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Interview: Wie gefährlich leben Tiere im Zoo?

Interview

Wie gefährlich leben Tiere im Zoo?

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    Immer wieder gibt es Kritik an den Bedingungen, unter welchen Wildtiere in Zoos gehalten werden.
    Immer wieder gibt es Kritik an den Bedingungen, unter welchen Wildtiere in Zoos gehalten werden. Foto: Hendrik Schmidt, dpa (Symbolbild)

    Herr Professor Hofer, immer wieder sterben gerade junge Tiere in Zoos. Warum ist das so?

    Heribert Hofer: Dass Jungtiere sterben, ist ganz natürlich. In der freien Wildbahn schafft es bei manchen Raubtieren nicht einmal die Hälfte ins Erwachsenenalter. In Zoos sterben eigentlich gar nicht so viele junge Tiere. Im Gegensatz zur Wildnis überlebt die Mehrheit dort sogar. Die Chancen stehen für sie in Zoos viel besser, die Lebensumstände sind angenehmer. Für die Ernährung ist gesorgt und sie haben dort auch keine Feinde. Insgesamt sind Tiere in Zoos also meist in besserer Verfassung als ihre Artgenossen in Freiheit.

    Sind Zootiere anfälliger für Krankheiten als Artgenossen in freier Wildbahn?

    Hofer: Dieser Vermutung kann man im Grunde nichts entgegensetzen, weil viel zu wenig bekannt ist. Dazu bräuchten wir Wissenschaftler, die in der freien Wildbahn arbeiten. Solche Teams gibt es bislang kaum.

    Zur Zucht werden Zootiere untereinander gepaart. Spielt der eingeschränkte Genpool eine Rolle bei der Gesundheit?

    Hofer: Um das zu vermeiden, gibt es Zuchtprogramme. Dabei wird genau geprüft, wer sich mit wem paaren darf. Auch wird festgelegt, wie die Jungtiere auf die Zoos in ganz Europa verteilt werden. Probleme mit Inzucht, wie es sie noch in den 1960er Jahren gab, wurden auf diese Weise weitestgehend verbannt.

    Kann überhaupt jede Tierart artgerecht in einem Zoo gehalten werden?

    Hofer: Ja und nein. Grenzwertig ist sicher der Umgang zum Beispiel mit Killerwalen. Die artgerechte Haltung dieser Tierart ist zwar möglich, aber ob die jeweilige Organisation bereit ist, entsprechende Investitionen zu tätigen, das steht auf einem anderen Blatt. Grundsätzlich gibt es nur sehr wenige Tiere, die nicht artgerecht in einem Zoo gehalten werden können.

    Oft werden Wildtiere in anderen Klimazonen als ihrer natürlichen gehalten. Macht ihnen das nichts aus?

    Hofer: Umso größer ein Tier ist, desto weniger klimaempfindlich ist es. Eisbären zum Beispiel können ganz anders mit Temperaturen umgehen, als man es erwarten würde. Sie stammen aus der Arktis. Im Winter sind sie eisiger Kälte, völliger Dunkelheit und peitschenden Winden ausgesetzt. Im Sommer kann es aber so warm wie im Mittelmeerraum werden. In einem Zoo am Äquator sollte man einen Eisbären trotzdem nicht halten, da ist es das ganze Jahr über zu warm.

    Immer wieder gibt es Kritik, dass Tiere in Gefangenschaft nicht genügend Auslauf haben. Wie ist die Situation in deutschen Zoos?

    Hofer: Gefangenschaft ist ein wertender Begriff. Dabei sind die Grundbedürfnisse von Wildtieren in Zoos erfüllt, wenn es etwa um Schutz, Futter, soziale Kontakte und die Aufzucht von Nachwuchs geht. Keine Tierart vermisst im Zoo ihre Feinde oder etwa den Druck bei der Nahrungssuche. Ich halte die Situation in deutschen Zoos großteils für gut. Viele Einrichtungen haben für die nächsten Jahrzehnte Pläne, was Renovierungen und die Verbesserung der Gehege angeht. Klar ist aber auch, dass nicht alles gleichzeitig passieren kann und Zeit braucht.

    Zur Person Professor Heribert Hofer ist Direktor des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin.

    Interview: Laura Jocham

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