Herr Brambach, früher haben Sie im „Tatort“ Schurken gegeben, jetzt sind Sie Kommissar. Wie fühlt es sich an auf der Seite des Gesetzes?
Martin Brambach: Beim „Tatort“ habe ich tatsächlich noch nie einen Polizisten gespielt, in anderen Serien schon, von daher war mir das nicht neu. Gesetzeshüter sind aber die undankbareren Rollen, die Schurken machen in der Regel einfach mehr Spaß. Wobei ich sagen muss, einen Kommissar in Dresden zu spielen, hat mich ungemein gereizt, weil ich in der Stadt geboren bin.
Sie sind der Chef eines weiblichen Ermittlerteams – und der Hahn im Korb?
Brambach: Das kann ich nicht verneinen. Ich habe es mit schönen und angenehmen Kolleginnen zu tun, die auch noch ihr schauspielerisches Handwerk beherrschen – also, es könnte unangenehmer sein.
Sind Sie eigentlich jemand, der lieber mit den Kumpels um die Häuser zieht? Oder jemand, der lieber ein gutes Gespräch mit einer Frau führt?
Brambach: Mit Kumpels ziehe ich selten um die Häuser, ich gehe eigentlich meistens mit meiner Frau aus. Ich bin abends sowieso nicht mehr so viel unterwegs, ich gehe ja immerhin auch schon auf die 50 zu. Außerdem haben wir ein Kind zu Hause, das dieses Jahr in die Schule kommt und natürlich einen Großteil meiner freien Zeit beansprucht. Wenn ich es mir recht überlege, bin ich ein rechter Ausgehmuffel.
Der Kommissar, den Sie spielen, ist auch kein Feierbiest. Außerdem hasst er Handys, Anglizismen und soziale Netzwerke. Können Sie ihn verstehen?
Brambach: Ehrlich gesagt: Ja. Natürlich habe ich ein Handy und ich rede auch ganz leidlich Englisch. Aber das mit der ständigen Erreichbarkeit und dem Internet strengt mich ungemein an, und mit sozialen Netzwerken habe ich es überhaupt nicht. Die ganze Zeit, die das alles in Anspruch nimmt: furchtbar. Ich schalte mein Handy manchmal sogar ab, muss das dann allerdings vorher meiner Agentin sagen.
Welches Verhältnis haben Sie zu Ihrer Heimatstadt Dresden?
Brambach: Ich fand das schon sehr aufregend, dorthin zurückzukehren, und bin in jeder drehfreien Minute zu den Orten gepilgert, an die ich mich noch erinnern konnte, also mein Elternhaus, der Bäcker, zu dem wir damals gegangen sind, und solche Sachen. Je älter man wird, desto wichtiger wird einem die Vergangenheit ja.
Gefällt Ihnen die Stadt, wie sie sich heute präsentiert?
Brambach: Oh ja, ich finde, das ist eine ganz tolle, mit viel Kultur aufgeladene Stadt, in der sehr sympathische Menschen leben. Die Leute, die mir begegnet sind, waren wirklich alle wahnsinnig nett.
Dennoch hat das Image Dresdens in jüngster Zeit wegen des islamfeindlichen Pegida-Bündnisses gelitten...
Brambach: Die derzeitige Außendarstellung von Dresden macht mich in der Tat überhaupt nicht glücklich. Die Pegida-Geschichte ist auch eine schwere Hypothek für die Stadt, wie mir viele Leute erzählt haben. Sie schadet zum Beispiel dem Fremdenverkehr ungemein, da werden massenhaft Buchungen storniert. Durch Dresden zieht sich ein Riss, der manchmal sogar mitten durch Familien geht, und das ist alles andere als schön. Viele Dresdner sind für Pegida, viele sind aber auch dagegen. Das Schlimme ist, dass sich das alles so radikalisiert hat, und zwar auf beiden Seiten.
Ihr Stiefbruder Jan Josef Liefers kennt die Stadt auch sehr gut. Welches Verhältnis haben Sie zu ihm?
Brambach: Wir haben ein gutes, um nicht zu sagen herzliches Verhältnis. Zur Rolle als „Tatort“-Kommissar hat er mir natürlich gratuliert. Ich bin gespannt, was er zu unserem ersten Fall sagt.
Er soll Ihnen das Rauchen beigebracht haben. Stimmt das?
Brambach: Das Rauchen nicht, aber er hat mir beigebracht, wie man Zigaretten dreht. Das hat mich stark beeindruckt. Noch mehr beeindruckt hat mich, als er mir erzählt hat, dass es im Ersten und Zweiten Weltkrieg Soldaten in den Schützengräben gab, die das mit einer Hand konnten. Storys vom großen Bruder wirken ja besonders stark.
Jan Josef Liefers ist ein großer Fernseh-Star in Deutschland. Kommt da manchmal brüderlicher Neid auf?
Brambach: Nein, gar nicht.