Der Mord an Maria Bögerl aus dem baden-württembergischen Heidenheim ist jetzt vier Jahre her. Zum zweiten Massengentest der Polizei kamen von rund 500 geladenen Männern nur knapp 300. Ein Gespräch mit dem Ulmer Polizeisprecher Horst Baur.
Baur: Wieso sagen Sie „nur“? Wir werten das als Erfolg, dass 300 gekommen sind. Für die anderen werden wir in naher Zukunft noch einmal einen Termin anbieten, damit Männer, die bisher noch nicht die Gelegenheit hatten, vorbeizukommen, dann auch ihre Speichelprobe abgeben können. Wenn’s auch da nicht geht, werden wir auch individuelle Termine vereinbaren.
Und Sie hoffen, dass der Täter auch eine Probe abgibt?
Baur: Zumindest können wir sagen, wenn Proben negativ ausfallen, dass er da nicht dabei war. Das heißt, der Kreis derer, die möglicherweise infrage kommen, lässt sich so reduzieren.
Wie viele Männer wurden beim ersten Gentest überprüft und wie viele waren eingeladen?
Baur: Beim ersten Gentest in Neresheim hat die Zielgruppe rund 3300 Männer umfasst. Und da stehen im Moment noch etwa 100 aus. Von denen hat sich aber der eine oder andere schon gemeldet und einen späteren Termin vereinbart. Und es sind welche dabei, die gesagt haben, sie geben keine Speichelprobe ab, weil sie ein Alibi haben. Da ist die Soko „Flagge“ im Moment dabei, diese Alibis zu überprüfen.
Das bedeutet: Wer nicht zum Massengentest geht, wird durchleuchtet?
Baur: Das habe ich so nicht gesagt. Grundsätzlich wird durch eine Weigerung, an der Speichelprobe teilzunehmen, kein Tatverdacht begründet. Aber wir schauen uns die Akten dann natürlich noch einmal genauer an. Und wenn wir eine richterliche Anordnung zur Speichelprobe haben wollen, brauchen wir entsprechende Fakten.
Schon der erste Massengentest konzentrierte sich auf die Umgebung rund um Heidenheim. Was macht Sie so sicher, dass der Mörder aus der Gegend stammt?
Baur: Unsere Ermittlungen haben diese möglichen örtlichen Bezüge zu Neresheim und Giengen an der Brenz ergeben.
Inwiefern?
Baur: Ich werden Ihnen dazu keine weiteren Details nennen, was die Ermittlungen ergeben haben.
Der Erpresser meldete sich am Telefon mit dem Namen „Schmid“. Haben Sie alle Männer mit diesem Namen bereits überprüft?
Baur: Es gab anfangs natürlich entsprechende Überprüfungen, aber das ist ja schon leider einige Jahre zurück.
Vier Jahre sind vergangen, und noch immer hat man das Gefühl, dass die Polizei komplett im Dunkeln tappt. Haben Sie irgendwelche konkreten Hinweise auf den Mörder?
Baur: Auch da werden wir im Moment unsere Erkenntnisse nicht öffentlich machen – kein Ja, kein Nein.
Gibt es ein Persönlichkeitsprofil?
Baur: Es wurde versucht, solche Profile zu erstellen, aber das ist natürlich immer schwierig.
Falls dieser Massengentest wieder kein Ergebnis bringt – wird es einen weiteren geben?
Baur: Auch da werden wir unsere Ermittlungen nicht schon im Vorfeld bekannt geben. Aber wir haben natürlich außer diesem Massengentest noch andere Ermittlungsansätze, die wir nicht öffentlich machen werden.
Wie viele Beamte ermitteln derzeit noch in der Soko „Flagge“?
Baur: 18.
Gibt es nach so langer Zeit noch neue Hinweise aus der Bevölkerung?
Baur: Ja, es melden sich immer wieder noch Menschen, weil der eine oder andere sagt, mir geht da schon lange was im Kopf rum, das könnte wichtig sein, und jetzt melde ich das der Polizei.
Glauben Sie, dass Sie den Mörder von Maria Bögerl noch fassen werden?
Baur: Wir arbeiten daran.