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Interview: Wie die Erfinder der Exit-Spiele ihre Rätsel entwickeln

Interview

Wie die Erfinder der Exit-Spiele ihre Rätsel entwickeln

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    Ilka und Markus Brand sind Spiele-Erfinder. Gerade haben sie großen Erfolg mit den Exit-Spielen.
    Ilka und Markus Brand sind Spiele-Erfinder. Gerade haben sie großen Erfolg mit den Exit-Spielen. Foto: Kosmos Verlag

    Inka und Markus Brand sind die Macher der Exit-Spielreihe, die wie ein Escape-Room funktioniert. Man stellt sich etwa vor, in einer einsamen Hütte gefangen zu sein, und muss sich dann herausrätseln. Diese Spiele sind gerade unheimlich modern. Inka Brand und ihr Mann Markus haben sich die Rätsel ausgedacht.

    Frau Brand, wie sind Sie eigentlich Spiele-Erfinder geworden?

    Inka Brand: Mein Mann und ich haben beide schon immer sehr gerne gespielt. Irgendwann sind wir zu einem Spiele-Wochenende gefahren, bei dem man Spiele ausprobieren konnte, die noch nicht auf dem Markt sind. Das fanden wir so toll, dass wir uns gesagt haben, das probieren wir doch auch einmal.

    Viele Leute spielen gerne, können deswegen aber noch lange keine Spiele erfinden. Was haben Sie, was wir nicht haben?

    Brand: Zuallererst ein gutes Durchhaltevermögen (lacht). Wir haben sieben Jahre lang, Spiele erfunden, ohne ein einziges zu veröffentlichen. Aber wenn man so eine Leidenschaft hat wie wir, dann kommen einem automatisch kreative Ideen. Die Spiele entwickeln mein Mann und ich gemeinsam. Wir werfen unsere Ideen hin und her, wie bei einem Ping-Pong-Spiel.

    Probieren Sie die Spiele zu Hause aus?

    Brand: Ja, sehr oft sogar! Auch mit vielen Freunden. Das ist sogar ganz wichtig, um sehen zu können, ob’s überhaupt Spaß macht.

    Mit Ihrer Exit-Spielreihe sind Sie im Moment so wahnsinnig erfolgreich. Warum sind diese Escape-Spiele im Moment so beliebt?

    Brand: Das konnten wir im Vorfeld auch nicht erahnen, wie sehr die erfolgreich werden. Bei diesen Spielen aber macht es einfach Spaß, gemeinsam Lösungen zu finden. Jeder muss sich und seine unterschiedlichen Ideen einbringen. Das ist fast mehr ein Erlebnis als ein klassisches Spiel.

    Wie erfolgreich sind Sie?

    Brand: Wir haben letztes Jahr drei Millionen Exit-Spiele weltweit verkauft. In Deutschland verkauft sich ein Spiel, wenn es sich gut verkauft, zwischen 5000 und 10.000 Mal. Aber ich finde auch etwas anderes ganz wichtig. Wir bekommen auch ganz, ganz viel Post von begeisterten Spielern. Das ist wirklich toll.

    Wie viel Geld verdient man mit dem Spielemachen?

    Brand: (lacht) Das ist immer schwierig zu sagen. Wir verdienen mit, an jedem verkauften Spiel. Das sind zwischen fünf und sieben Prozent. Leider nicht vom Verkaufspreis, sondern vom Einkaufspreis des Händlers.

    Die Exit-Spielreihe ist unter Kindern sehr erfolgreich. Aber nicht nur bei ihnen sind die Spiele beliebt, auch...
    Die Exit-Spielreihe ist unter Kindern sehr erfolgreich. Aber nicht nur bei ihnen sind die Spiele beliebt, auch... Foto: Kosmos Verlag

    Wie lange knobeln Sie an Ihren Rätseln?

    Brand: Wir erfinden eigentlich immer Rätsel. Wir haben so eine Rätselkiste zu Hause. Immer wenn uns ein cooles einfällt, schmeißen wir es da rein. Und immer wenn es Zeit wird, ein neues Exit-Spiel zu machen, schauen wir in diese Kiste. Schauen, was wir schon so haben und wie es zusammenpassen könnte. Manchmal hat man Rätsel in zwei Minuten fertig. Manchmal muss man korrigieren, neu überlegen, dann sitzt man ein paar Tage dran, bis das Rätsel so ist, wie man es gerne hätte.

