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Interview: Wie ZDF-Moderatorin Dunja Hayali mit Hassmails umgeht

Interview

Wie ZDF-Moderatorin Dunja Hayali mit Hassmails umgeht

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    ZDF-Moderatorin Dunja Hayali erklärt, wie Journalismus glaubwürdig wird und wie sie mit Zuschauerreaktionen umgeht.
    ZDF-Moderatorin Dunja Hayali erklärt, wie Journalismus glaubwürdig wird und wie sie mit Zuschauerreaktionen umgeht. Foto: Rolf Vennenbernd, dpa

    Frau Hayali, Sie sind eine der prominentesten TV-Journalistinnen des Landes. Freuen Sie sich darüber?

    Dunja Hayali: Klar freue ich mich, wenn meine Arbeit bei den Zuschauern ankommt und das Publikum sie wertschätzt. Nur geht es in meinem Job ja nicht um Beliebtheitswerte, sondern darum, guten Journalismus abzuliefern. Das heißt: berichten, einordnen, erklären und den Finger in die Wunde legen.

    Inmitten einer Glaubwürdigkeitskrise der Medien stehen Sie für glaubwürdigen Journalismus. Was machen Sie denn anders als die anderen?

    Hayali: Ich kann natürlich nicht für andere Medien sprechen, sondern nur für meine Arbeit und in Teilen für mein Team. Die Transparenz und der direkte Zugang auf Facebook, bei Twitter und in Emails waren da sicherlich ein wichtiger Schritt. Die Menschen haben nun mal viele Fragen an uns Journalisten. Dabei geht es oftmals um Inhaltliches, aber auch ums Handwerk wie etwa Abläufe, Themenfindung, Interviewführung. Ich gestehe auch ein, wenn wir Fehler gemacht haben oder wenn ich persönlich mal kein gutes Interview geführt habe. Schonungslose Ehrlichkeit fängt bei einem selber an.

    Neulich sorgten Sie für Aufsehen, als Sie einen beleidigenden Brief öffentlich machten und ganz sachlich korrigierten. Wie viele solcher negativen Zuschriften bekommen Sie täglich?

    Hayali: Wäre es nicht die interessantere Frage, wie viele positive Zuschriften ich bekomme? Wir alle legen den Fokus viel zu sehr auf das Negative. Natürlich müssen wir solche Dinge publik machen, das muss durchdiskutiert und benannt werden. Aber 90 Prozent des Feedbacks, das ich bekomme, ist konstruktiv und respektvoll. Die Stimmung ist in Teilen sehr negativ, und das hängt auch damit zusammen, dass wir immer über das berichten, was nicht läuft, was scheitert. Damit meine ich absolut nicht, dass wir Dinge schönreden sollen, aber wir dürfen das Gelingen nicht vergessen.

    Dann machen Ihnen all die Hassmails gar keine Angst?

    Hayali: Sie sehen mich kämpferisch, immer noch mit offenem Visier und frohen Mutes. Ich betrachte mich nicht als Opfer. Aber ich frage mich: Was macht dieser Hass mit uns?

    Was macht er mit Ihnen?

    Hayali: Er hat Einfluss auf mein Leben, ganz klar: Ich gucke auf der Straße bewusster hin, wer mir entgegen kommt, und das ist keine gute Entwicklung. Ich finde es auch befremdlich, dass ich Personenschutz brauche, wenn ich zu einer AfD-Demo oder zu einer Antifa-Demo gehe. Journalisten müssen sich in diesem Land, in dem die Meinungs- und die Pressefreiheit ein hohes Gut ist, frei bewegen können, ohne angegriffen zu werden.

    Zur Person Dunja Hayali moderiert am 18. August um 22.30 Uhr die nächste Folge ihres „ZDFdonnerstalk“. Sie wurde 1974 als Tochter irakischer Christen aus Mossul in der Ruhrgebietsstadt Datteln geboren. Seit 2007 ist sie Moderatorin des ZDF-„Morgenmagazin“.

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