Seinen Einstand als "Tatort"-Kommissar Thorsten Falke gab Wotan Wilke Möhring 2013 mit der Episode "Feuerteufel". Inzwischen ist Falke vom LKA Hamburg zur Bundespolizei gewechselt und arbeitet seit 2016 mit Polizeioberkommissarin Julia Grosz (Franziska Weisz) zusammen. Sein jüngster Fall "Böser Boden" ist am Sonntag im Ersten zu sehen. Seinen Job macht er immer noch gerne.
In seinem achten Fall bekommt Falke es mit Umweltproblemen und einer entsprechenden Aktivistenszene zu tun. Wie steht Wotan Wilke Möhring zu diesen Themen?
Wotan Wilke Möhring: Es ist ja schwer, sich als Wesen, das atmet und isst, nicht damit zu beschäftigen. Weil das die großen Themen sind - Luft, Wasser, genmanipulierte Nahrung. Und wenn man Kinder hat, beschäftigt man sich noch mehr damit. Das geht einen einfach an. Ich glaube, wichtig ist es, ein allgemeines Bewusstsein zu haben. Die Entscheidungen, die daraus folgen, kommen dann von allein. Kindern sollte man etwa verantwortungsbewussten Umgang mit Nahrungsmitteln beibringen - und dass man Wasser nicht unnötig laufen lässt. Dass man sich um den Planeten kümmert und Respekt hat vor allen Lebewesen. Zu Demos gehe ich eher selten, weil ich da oft zu sehr im Spotlight stehe und so von den Themen eher ablenke. Wenn ich aber meine Popularität bei einzelnen Inititiven positiv einbringen kann, dann mache ich das auch.
Wie sieht es eigentlich in Falke aus? Er kämpft privat immer noch um das Vertrauen seines Sohns. Und seine forsche neue Kollegin ist auch nicht ganz einfach. Bereut er es, sie ausgesucht zu haben?
Wotan Wilke Möhring: Da kommt im Film tatsächlich einiges zusammen. Er hat seine Partnerin verloren, sein bester Freund ist weg. Seinen Sohn hat er wiedergefunden - und sofort wieder verloren. Deshalb wirkt er nicht konzentriert bei dieser Ermittlung. Eine Grunderfahrung hat Falke gemacht, dass es zum Ende von beidem führt, Beruf und Privatleben zu vermischen. Seine neue, durchaus schroffe Kollegin hat er sich mit ausgesucht aufgrund seiner Erfahrungen mit ihrer Professionalität - wissend, dass es nicht leicht wird für ihn. Es geht überhaupt nicht darum, dass sie Mann und Frau sind. Es gibt keinen, der Anführer ist, sie kann genauso gut mit der Waffe umgehen wie er. Der eine kann das auffangen, was der andere als Loch hinterlässt. Dass ihre weiblich-intuitive Wahrnehmung diesmal stärker zum Zuge kommt, hängt nur damit zusammen, dass Falke emotional tatsächlich mehr bei seinem Sohn ist.
Sie sind einer der erfolgsreichsten "Tatort"-Ermittler. Wie sehen Sie Ihre Zukunft in der kultigen Reihe?
Wotan Wilke Möhring: Ich find's toll, dass ich mich immer noch darauf freue, das zu machen. Dafür habe ich mich aus anderen Bereichen teilweise sogar zurückgezogen. Zum Beispiel ist es toll, dass man auch harte Themen, die man so anderweitig im Fernsehen nicht unterbringen könnte, im "Tatort" so nah am Zeitgeist wie möglich ansprechen und vermitteln kann. Und das mit dieser großen Verantwortung, die man hat - was ich anfangs so gar nicht wusste. All das ist auch eine persönliche Bereicherung. Schließlich berührt einen als Menschen das Einzelschicksal, und dabei geht es in unseren Fällen ja immer, mehr als etwa die Kriminalstatistik. Mit den Fernsehverantwortlichen einige ich mich immer so auf die nächsten ein, zwei Jahre. Bis 2019 sind wir mittlerweile aufgestellt.
ZUR PERSON: Wotan Wilke Möhring wurde 1967 in Detmold (Nordrhein-Westfalen) geboren und wuchs in Herne auf. Er war als Jugendlicher Punk und gründete mehrere Bands. Seinem Studium der Visuellen Kommunikation an der Hochschule der Künste in Berlin schloss Möhring Schauspiel-Workshops in Köln und Los Angeles (USA) an. Seit 1998 trat Möhring in mehr als 100 Produktionen auf. Für seine Hauptrolle in "Der letzte schöne Tag" wurde er mit dem Grimme-Preis 2013 ausgezeichnet.
Interview: Ulrike Cordes, dpa
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