    Sie sind also rund um die Uhr von Beruf Spieleerfinder?

    Brand: Also ich schon. Ich mache nichts anderes mehr. Mein Mann ist immer noch Versicherungskaufmann. Aber das müsste er eigentlich nicht. Aber man weiß es ja nie, wenn man in der kreativen Branche ist, kann auch alles sehr schnell wieder vorbei sein.

    Wie viele Stunden am Tag erfinden Sie Spiele?

    Brand: Das müsste ich glatt mal ausrechnen. Wir haben ja mittlerweile schon sehr viele Spiele erfunden, es kostet schon mal sehr viel Zeit diese zu verwalten. Dann müssen ja auch sehr viele E-Mails beantwortet werden. Ich baue zu Hause die Prototypen … Schreibe die Spielregeln … und mit den Verlagen hin und her. Manchmal sind es schon zehn, zwölf Stunden am Tag, wenn der Abgabetermin näher rückt.

    ...Erwachsene spielen die Exit-Spielereihe sehr gerne.
    ...Erwachsene spielen die Exit-Spielereihe sehr gerne. Foto: Kosmos Verlag

    Was ist das kniffligste Rätsel, das Sie entwickelt haben?

    Brand: Das ist ganz schwierig zu sagen, weil jeder Mensch eben anders denkt. Für den einen ist ein Rätsel total knifflig, während der andere in einer Sekunde erfasst, worum es geht. Was wir aber oft von Exit-Spielern gehört haben, ist, dass wir im „Grabkammer“-Spiel den Schachteleinsatz genutzt haben… Da sind viele nicht darauf gekommen.

    Kennen Sie alle Ihre Rätsel und Spiele auswendig?

    Brand: Leider, leider nicht. Die aktuellen habe ich im Kopf. Wenn die Spiele schon älter sind, weiß ich das nicht mehr und muss auch nachschauen. Jetzt kommen ja bereits Exit-Spiel 13 und 14 auf den Markt…

    Es ist eigentlich ziemlich schade, dass man jedes Spiel nach einmal Knobeln wegwerfen muss. Wie wichtig ist Ihnen der Umweltschutz?

    Brand: Wir haben darüber natürlich lange, lange diskutiert, bevor die Spiele auf den Markt kamen. Aber die Spiele sind alle zu 90 Prozent nur mit Pappe bestückt und werden dazu auch in Deutschland produziert. Es gibt also kaum Transportwege. Die meisten anderen Spiele werden ja in China produziert. Deshalb haben wir uns für das Kaputtmachen entschieden. So sind es coolere Rätsel.

    Was hinter den Escape-Spielen steckt

    Die Familie Brand hat insgesamt 350 Spiele erfunden und 120 auf den Markt gebracht. Sie sind eine echte Spielerfamilie. Sogar ihre Kinder Lukas und Emely haben im Alter von sieben und neun Jahren ein Spiel erfunden. Die „Mogelmotte“, das ebenfalls total erfolgreich ist. Später kamen noch einige dazu, etwa die Schummelhummel.

    Übrigens: Escape-Room-Spiele wurden im Jahr 2007 in Japan erfunden. Kleine Personengruppen werden bei diesen Spielen in einem Raum oder eine kleine Anzahl Räume eingesperrt. Dann müssen sie ihr „Gefängnis“ innerhalb einer vorgegebenen Zeit (zumeist 60 Minuten) mithilfe der darin versteckten Hinweise und Gegenstände wieder verlassen. Dabei werden sie über Kameras von einer das Geschehen beaufsichtigenden Person beobachtet. Über ein Funkgerät oder mit Bildern auf einem Monitor kann diese Person im Raum eingreifen, wenn etwas Falsches gemacht wird oder die Gruppe nicht vorwärtskommt. Die Spieler können meist auch selbst aktiv werden und Hinweise beim Spielleiter anfordern, sollten sie nicht weiterkommen. Auch in unserer Region gibt es inzwischen Escape Rooms.

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