aus dem Ruhrgebiet. Ich rede viel, ich lache viel, ich bin ziemlich ehrgeizig und verliere nicht so gerne. Und ich lehne mich manchmal ziemlich weit aus dem Fenster. Daneben mag ich Fußball gerne, diskutiere gerne, reite gerne und lasse mich gerne zum Staunen bringen.
Wie kann man Sie zum Staunen bringen?
Heinrich: Indem ich etwas Neues erfahre. Denn ich rede nicht nur gerne, ich höre auch gerne zu.
War es schon immer ein Berufsziel, ein Quiz zu moderieren?
Heinrich: In der Schule wollte ich Hebamme werden. Aber dann bin ich mit 15 zur Zeitung gegangen, habe lange geschrieben und habe da auch mein Handwerk gelernt. Auch wenn ich jetzt auf einer Bühne eine Quizshow moderiere, ist mein Handwerkszeug ein journalistisches. So gehe ich auch die Dinge an.
Hat man es als Frau eigentlich schwerer beim Fernsehen als ein Mann?
Heinrich: Ich kann da nicht für alle sprechen, und es gibt sicherlich schwierige Bereiche. Ich habe auch Erfahrungen gemacht, die in der Rückbetrachtung absurd waren. Aber wichtig war, dass ich mich davon nicht habe einschüchtern lassen.
Was würden Sie ARD-Programmdirektor Volker Herres antworten, der im vergangenen Sommer zur „Bild am Sonntag“ gesagt hat, ihm falle partout kein weibliches Pendant zu Kai Pflaume im Showfernsehen ein?
Heinrich: Ich fand die Antwort, die Carolin Kebekus darauf gegeben hat, großartig („Die Moderatorinnen, die es gibt, könnte man viel, viel größer machen, indem man ihnen einfach den Platz gibt, den oft nur Männer haben. Aber ihrer Erfahrung nach gebe es dann immer tausend Ausreden, warum das nicht möglich sei./d. Red.) Sie hat dem Thema ja eine eigene Show gewidmet und gesagt, ja, mir fällt auch niemand ein. Und plötzlich tauchten ganz viele Bilder von Kolleginnen aus Deutschland auf, die das alle gut können. Ich will aber nicht nachtreten, sondern bin froh, dass daraus eine Diskussion entstanden ist, die etwas bewegt.
Sie haben jetzt nicht weniger zu tun, als die Ehre der weiblichen Showtalente zu retten, oder?
Heinrich: Jetzt legen Sie nicht noch einen drauf! Da denke ich: Super, wenn ich es jetzt vermurkse, ist es auch für alle anderen Frauen gelaufen. Also, bitte nicht!
Ist es eine Bürde für Sie?
Heinrich: Nein, es ist eine großartige Chance für mich. Könnte ich übrigens noch mal die Definition von Bürde haben?
Man könnte auch sagen: Last, Druck oder Anstrengung.
Heinrich: Nein, ich will daraus nichts Schweres machen. Ich freue mich einfach nur!
In Ihrer Quizshow entdecken die Zuschauer Deutschland neu. Es geht sowohl um klassisches Wissen aus anderen Perspektiven als auch um Schräges und Überraschendes. Was ist sonst noch besonders im Deutschland-Quiz? Es gibt ja schon eine ganze Menge Quizsendungen hierzulande.
Heinrich: Ja, aber meine hat noch gefehlt. Ich finde beispielsweise gut, dass wir in unterschiedlichen Regionen sind, und dass die prominenten Gäste für ihre Region antreten. Wenn es da so eine emotionale Verbundenheit gibt, könnte das noch mal für eine besondere Qualität sorgen. Schon in der Vorbereitung hatte ich Inspirationsmomente. Bei einem Thema geht es um etwas in Mecklenburg-Vorpommern und ich dachte mir, ich muss da dringend mal hin. Denn ich war noch nie in Mecklenburg-Vorpommern.
Vor zehn Jahren erhielten Sie für Ihre Leistung den Deutschen Radiopreis in der Kategorie „Beste Moderatorin“. Wie wichtig ist so ein Preis für Sie?
Heinrich: Ehrlich gesagt, fühlt sich das für den Moment gut an. Es ist eine Bestätigung. Denn da werden schöne Sachen über einen gesagt, die man selber zu sich viel zu selten sagt. Aber es ist nichts, worauf ich mich ausruhe. Ich sollte jeden Tag den Anspruch haben, einen Radiopreis gewinnen zu wollen.
Privat heißt es, Sie würden gerne reisen. Auf Ihrem Instagram-Account haben Sie mal von Ihrer unvergesslichen Reise nach Kambodscha berichtet. Was war Ihre Lieblingsreise?
Heinrich: Die aufregendste Tour, die ich mal gemacht habe, fand im Paddelboot von Kanada nach Alaska statt. Ich sage heute, das war die coolste Nummer. Das Reisetagebuch spricht aber eine andere Sprache.
Das ist meistens so beim Reisen, die Freude ist vorher und nachher am schönsten.
Heinrich: Ja, ich habe damals auch mitunter sehr geschimpft. Denn es hatte unter null Grad in der Wildnis, und das alles muss man wirklich wollen. Aber es war für mich eine Horizonterweiterung. Denn im Schlafsack im Freien nachts an der Grenze zu Alaska Polarlichter zu sehen, ist schon eine schöne Sache.
Ein anderes Erlebnis war weniger prickelnd. Sie wurden mal beim Nacktbaden im Freibad erwischt.
Heinrich: Ja, aber das ist verjährt.
Können Sie sich daran noch erinnern?
Heinrich: Natürlich. Das war eine superheiße Nacht, und wir sind ins Freibad in meinem Heimatdorf eingestiegen. Das haben meine Eltern schon so gemacht. Diesmal tauchten aber plötzlich Taschenlampen auf. Das war dann die Polizei.
Aber das ist länger her, oder?
Heinrich: Ganz lange. Nachts war ich schon länger nicht mehr unterwegs. Klingt traurig, ist aber die Realität einer Mutter und Moderatorin einer Frühsendung.
Zur Person Die Radio- und Fernsehmoderatorin Sabine Heinrich, 44, wurde in Unna in Nordrhein-Westfalen geboren. Die Mutter eines fünfjährigen Kindes hat auch schon einen Roman geschrieben: „Sehnsucht ist ein Notfall“, erschienen im Jahr 2014.